Jens Spahn ist wieder einmal vorgeprescht.
Der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich für die sogenannte Widerspruchslösung bei Organspenden ausgesprochen. Künftig solle jeder Deutsche automatisch ein Spender sein, so lange er oder die Angehörigen nicht ausdrücklich widersprechen würden, sagte Spahn der "Bild"-Zeitung. Nur so könne "die Organspende zum Normalfall werden".
Zwar stelle eine solche Neuregelung einen Eingriff des Staates "in die Freiheit des Einzelnen" dar, doch seien alle bisherigen Versuche der Politik, die stark zurückgehende Zahl der Organspender wieder zu erhöhen, "leider ohne Erfolg" geblieben.
Spahn hatte erst vor wenigen Tagen angekündigt, die Zahl der Organspenden durch eine bessere Vergütung der Krankenhäuser erhöhen zu wollen, da es den Krankenhäusern vielfach an Zeit und Geld fehle, um Spender zu identifizieren.
In Deutschland gilt seit 2012 die sogenannte Entscheidungslösung: Jeder über 16 Jahre wird von seiner Krankenkasse aufgefordert, eine freiwillige Erklärung über seine Organspendenbereitschaft abzugeben. Forderungen auch aus der Ärzteschaft nach einer Widerspruchslösung stießen in der Bundesregierung bislang auf Ablehnung.
In Ländern wie Frankreich, Italien oder den Niederlanden ist das anders. Dort gilt die Widerspruchslösung: Jeder Mensch ist grundsätzlich Organspender, es sei denn, er widerspricht ausdrücklich.
2017 sanken die Zahlen der Organspende auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren.
Nach Ansicht der DSO nimmt die Spendebereitschaft der Bevölkerung eigentlich nicht ab. 84 Prozent stehen der Organspende positiv gegenüber.
Die Schwachstellen liegen offenbar eher in den Kliniken. So gab es in den vergangenen Jahren von dort weniger Meldungen von möglichen Organspendern.
Ebenso kann aber auch eine unklare Formulierung in einer Patientenverfügung die Organspende verhindern.
(tl/afp)