Es ist der erste große Ausbruch des neuartigen Coronavirus in Europa: Bis zum Dienstagmorgen waren bereits mehr als 220 Sars-CoV-2-Fälle, so heißt das Virus offiziell, in Italien erfasst.
Die Behörden versuchen, die Verbreitung mit drastischen Maßnahmen zu stoppen. Dennoch: Das Ausmaß des Ausbruchs in Italien erschreckt. Sieben Todesfälle zählen die Behörden bereits.
Die Angst vor einer weiteren Verbreitung, gar vor einer Pandemie wächst. Wie groß ist die Gefahr nun für Deutschland?
Das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) schätzte das Risiko für eine Infizierung in Europa am Dienstag noch als gering ein. Allerdings warnte das ECDC auch am Freitag: Eine weitere Verbreitung könne nicht ausgeschlossen werden. "Die Auswirkungen einer oder mehrerer Infektionen (...) wären jedoch moderat bis hoch, besonders für ältere Bevölkerungsgruppen (...)."
Das Robert Koch Institut (RKI) folgt dieser Einschätzung: Zwar müsse mit einem Import einzelner Fälle gerechnet werden, auch weitere Übertragungen und Infektionsketten in Deutschland seien möglich, das Risiko für die Bevölkerung in Deutschland sei aber nach wie vor gering, heißt es auf der Webseite.
Um sich vor einer Infektion zu schätzen, rät das RKI – wie bei einer gewöhnlichen Grippe auch – zu "Husten- und Nies-Etikette, gute Händehygiene sowie Abstand zu Erkrankten".
Weitere Fragen zum Coronavirus erklären wir euch hier:
Grundsätzlich verursachen gewöhnliche Coronaviren laut RKI eine "milde Erkältungssymptomatik", also Husten, Schnupfen und Atemnot. Im Fall des neuartigen Coronavirus kann eine Infektion aber auch zu einer Lungenentzündung und Atemproblemen führen.
Da es sich in diesem Fall um eine atypische Lungenentzündung handelt (heißt: nicht von Bakterien verursacht), treten die Symptome eher langsam und schleichend auf. Kopf- und Gliederschmerzen gehören laut Techniker Krankenkasse zu den typischen Symptomen, dazu leichtes Fieber und Husten.
Die Inkubationszeit (der Zeitraum zwischen Ansteckung mit einem Erreger und Auftreten der ersten Symptome) beträgt zwischen 2 und 14 Tagen. Menschen sind während der Inkubationszeit vermutlich ansteckend.
Solltet ihr aus einer der Regionen in Italien kommen, die mit Infizierungen ringt, Kontakt mit Personen aus Wuhan oder anderen belasteten Regionen gehabt haben, an den oben beschriebenen Symptomen leiden oder die Symptome entwickeln, dann besteht Verdacht auf eine Infektion mit dem Virus.
Das RKI rät in diesem Fall:
Das Virus kann von Mensch zu Mensch übertragen werden – meist per Tröpfcheninfektion (also etwa durch Anhusten). Auch sogenannte Schmierinfektionen sind möglich. Dabei nehmt ihr die Viren etwa von einer Türklinke auf. Fasst ihr euch dann zum Beispiel ins Gesicht, könnt ihr euch mit dem Erreger infizieren.
Grundsätzlich gelten auch für das neuartige Coronavirus dieselben Schutzmaßnahmen, mit denen ihr euch auch vor einer Erkältung oder Grippe schützen könnt.
Krankenhäusern, die mit Verdachtsfällen einer Infektion mit dem Coronavirus umgehen müssen, empfiehlt das RKI vorbeugende Maßnahmen gegen Tröpfcheninfektion:
Diese Maßnahmen sollen eine Ausbreitung des Virus verhindern und das Krankenhauspersonal schützen. Für eine Diagnose werden euch dann mehrere Proben entnommen, aus den oberen Atemwegen (Mund- und Nasenhöle, Rachen, Kehlkopf) und den unteren Atemwegen (Luftröhre, Bronchien und Lungenbläschen).
Diese Proben werden aufwendig verpackt und zur Untersuchung an Labore übergeben. Außerdem wird der Verdacht beim örtlichen Gesundheitsamt gemeldet. Die Ämter geben das an die Landesbehörden weiter, allerdings ohne Namen, Adressen und andere Kontaktdaten weiterzugeben.
Derzeit gibt es laut Robert Koch Institut keine spezifischen Behandlungsmöglichkeiten gegen das neuartige Coronavirus. Allerdings sei die unterstützende Behandlung der Infektion sehr wirkungsvoll.
Je nach Schwere des Krankheitsbildes können dazu etwa Sauerstoffgabe, Ausgleich von Flüssigkeitshaushalt oder die Behandlung von bakteriellen Begleitinfektionen mit Antibiotika gehören. Außerdem werden die relevanten Grunderkrankungen behandelt, also etwa euer Husten.
"Nicht alle Erkrankungen nach Infektion mit dem neuartigen Coronavirus verlaufen schwer, bei den in Deutschland bekannt gewordenen Fällen standen bisher meist Erkältungssymptome im Vordergrund", teilt das RKI mit.
Das Auswärtige Amt rät von Reisen in die Provinz Hubei ausdrücklich ab. Auch von nicht notwendigen Reisen in andere Landesteile wird abgeraten. Zudem hat Lufthansa ohnehin alle Flüge nach Peking und Shanghai bis Ende März ausgesetzt.
Falls ihr doch nach China reist, dann müsst ihr zumindest mit Einschränkungen im Fernverkehr rechnen. Unbedingt solltet ihr Märkte meiden, auf denen lebendige oder tote Tiere gehandelt werden. Kontakt mit Tieren solltet ihr ebenfalls vermeiden. Dieses Merkblatt des Auswärtigen Amts könnt ihr euch ausdrucken oder auf eure Smartphones herunterladen.
Jein. Zwar gibt es inzwischen mindestens 2400 Todesfälle in China, die mit dem Coronavirus in Verbindung stehen.
Das RKI teilt mit: Todesfälle traten bisher vor allem bei Patienten auf, die älter waren und/oder zuvor an chronischen Grunderkrankungen litten. Der Anteil der Todesfälle an den bestätigten Erkrankungen liegt bei zwei Prozent.