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Interview

Evil Suki über Feminismus, Hate auf Tiktok und ihr Vorbild Pamela Anderson

Über Evil Suki gibt es viele Meinungen, nur als langweilig würde sie wohl keiner bezeichnen.
Über Evil Suki gibt es viele Meinungen, nur als langweilig würde sie wohl keiner bezeichnen.Bild: privat
Interview

Evil Suki über Girl's Girls, Hate von Männern und schlechte Phasen der Selbstliebe

24.04.2024, 08:09
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Es gibt ein paar Frauen, die schwer zu greifen sind. Evil Suki ist so eine. Hunderttausende sehen dem Partygirl amüsiert dabei zu, wie sie mit ihren Freundinnen in Tokyo, Paris und München feiern geht, sich dabei von reichen Männern finanzieren lässt und gleichzeitig Feminismus und ihr Recht auf Achselhaar predigt.

"Girl's Girls geben Frauen einen Vertrauensvorschuss."

Als "Sprinkle Sprinkle" bezeichnet Suki ihren Lifestyle, der irgendwo zwischen Limousinen, Katerfrühstück und Hotel-Toiletten pendelt. Soll das Satire sein? Girl Power? Ist Suki eine Antifeministin, eine moderne Holly Golightly – oder ist das einfach nicht so Schwarz-Weiß?

Für watson sprachen wir mit der Tiktokerin über berechtigten (und unberechtigten) Hate, Girl's Girls und schwankende Momente der Selbstliebe.

watson: Was ist für dich ein Girl's Girl?

Evil Suki: Für mich sind Girl's Girls Frauen, die nicht Männer an erste Stelle stellen, sondern Frauen und Freundschaften priorisieren. Ein Klassiker, bei dem sich die Solidarität immer zeigt, ist, wenn Gossip über Frauen entsteht. Anstatt sich auf Kosten einer anderen zu amüsieren und sich anzubiedern, kann man sich auch vor die Frau stellen und fragen: Ist das wirklich so passiert oder nur so eine von einem Mann erzählte Story? Girl's Girls geben Frauen einen Vertrauensvorschuss.

Und du bist so jemand?

Oh Gott, auf jeden Fall.

Du hast vor allem weibliche Follower:innen, oder?

Genau. Momentan sind es so 90 Prozent. Es gab mal eine Zeit, da war der Wert noch höher – 97 Prozent! Es gibt kaum Männer in meiner Community.

Was lustig ist, weil du einem Schönheitsideal entsprichst, das männliches Publikum anziehen könnte.

Die klicken auch manchmal auf meine Videos. Nur, sobald sie mich reden hören, sind sie wieder weg. Ich sehe zwar so aus, wie sie es gerne hätten. Aber ich sage nicht die Dinge, die ihnen gefallen.

Bist du so widersprüchlich?

Ich sehe aus wie eine "Tussi". Ich entspreche typischen Schönheitsidealen. Da gehen die Leute fälschlicherweise davon aus, dass ich Männern um jeden Preis gefallen will.

"In einem Raum voller Frauen fühle ich mich immer sicher."

Welches Vorurteil steckt dahinter?

Dass eine Frau, die sich hübsch macht, sich sexy gibt, nicht auch noch schlau sein kann. Du bist eine Tussi oder eine Feministin, aber alles darf frau nicht sein. Männern macht Gleichberechtigung Angst. Wenn eine Frau schlagfertig ist und noch dazu hübsch, ist ihnen das zu viel Power. Womit sollen die Typen dich dann noch fertig machen?

Erreicht dich Hate denn eher von Männern?

Früher kam er nur von Männern. Mittlerweile haben sich ein paar Frauen angeschlossen, à la: "Du bist nur ein Objekt." Aber wir waren doch alle schon mal so missgünstig drauf. Und ganz ehrlich: Bei den Sachen, die ich manchmal sage, ist Hate berechtigt. (lacht)

Es wird aber oft so getan, als ob Frauen prinzipiell mit Frauen ein Problem hätten.

Das ist die größte Lüge und eine ganz schlimme Erzählung. Meine Freundinnen empfangen jedes neue Mädel mit offenen Armen. Streit und Neid untereinander gab es das letzte Mal mit zwölf Jahren in der Schuldisco. Auch auf Partys passen selbst fremde Frauen aufeinander auf, checken: "Geht es der Anderen da am Tresen gut?" In einem Raum voller Frauen fühle ich mich immer sicher.

"Ich war früher eine echte Zicke."

War das in deiner Kindheit schon so?

Ich habe eine Schwester und meine Freundinnen habe ich auch schon seit zwanzig Jahren. Ich war außerdem umgeben von starken Frauen, meiner Mama, meiner Tante, meiner Oma. Die haben mir vorgelebt, wie Frauen eine Gemeinschaft bilden. Das macht uns stärker.

