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Social Media vor Erotik: Frankreich macht weniger Liebe

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Eine Studie zeigt: Junge Menschen in Frankreich ziehen das Handy dem Sex vor.bild: pexels/ROMAN ODINTSOV
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Wegen Social Media: Franzosen haben kaum noch Sex

07.02.2024, 20:36
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Spaziergänge vor dem Eiffelturm, romantische Dinner mit einem Glas Rotwein und leidenschaftliche Liebhaber:innen – Frankreich gilt international als das Land der Liebe. Umso überraschender sind jetzt die Ergebnisse einer Studie, die zeigt: Leidenschaft im Bett? Eher Fehlanzeige.

Statt heiße Nächte zu zweit im Bett zu genießen, machen es sich die Französ:innen lieber auf dem Sofa gemütlich. Netflix and chill, ja – aber ohne zweideutiges Augenzwinkern.

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Sex-Flaute in Frankreich

Einer repräsentativen Umfrage des französischen Instituts Ifop (Institut français d’opinion publique) zufolge haben die Menschen in Frankreich immer weniger Sex. Das Institut spricht sogar von einer "Sex-Rezession". Denn besonders bei jungen Französ:innen habe das Liebesleben einen Tiefpunkt erreicht. So wenig Sex wie heute hatten sie seit den wilden 70er-Jahren nicht.

Laut Studie liegt der Anteil der Erwachsenen, die nach eigenen Angaben in den vergangenen zwölf Monaten keinen Sex hatten, bei 24 Prozent. Rund jede vierte Französ:in hatte also 2023 kein einziges Mal Sex. Zum Vergleich: 2006 waren es nur neun Prozent.

Bei den 18- bis 24-Jährigen liegt die Zahl sogar noch höher: Während 2006 nur fünf Prozent von ihnen ein Jahr ohne Sex verbrachten, waren es 2023 ganze 28 Prozent.

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Viele Französ:innen ziehen Social Media dem Sex vor. bild: pexels

In der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen hingegen hatten 94 Prozent im vergangenen Jahr wenigstens einmal Sex. Weniger als die Hälfte (43 Prozent) aller Französ:innen gab an, einmal wöchentlich Sex zu haben. 2009 waren es immerhin noch 58 Prozent.

Junge Menschen in Frankreich bevorzugen Social Media

Die Gründe für die "Sex-Rezession" kann das Institut ganz klar benennen: So mancher schaue einfach lieber Serien oder scrolle durch Instagram und Tiktok. Aber wie kann es sein, dass Social Media spannender ist als Zweisamkeit im Bett?

Der Psychologe Christian Hemschemeier, der neben Paartherapie auch Mental-Health-Kurse auf liebeschip.de anbietet, sieht das in einem hohen Erwartungsdruck begründet – besonders bei Männern. "Ich glaube, einen Partner oder ein Date suchen ist vielen Männern zu anstrengend geworden. Sie haben das Gefühl, den ständig steigenden Erwarten nicht mehr gerecht zu werden oder werden zu wollen." Das liege vor allem an Dating-Apps und Social Media.

Frauen legen heute mehr Wert auf Einvernehmlichkeit

Zudem legen besonders Frauen laut Studie mehr Wert auf Einvernehmlichkeit. 1981 hatten drei Viertel der befragten Französ:innen unter 50 Jahren noch angegeben, manchmal Sex zu haben, obwohl sie gar keine Lust darauf hatten. In der aktuellen Befragung gab das nur noch jede zweite an. Französinnen legen also mehr Wert darauf, dass wirklich beide Partner:innen den Sex genießen – und nicht nur der Mann. Hemschemeier sagt, diese Entwicklung sei auf jeden Fall zu begrüßen.

Ifop-Studienleiter François Kraus sagt, heute stehe Qualität einfach über Quantität. Sprich: lieber guter Sex, als viel Sex. Die Achtziger- und Neunzigerjahre seien eine Zeit der Hypersexualisierung gewesen. Das hat nun offenbar nachgelassen.

(mit Material der dpa)

Alkohol, Pillen, Glücksspiel: Wo Kinder suchtkranker Eltern Hilfe finden

"Das ist ein Leidensdruck, der sich oft jahrelang potenziert", sagt Mia Marianne Drost. Sie arbeitet bei dem Verein Nacoa Deutschland, der sich für Kinder aus suchtbelasteten Familien starkmacht. Nacoa ist eine Anlaufstelle, bei der Kinder Hilfe finden. Und nicht nur, wenn sie nach dem Gesetz als Kinder gelten, sondern auch erwachsene Kinder, wie Mia sie nennt.

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