Eine Gurke mithilfe einer leeren Cola-Dose schälen. Häh? Geht das wirklich? Wohl jede:r ist schon auf eigenartigen Tutorials hängengeblieben und hat sich genau solche Fragen gestellt.
Younes Zarou geht einen Schritt weiter: Er probiert es aus. Der Content Creator aus Frankfurt am Main hat sich schon bleichende Hautcreme aufgeschmiert, um zu sehen, ob man dadurch blasser wird (Nein!) und mit Augenrollen eine Kontaktlinse entfernt (klappt).
Egal, was Skeptiker:innen über diese Form des Entertainments denken mögen: Younes ist extrem erfolgreich mit seinen Videos (54,5 Millionen Follower auf Tiktok). So erfolgreich, dass er mit 26 Jahren nicht nur bereits ein Team von Leuten um sich herum bezahlt, sondern auch selbst als Investor in Erscheinung tritt – derzeit für einen zucker- und kalorienarmen Energydrink zum Selbstmischen, Funq' genannt.
Im Gespräch mit watson verrät Younes, welches Video für ihn in einem Riesen-Fail endete und welche altmodischen Tugenden ihn so arriviert gemacht haben.
watson: Was meinst du, was dich erfolgreich macht?
Younes Zarou: Fleiß und Disziplin. Und natürlich ein bisschen Glück, ich war einfach zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Ich habe 2012 angefangen mit Videoproduktionen, aber mein Erfolg kam erst nach acht Jahren. Ich habe aber nie aufgegeben, immer vier oder fünf Videos pro Tag produziert, weil ich an mich geglaubt habe und irgendwann haben die Menschen mich und meine Kunst dann verstanden.
Würdest du, was du machst, also als Kunst bezeichnen?
Ich würde das als kreativen Content bezeichnen. Ich habe immer einen künstlerischen Anspruch, das ist mir wichtig. Genauso wichtig wie unterhaltsam zu sein und Menschen zum Nachdenken zu bringen, sie zu inspirieren.
Wie viele Stunden arbeitest du pro Woche?
Ich arbeite eigentlich rund um die Uhr, oft bis 23 Uhr. Erst dann chille ich. Ich habe auf jeden Fall mehr als eine 40-Stunden-Woche, es gibt immer was zu tun. Ich habe mittlerweile insgesamt sieben Unternehmen aufgebaut, Content-Kreation, Artist-Management, eine Produktionsfirma, einen gemeinnützigen Verein und wir bauen gerade eine App.
Was verdient man damit?
Im Schnitt verdiene ich hoch fünfstellig pro Monat. Davon lebt mittlerweile ein ganzes Team.
Fühlt sich das komisch an im Vergleich mit Freunden, die "normale" Berufe machen?
Ich habe früher ja auch einen ganz normalen Job gehabt, habe in einer IT-Beratungsfirma gearbeitet. Aber ich will nie mehr tauschen. Ich liebe mein Leben, wie es jetzt ist. Ich werde oft erkannt, das ist für mich mittlerweile normal, bin ja schon lange im Game, für meine Freunde ist das auch normal, das gehört einfach dazu.
Was nervt an deinem Job?
Ich bin total perfektionistisch und achte extrem auf meine Zahlen, will immer weiterwachsen. Manchmal mache ich mir einfach selbst zu viel Druck.
Du stellst immer wieder auch Alltagshacks vor – welcher hat dich echt bereichert?
Ich habe mal mit einer krassen Eiweißformel Mitesser von der Nase verschwinden lassen, das ist ein Hack fürs Leben.
Hattest du auch mal einen richtigen Fail?
Ich habe mal einen Eimer mit grüner Farbe auf dem Hof meiner Eltern verkippt, grün, weil man das in der Postproduktion cool verändern, also editen kann. Ich habe nicht bedacht, dass die gesamte Umgebung, Bäume und so, ja auch grün sind. Deswegen war das ein Riesen-Fail und meine Eltern haben arg geschimpft. Ich musste dann sechs Stunden lang auf allen Vieren den Hof schrubben.
In den Kommentaren fordern manche, dass du dich mehr zu politischen Themen positionierst. Ist das für dich kein Thema?
Ich setze schon Zeichen in meinen Storys gegen Rechtsextremismus, auch politisch mische ich mich ein, fordere die Leute auf, zur Wahl zu gehen. Ich will aber niemanden von einer Partei überzeugen, sondern den Leuten sagen, dass sie ihre Stimme nutzen sollen.
Du bist mit Mitte zwanzig schon super erfolgreich. Was für Ziele hat man da noch?
Ich will weiterwachsen, noch größer werden und ich wünsche mir, dass mein Business weiterwächst. Und klar wünsche ich mir irgendwann eine Familie.