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Betrug auf Dating-Apps: Was Tinder für die Sicherheit der Nutzer tut

Rory Kozoll ist seit zwei Jahren Head of Trust & Safety Product bei der Datingplattform Tinder.
Rory Kozoll ist seit zwei Jahren Head of Trust & Safety Product bei der Datingplattform Tinder.Bild: iStockphoto / Poike
Interview

Tinder-Sicherheitschef über Dating-Betrüger, Hate Speech und mehr Schutz für LGBTQ

12.04.2023, 16:44
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Schlechte Erfahrungen beim Dating hat wohl fast jeder schon einmal gemacht – wie auch unsere watson-Kolumne "Mein schlimmstes Date" zeigt. Manchmal sind verunglückte Dates aber nicht lustig, sondern beängstigend. Online-Dating kann gefährlich sein, weil man sein Gegenüber noch nie gesehen hat. Manche Betrüger nutzen Dating-Plattformen aus, um Menschen um Geld zu betrügen oder Schlimmeres. Das bekannteste Beispiel ist wohl der "Tinder Schwindler", dessen Fall sogar verfilmt wurde.

Damit sich die User:innen von Tinder bei einer so privaten Situation wie Dating sicherer fühlen, hat die Plattform zum "Safer Internet Day" am 7. Februar eine Vielzahl neuer Sicherheitsfunktionen und Updates bestehender Features eingeführt.

Darunter auch eine vereinfachte Meldefunktion problematischer Inhalte und Aufklärungsinitiativen zu sicherem Dating. LGBTQ+-User können außerdem das Anzeigen ihres Profils in queer-feindlichen Ländern deaktivieren. Einen detaillierten Überblick über viele Neuerungen findest du in diesem watson-Artikel.

Tinder hatte weltweit nach eigenen Angaben im Jahr 2020 sechs Millionen zahlende Benutzer.
Tinder hatte weltweit nach eigenen Angaben im Jahr 2020 sechs Millionen zahlende Benutzer.Bild: iStockphoto / Poike

Watson spricht mit Rory Kozoll, Head of Trust & Safety Product bei Tinder, über sicheres Datingverhalten, die psychische Gesundheit der Mitarbeiter und Berge an Spam.

watson: Innerhalb der vergangenen zwei Jahre hat sich das Sicherheitsteam von Tinder alle sechs Monate wieder verdoppelt. Sind Hassrede und Dating-Betrug so stark gestiegen, dass das nötig war?

Rory Kozoll: Der Grund, warum wir so schnell gewachsen sind, ist, dass wir bewiesen haben, dass wir in diesem Bereich erfolgreich sein und bedeutende Fortschritte machen können. Und wie es bei vielen Unternehmen der Fall ist, steigen die Investitionen, wenn man anfängt, Erfolg zu haben und sich zu verbessern. Ich denke, dass die Sicherheit viele Jahre lang als Bereich gesehen wurde, den die Leute nicht so gut verstanden haben. Doch in den letzten Jahren haben wir echte Fortschritte gemacht, die die Sicherheit unserer Mitglieder verbessern. Und ehrlich gesagt glaube ich, dass es eher unseren Erfolg widerspiegelt, als dass es einen gestiegenen Bedarf gibt.

Was ist das komplexeste Sicherheitsthema, mit dem ihr bei Tinder zu tun habt?

Das komplexeste Problem, mit dem wir zu tun haben, ist zweifellos Spam, und zwar im Sinne von: Böse Akteure auf der anderen Seite versuchen, einen Weg um die Systeme herum zu finden und nicht entdeckt zu werden, sodass sie ihre Spam-Mails versenden können. Es ist ein Problem, bei dem wir sehr wachsam sein und es als einen Kampf betrachten müssen, in dem wir uns ständig anpassen müssen. Das ist der technisch komplizierteste Teil.

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Es gab früher größere Betrugsfälle über Tinder, wie den "Tinder Schwindler": Wie sicher sind Sie, mit den neuen Sicherheitsfunktionen, so etwas in Zukunft zu verhindern?

Wir haben eine Reihe von Funktionen, die unseren Mitgliedern helfen sollen, Vertrauen in die Echtheit ihrer Matches aufzubauen. Und wir führen einige Funktionen ein, die es den Mitgliedern leichter machen, uns zu informieren, wenn ihnen etwas verdächtig vorkommt. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist die Meldung über einen Klick: Es reicht das lange Drücken der problematischen Nachricht, um eine Meldung zu machen. Wir haben schon vor Jahren unsere Foto-Verifizierung veröffentlicht, die unserer Meinung nach wirklich wertvoll ist, um sich zu versichern, dass die Personen, mit denen man spricht, authentisch sind.

"Wir raten unseren Mitgliedern davon ab, ihre persönlichen Daten mit anderen Mitgliedern zu teilen."

