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Interview

Ninja Sagami aus Japan: "Die Hauptaufgabe der Ninjas ist nicht der Kampf"

Ninjas sind vor allem für ihre unglaublichen Kampfkünste bekannt. Hier der weibliche Ninja Sagami.
Ninjas sind vor allem für ihre unglaublichen Kampfkünste bekannt. Hier der weibliche Ninja Sagami. bild: privat
Interview

Ninja Sagami: "Die Hauptaufgabe der Ninjas ist nicht der Kampf"

11.10.2023, 17:21
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Ninjas kennen wir aus japanischen Actionfilmen. Ihre Lebensweise und ihre Kampfkunst sorgen für ungebrochene Faszination. Tatsächlich gibt es auch heute noch Menschen, die als Ninjas ausgebildet werden und leben.

Auf der diesjährigen Gaming- und Cosplay-Messe Polaris (13. - 15. Oktober in Hamburg) werden auch die beiden Ninjas Narashino und Sagami anwesend sein. Watson hat mit ihnen darüber gesprochen, wie Ninjas in einer modernen Welt leben, welche Pflichten sie erfüllen müssen und wie ihre Ausbildung aussieht.

Die beiden Ninjas Narashino (li) und seine Frau Sagami (re.) bilden auch neue Ninjas aus.
Die beiden Ninjas Narashino (li) und seine Frau Sagami (re.) bilden auch neue Ninjas aus.bild: privat

Watson: Kann jeder Ninja werden oder braucht es dafür gewisse Voraussetzungen?

Narashino: Ursprünglich waren Ninjas Leute, die in bestimmten Familien geboren wurden oder die dazu beauftragt wurden. Es war nichts, was man aus Respekt und Bewunderung werden wollte. Mittlerweile gibt es viele, die in verschiedenster Art und Weise Ninjas werden wollen, sei es als Performer, oder auch als eine Lebensaufgabe. Nationalität oder physische Voraussetzungen hängen nicht direkt mit dem Ziel, Ninja zu werden, zusammen. Aber man muss gewisse Überzeugungskraft besitzen, um als zuverlässiger, vertrauenswürdiger Ninja angesehen zu werden. Daher ist es notwendig, die Kultur zu erlernen, und dafür zu sorgen, einen gesunden Geist und Körper zu besitzen.

Sagami: In der heutigen Zeit gibt es für jeden die Chance, unabhängig von der Nationalität, ein Ninja zu werden. Wenn das Interesse da ist, ein Ninja zu werden, empfehle ich, sich zu informieren und zu trainieren.

Warum seid ihr Ninjas geworden?

Sagami: Ich wollte das Sein der "In-Nin" (Schatten-Ninjas, die nicht in der Öffentlichkeit agieren, sondern heimlich hinter den Kulissen) kennenlernen, dazu die Trainingsmethode, um in der Natur, wie in den Bergen, unterzutauchen, und die Methode zur Erlangung innerer Ruhe erlernen.

Narashino: Ich hatte Kampfkunst erlernt, und eines Tages nahm ich den Auftrag an, als Ausbilder bei einer Organisation zu arbeiten, die in Tokyo ausländischen Touristen Ninja-Kulturerfahrungen angeboten hatte.

Was bedeutet es in der japanischen Kultur, ein Ninja zu sein?

Sagami: In der modernen Gesellschaft gibt es nur wenige Menschen, die als Ninjas aktiv sind, daher gibt es auch nicht so viele Japaner, die das wahre Bild der Ninjas kennen. Allgemein ist bekannt, dass Ninjas schwer greifbare Wesen sind, die heimlich und unerkannt ihre Ziele erreichen und plötzlich wieder verschwinden.

"Man geht mit fester Überzeugung ran, und stellt sich die Frage, ob man bis zur Startlinie kommt, bevor man stirbt."
Narashino

Narashino: Historisch gesehen, ist der typische "Beruf" Ninja in der Edo-Ära (1603 bis 1867) zu Ende gegangen, daher gibt es diese Art der Ninjas nicht mehr. Heute wird der Begriff Ninja allgemein als Schauspieler oder Performer, oder auch für Leute mit hoher physischer Fähigkeit genutzt. Aber es gibt auch Menschen, die Kultur und Philosophie überliefern wollen, und daher können wir heute noch etwas über Ninjas lernen. Ninjas führten Missionen in kleinen Gruppen durch und hielten auch gefährliche Umstände aus. Wir setzen die traditionelle Ninja-Ausbildung fort und wollen die wichtige Kultur, die wir dadurch erlernt haben, der Gesellschaft zurückgeben.

Wie sieht die Ninja Ausbildung aus?

Narashino: Anfangs werden Atemtechniken erlernt, um einen ruhigen Geist zu erlangen, dazu Übungen, um den gesamten Körper kräftig zu bewegen. Die fünf Sinne werden durch Ausbildungen verschärft. Im Anschluss werden Ninja-Typische Gang- oder Versteckarten angeeignet. Dabei gibt es auch Ausbildungen auf den Bergen, in der Natur. Von Leuten außerhalb von Japan bekommen wir sehr häufig die Frage wegen der Ausbildungsdauer, da spüre ich kulturelle Unterschiede. Es wird nicht als positiv angesehen, diese Ausbildung in mehreren Abschnitten aufzuteilen. Das wird einfach als eine lebenslange Aufgabe angesehen. Man geht mit fester Überzeugung ran, und stellt sich die Frage, ob man bis zur Startlinie kommt, bevor man stirbt.

