Leben
Job & Uni

Job als Animateur: Frau packt über Gehalt und Arbeitszeit aus

Beautiful tropical beach front hotel resort with swimming pool
In Urlaubsresorts arbeiten häufig Animateure, die für Unterhaltung sorgen.Bild: IMAGO images/Depositphotos / YAY_Images
Job & Uni

Arbeiten als Animateur: So geht es hinter den Kulissen des Traumjobs zu

05.03.2025, 10:0505.03.2025, 10:05
Mehr «Leben»

Stets gut gelaunt, voller Energie und immer einen lockeren Spruch auf den Lippen – so nehmen viele Menschen Animateur:innen wahr. Kein Wunder, sie arbeiten und leben ja auch dort, wo andere nur zum Urlaub hinkommen. Besonders anstrengend wirkt der Job auf den ersten Blick auch nicht.

Tagsüber ein wenig die Hotelgäste bespaßen, Neuankömmlinge begrüßen und ein paar Drinks verteilen; und abends oder an einem freien Tag können die Animateur:innen dann selbst ihren Urlaub genießen, denken manche Außenstehenden vielleicht. Aber wie stressig es hinter den Kulissen dieses Traumjobs wirklich zugehen kann, wissen wohl nur die wenigsten.

"Das böse Erwachen folgte schnell", erzählt Laura Denndorf in einem Beitrag des Online-Reisemagazins "Travelbook". Sie hat im Alter von 23 Jahren für sechs Monate als Animateurin gearbeitet und zuvor selbst den Job idealisiert. Vor Ort musste sie dann aber feststellen, dass der Traumjob weit weniger traumhaft ist als viele annehmen.

Ex-Animateurin berichtet von langen Arbeitstagen

Im Vertrag, den Denndorf vorab unterzeichnete, war eine 6-Tage-Woche mit Arbeitszeiten von 9 bis 18 Uhr festgehalten. Nach den ersten Tagen im Hotel war aber schnell klar, dass sie wohl sehr viel länger arbeiten müssen wird.

In der längeren Mittagspause standen zudem häufig Tanzproben an, man musste Kochdienste übernehmen oder sich um den Empfang neuer Gäste kümmern. Außerdem sei sie immer wieder für die Betreuung des abendlichen Kinderprogramms zwischen 19 und 21 Uhr eingeteilt worden.

Selbst wenn das nicht der Fall war, hätten die Vorgesetzten erwartet, dass die Animateur:innen am Abend den Kontakt zu den Gästen suchen.

Wer sich dem entzog, musste mit Konsequenzen rechnen. Denndorf zufolge musste man sich teils am nächsten Tag bei den Chefs für Nicht-Anwesenheit am Vorabend rechtfertigen. "Dabei war der Ton der Vorgesetzten unglaublich scharf. Gerne demonstrierten sie bei jeder Gelegenheit ihre Macht und Überlegenheit", berichtet die Ex-Animateurin.

Feierabend hätte sie teils erst um Mitternacht gehabt, also sechs Stunden nach vertraglich festgehaltenem Arbeitsende. Diese Überstunden seien nicht bezahlt worden und man hätte sie auch an anderen Tagen nicht abbauen können, heißt es in dem Bericht.

Traumjob Animateur: Viel Druck und ständige Kontrolle

Von den Vorgesetzten sei Denndorf streng kontrolliert worden. Ihre Chefin habe sie eines Tages wissen lassen, dass sie immer darüber informiert sei, wer im Hotel ein- und ausgehe. Dadurch wisse sie auch, mit wem die Animateur:innen ihre freie Zeit verbringen.

Das war allerdings nicht der einzige unangenehme Moment mit der Vorgesetzten, wie Denndorf erzählt: "In einem Vieraugengespräch kniff ich wegen der blendenden Sonne die Augen zusammen. Da drückte sie ohne Vorankündigung ihren Daumen gegen meine Stirn und glättete mit einer Wischbewegung meine Zornesfalte." Daraufhin habe die Chefin ihr immer wieder angeboten, sie zu ihrer nächsten Botox-Behandlung mitzunehmen.

Abgesehen von diesem übergriffigen Vorschlag sei Denndorf immer wieder aufgefordert worden, mehr zu lächeln. Wegen der Arbeitsbelastung und des psychischen Drucks sei ihr das zunehmend schwer gefallen. Aber klar war auch: "Wer nicht mit einem breiten Dauergrinsen alles bereitwillig über sich ergehen lässt, ist raus".

So viel Lohn verdient man im Animateursjob

Was sexuelle Beziehungen mit Hotelgästen angeht, sei im Arbeitsvertrag eigentlich klar ein Verbot festgehalten gewesen. Vor Ort schauten die Vorgesetzten aber nicht so streng auf diese Regel, erzählt Denndorf: "Animateure werden nun mal engagiert, um den Gästen ein gutes Gefühl zu geben. Ob dabei Grenzen überschritten werden, liegt in den Augen der Vorgesetzten im Ermessen des Animateurs. Vertrag hin oder her – und Hauptsache, der Gast ist glücklich".

Inwieweit Denndorfs Erfahrungen repräsentativ sind, ist schwer zu sagen. Ideale Arbeitsbedingungen sehen aber wohl anders aus. Und auch das Gehalt ist nur bedingt überzeugend. Die junge Frau berichtet nämlich, dass Animateur:innen in Club-Hotels zwischen 200 und 800 Euro verdienen; Kost und Logis wird in der Regel vom Arbeitgeber übernommen.

Damit schneiden die deutschen Animateur:innen aber nach Angaben von Denndorf immer noch besser ab als die einheimischen Angestellten. Deren Gehalt habe auf gleicher Höhe mit dem deutscher Praktikant:innen gelegen. Darüber zeigt sich die ehemalige Animateurin empört: "Denn die Menschen vor Ort sind es, die die ständig wechselnden und völlig unerfahrenen Expats einarbeiten und somit eine Konstante bilden. Sie sind es, die das System in den Club-Hotels tragen und durch ihre langjährige Erfahrung von unbeschreiblicher Bedeutung sind."

Corona-Variante Nimbus: Alles, was du wissen musst
2020 ist mittlerweile fünf Jahre her, das Corona-Virus ist jedoch aktuell wieder so präsent, dass es viele Fragen aufwirft. Wie gefährlich ist die neue Variante und woran erkennen wir sie? Watson hat die Antworten.

Die Coronavirus-Variante NB.1.8.1, besser bekannt unter dem Namen Nimbus, ist seit Ende Januar im Umlauf. In Deutschland wurde die Variante das erste Mal Ende März 2025 getestet.

Zur Story