Natürlich haben wir auch Funktionen wie Videoanrufe, die in diesem Zusammenhang sehr nützlich sein können – gerade vor dem ersten Treffen. Wir ermutigen die Leute, das Gespräch so lange wie möglich in der App zu führen, damit sie verstehen können, welche Absicht das Gegenüber verfolgt. Sowohl um Betrug zu verhindern, als auch, um sicherzugehen, dass sie mit der Person auf der gleichen Seite stehen und an der gleichen Art von Beziehung interessiert sind.

Eine neue Tinder-Sicherheitsfunktion kann sicherstellen, dass man Kollegen oder dem Chef nicht angezeigt wird.
Eine neue Tinder-Sicherheitsfunktion kann sicherstellen, dass man Kollegen oder dem Chef nicht angezeigt wird. Bild: iStockphoto / nortonrsx

Werden User gewarnt, wenn sie mit einer Person schreiben, die bei einem anderen Date auffällig oder übergriffig wurden?

Wir nehmen den Datenschutz an dieser Front sehr ernst. Viele der Berichte, die wir erhalten, sind aber derart, dass es vielleicht nicht angebracht wäre, den Leuten proaktiv mitzuteilen, was andere über sie gesagt haben. Aber wir tun unser Bestes, um sicherzustellen, dass wir alle potenziellen Sicherheitsrisiken beseitigen. Auch indem wir bestimmte User in der App sperren.

Um die Sicherheit der User garantieren zu können, müssen Sie viele Informationen scannen, wie Bilder, Telefonnummern und die Inhalte der Konversationen. Wie steht es da um die Datensicherheit?

Wir versuchen, für den Schutz unserer Mitglieder so wenig persönliche Daten wie nötig zu sammeln. Wir raten unseren Mitgliedern auch definitiv davon ab, ihre persönlichen Daten mit anderen Mitgliedern zu teilen. Das ist eine der Hauptmethoden, um Probleme zu vermeiden. Außerdem haben wir ein wirklich gutes Sicherheitsprogramm, um die Daten zu schützen, die auf unseren Servern gespeichert sind.

"Unsere Moderatoren durchlaufen ein sehr umfangreiches Resilienzprogramm."

Werden Meldungen von problematischen Profilen immer nochmal von Menschen geprüft?

Wir haben die Möglichkeit für Mitglieder, uns etwas zu melden. Und in fast jedem Fall ist ein Mensch bei einem Reporting-Verfahren involviert. Dieser bewertet den Bericht und die dazugehörigen Daten und trifft eine Entscheidung. Natürlich können je nach Schwere des gemeldeten Vorfalls unterschiedliche Maßnahmen ergriffen werden. Aber in vielen Fällen werden die Personen von der Plattform entfernt.

Wie werden Mitarbeiter:innen unterstützt, die jeden Tag unangemessen Inhalte oder Hass-Nachrichten lesen müssen?

Unsere Moderatoren durchlaufen tatsächlich ein sehr umfangreiches Resilienzprogramm. Manchmal müssen sich die Moderatoren mit sehr schwierigen Dingen auseinandersetzen. Daher ist es wichtig, ihre psychische Gesundheit zu schützen und ihnen die Unterstützung zu geben, die sie brauchen, um alles zu verarbeiten, was möglicherweise verstörend war.

Wie wurden die Sicherheitskonzepte entworfen? Zusammen mit dem Feedback der User?

Wir arbeiten eng mit Partnern auf der ganzen Welt zusammen, die uns helfen, die Probleme unterrepräsentierter Gruppen zu verstehen, insbesondere LGBTQIA+. Je nachdem, wo sie leben, sind diese Mitglieder mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Problemen konfrontiert. Wir glauben, so einen Teil dazu beitragen zu können, ihre Probleme bis zu einem gewissen Grad zu lösen oder ihre Situation zumindest zu verbessern.

"Wir sind wahrscheinlich für mehr Ehen in der westlichen Welt verantwortlich, als jede andere Institution im letzten Jahrzehnt."

Unsere Ideen dafür stammen im Wesentlichen aus drei Quellen. Entweder wir sehen ein Problem auf unserer Plattform und versuchen, darauf einzugehen. Oder unsere Mitglieder erzählen uns von ihren Problemen, beziehungsweise unsere Partner weisen uns auf etwas hin. Der vierte Punkt besteht aus der Kreativität in der Problemlösung und dem persönlichen Blick, den unser Team mitbringt. Glücklicherweise haben wir einen sehr vielfältigen Mitarbeiterstamm mit einer großen Bandbreite an eigenen Erfahrungen und Lebensgeschichten.

Haben Sie Ihre:n Partner:in ebenfalls über Tinder kennengelernt?

Eigentlich war ich sogar schon verheiratet, bevor es Tinder gab. Aber ich habe eine Menge Freunde, die die Liebe ihres Lebens auf Tinder kennengelernt haben. Wir sind wahrscheinlich für mehr Ehen in der westlichen Welt verantwortlich, als jede andere Institution im letzten Jahrzehnt.

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