Sagami: Die Ausbildung der Ninjas zielt darauf ab, die Fähigkeiten der Ninjas zu erlangen und die physischen und mentale Qualitäten zu verbessern, um erlernte Fähigkeiten in allmöglichen Situationen einsetzen zu können. Man muss einfach sehr viel erlernen, daher variiert die Dauer sehr stark je nach Person. Und selbst wenn man vom Meister die Bestätigung erhält, ein bestimmtes Level erreicht zu haben, bildet man sich selbst weiter und strebt eine lebenslange Verbesserung an.

Der Weg zum Ninja dauert meist ein Leben lang. Hier lehrt Narashino seine Schüler
Der Weg zum Ninja dauert meist ein Leben lang. Hier lehrt Narashino seine Schülerprivat

Wie viele Ninjas gibt es noch auf der Welt?

Sagami: Eine offizielle Organisation gibt es nicht, die alle Ninjas koordiniert, daher kann man nicht klar sagen, wie viele es noch gibt. In Japan nimmt allerdings die Anzahl der Menschen langsam zu, die die Tradition der Ninjas wahren und nach ihrer Methodik trainieren. Und es ist durchaus möglich, dass sich dieser Trend in Zukunft weltweit ausbreitet.

Narashino: Das hängt auch von der Definition eines Ninjas ab. Es gibt natürlich unzählige selbsternannte Ninjas auf der ganzen Welt und ich will auch diese Leute nicht ablehnen. Aber mal angenommen, hier werden die Ninjas gezählt, die wie wir, die Kunst der Ninjas lernen und auch als Beruf Ausbildungen durchführen, gibt es weniger als 100.

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Muss man als Ninja auch kämpfen können?

Sagami: Ja. Man muss kämpfen können. Es gibt Situationen, bei denen der Kampf notwendig wird, um sich zu schützen, um Missionen zu erfüllen oder um als Soldat in den Kampf zu gehen. Aber die Hauptaufgabe der Ninjas ist nicht der Kampf. Es ist mindestens genauso wichtig, oder gar wichtiger, die Techniken zu beherrschen, um dafür zu sorgen, dass Kämpfe möglichst vermieden werden.

"Es gibt keinen Ninja, der einfach alle vorhandenen Techniken gemeistert hat."
Sagami

Wie unterscheidet sich das echte Ninja-Leben von den Darstellungen im Fernsehen?

Sagami: Das hängt natürlich vom Werk ab, aber so groß ist der Unterschied eigentlich nicht. Heute gibt es keine Ninjas mehr, die Burgen infiltrieren oder als Auftragskiller oder Spione arbeiten. Arbeitstechnisch hat sich das mittlerweile stark geändert. Aber spezielle Trainingsmethoden und tägliche Ausbildungen, die man aus der Fiktion kennt, gibt es auch in der Wirklichkeit, wie das Meditieren unter einem Wasserfall, oder das Laufen über Feuer.

Narashino: Heute gibt es auch kaum jemand mehr, der das Ninja-Leben aus Fiktionen durchführt, auch wenn es Leute gibt, die ein ähnliches Leben in den Bergen führen. Die Ninjas führen heute ein ganz normales Leben. In Animes wurden die Ninjas wie Menschen niedriger Position oder Magier dargestellt, aber das war schon damals nicht der Fall gewesen. Die bekannten Ninjas aus Iga oder Kouga hatten die Position Jizamurai (eine Art der Samurai).

Meditation, wie sie Sagami praktiziert, ist ein wichtiger Bestandteil, um Ninja zu werden.
Meditation, wie sie Sagami praktiziert, ist ein wichtiger Bestandteil, um Ninja zu werden.bild:privat

Welche Fähigkeiten und Aufgaben hat man am Ende der Ninja-Ausbildung?

Sagami: In den Geschichten der Vergangenheit hört man, dass die Leute, die die Ninjutsu – die Kunst der Ninjas trainieren, über spezielle Fähigkeiten, hohe mentale Stärke und wahnsinnige körperliche Leistungen verfügten, die scheinbar unglaubwürdig klingen. Nur, es gibt keinen Ninja, der einfach alle vorhandenen Techniken gemeistert hat. Die, durch die Ausbildungen erlernten, Techniken, wurden für gefährliche Missionen eingesetzt, wie die Spionageaktivitäten in anderen Ländern.

Narashino: Historisch gesehen, haben die Ninjas in ihrer Ausbildung Fähigkeiten und starke Psyche erworben, um schwierigste Situationen durchzuhalten und feindliches Territorium aus unerwarteten Orten zu infiltrieren oder die Feinde zu verwirren. Sie waren Experten der Feuertechniken und sehr gut darin, mit Schießpulvern oder Feuerwaffen umzugehen. Heute übernehmen wir keine Aufgabe als Ninja, aber wir möchten die einzigartigen Erfahrungen und Ausdauer, die wir durch unsere Ausbildungen erworben haben, für die heutige Gesellschaft nützlich machen. Dabei wünsche ich mir natürlich, dass der traditionelle Ninja ein Bestandteil der japanischen Kultur bleibt.

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