Erinnerst du dich an einen speziellen Moment, wo dich eine fremde Frau positiv überrascht hat?

Ich habe so viele positive Erfahrungen mit Frauen gemacht, dass ich nichts herauspicken könnte. Frauen sind immer hilfsbereit, sei es auf der Clubtoilette oder wenn man mal krank wird. Frauen sind die Menschen, auf die ich mich verlasse. Eigentlich fällt mir auf die Frage nur eine negative Erfahrung ein, so außergewöhnlich war das für mich.

Was war das für eine schlechte Erfahrung?

Ich bin in einer Bar eine Treppe heruntergegangen, auf dem Weg kam mir eine Frau entgegen, zu der ich sagte: "Wow, deine Haare sehen so schön aus!" Und sie guckt mich wie versteinert an, von oben bis unten, und sagt langsam: "Ja. Ich weiß." Aber abwertend, als ob ich sie belästigen würde. Diese Form von competition unter Frauen kenne ich gar nicht, das hat mich völlig schockiert.

"Ich merke, dass ich schon bessere Phasen in Bezug auf 'woman support woman' hatte, als gerade jetzt."

Hast du denn selbst mal etwas gemacht gegenüber Frauen, wofür du dich heute schämst?

Als Teenager war ich schon manchmal schlimm. Ich war früher eine echte Zicke, besonders wenn es um meinen Freundeskreis ging. Als einer meiner besten Freunde von seiner Freundin betrogen wurde, bin ich mit allen über sie hergezogen, was für eine Schlampe sie sei. Das war nicht nett, das war literally scheiße.

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Hast du dich dafür bei ihr entschuldigt?

Ja, habe ich. Aber in dem Moment war das trotzdem dumm. Ich habe definitiv Fehler gemacht. Und ich bin auch heute nicht perfekt. Ich merke, dass ich schon bessere Phasen in Bezug auf "woman support woman" hatte, als gerade jetzt. Aber wie zufrieden man gerade mit sich selbst ist, macht immer viel aus, oder?

Wie meinst du das?

Wenn ich gerade etwas an mir schön finde, bemerke ich diese Eigenart auch an Anderen verstärkt. Genauso auch, wenn ich mit etwas hadere – Gewichtszunahme zum Beispiel –, dann suche ich nach diesem Makel bei anderen Frauen. Was bescheuert ist, aber es gibt Phasen, da kann ich mich davon nicht frei machen. Und weißt du was? Das ist eigentlich auch okay. Es gibt starke und schwache Phasen in der Selbstliebe, das darf man sich zugestehen.

Hast du ein Vorbild, eine andere Frau, die du cool findest?

Paris Hilton! Sie ist mein erstes krasses Vorbild gewesen. Ich mochte auch Bonnie Strange immer gerne. Und Pamela Anderson. Die finde ich auch toll.

Auch die wurde in den 90ern für oberflächig gehalten. Dabei wirkt sie in ihrer Doku wie eine, die allen das Beste gönnt.

Pamela hätte sogar ein bisschen mehr selbstsüchtig sein müssen, die arme Maus.

Abgesehen von Pamela: Ändert dein Verständnis für Frauen dein Verhältnis zu Männern?

Ich rede darüber ganz oft mit Freundinnen. Ich habe das Gefühl, je mehr du dich mit Feminismus beschäftigst, desto weniger Männer magst du, weil einem dann ständig ihr sexistischer Kram auffällt.

Zum Beispiel?

Ein Mini-Kommentar oder eine übergriffige Geste. Kleinigkeiten. Aber weil sich das über die Jahre und unterschiedliche Männer sammelt, sind Frauen irgendwann zu Recht genervt. Ich bin da echt streng geworden. Fällt ein sexistischer Spruch, sage ich: "Bitte raus aus meinem Leben. Ich habe nicht die Zeit, dir beizubringen, wie man sich gegenüber Frauen verhält." Was ich und meine Freundinnen erleben, beeinflusst mein Männerbild komplett. Das macht es schwieriger, Typen nett zu finden.

Liegt das daran, dass du in dieser Luxuswelt unterwegs ist? Vielleicht sind Männer da konservativer als zum Beispiel ein Soziologie-Student?

Würde man denken, oder? Aber im Endeffekt erlebe ich die meisten Männer als sexistisch. Es gibt tolle Männer, die offen und nett sind und ich versuche mich, egal in welchem Milieu ich mich gerade bewege, an die "besten" unter ihnen zu halten. Aber meine Erfahrung ist, dass Sexismus überall existiert.

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