Die Pupillen weiten sich, der Herzschlag erhöht sich, die Hände werden etwas nass und durch meinen Kopf rattern hunderte Gedanken.
Bis hierhin lief das Gespräch wirklich gut. Doch jetzt kommt die entscheidende Frage auf: Was wollen wir denn eigentlich machen? Die alles entscheidende und wichtigste Frage vor dem ersten Date. Innerhalb weniger Sekunden kann die Euphorie von "Sie ist so toll!" in ein "Oh mein Gott! Was mache ich hier?" umschlagen.
Ich habe einmal den Fehler gemacht und dem Vorschlag zugestimmt, dass man sich einfach mal trifft und dann spontan schaut.
Um es ganz kurz zu machen: Es war eine Katastrophe! Das Date endete darin, dass sie nach den ersten fünf Minuten plötzlich nochmal mit ihrer Arbeitskollegin beim Radio telefonieren musste. Für die abendliche Sendung fehlte noch ein O-Ton-Geber, also spielte sie kurzerhand einen angeblichen Hörer.
Ich saß also daneben und hörte 30 Minuten einfach nur zu. Nebenbei beobachtete ich übermotivierte Jogger mit Laufbrille und Stirnband, und Touristen, die durch Berlin-Mitte spazierten und für die alles ein Erinnerungsfoto wert war. Ich machte mir über mein Abendessen Gedanken und fragte mich, wann ich mal wieder meine Eltern besuche.
Da das Wetter schön war, beschloss ich, auch nicht zu gehen, sondern wenigstens die Sonne zu genießen. Irgendwann legte sie endlich auf und wir gingen einfach in ein Restaurant – Burger essen. Was sich eigentlich ungezwungen anhört, ist die absolut ungeeignetste Art, jemanden kennenzulernen. Es gibt keinen Menschen, der dabei gut aussieht. Niemand kann einen Burger essen, ohne nicht wenigstens einmal Soße an der Backe zu haben.
Aber was soll man sonst machen? Um direkt in ein schickes Restaurant zu gehen, muss ich mir schon sehr sicher sein, dass ich sie auch noch ein zweites oder drittes Mal wiedersehen will.
Spazieren gehen ist seit Corona auch nicht mehr das, was es mal war. Ich habe die Stadt zu Beginn der Pandemie genug abspaziert und darauf wirklich keine Lust mehr.
Auch kochen ist schwierig. Das erste Date direkt bei jemandem zu Hause zu verbringen, ist irgendwie seltsam. Zudem belügt man sich schon beim ersten Treffen. Ich werde es meinem Date ja wohl kaum sagen, falls ihre Kochkünste richtig Scheiße sind und das Essen mir nicht schmeckt. Daher gilt hier die 3G-Regel: Es wird gelobt ("Wirklich sehr lecker!"), gelächelt und ein großer Schluck Wein getrunken.
Kino? Im schlimmsten Fall ist der Film schlecht, und wirklich kennenlernen geht auch erst bei einem Drink danach. Immerhin gibt es dann eine Gesprächsgrundlage. Also schonmal nicht schlecht.
Aber die beste Option bleibt immer noch: die Bar. Nach ein paar Drinks werden das Date und die Gespräche entweder richtig witzig oder enden darin, die Beziehung mit ihrem Ex-Freund aufzuarbeiten. Aber das ist eine andere Geschichte.
Das Schlimmste an ersten Dates ist, dass es ein erstes Date ist. Oft kennt man die Person kaum – und klar, der Sinn eines Dates ist natürlich, diese besser kennenzulernen. Aber in 90 Prozent der Fälle gibt es kein Zweites. Also wozu überhaupt die Mühe geben? Wozu sich von der besten Seite zeigen? Aber irgendwo muss die Geschichte ja beginnen und das ist wohl oder übel meist beim ersten Date. Da muss jede gute Liebesgeschichte mal durch.
Aber wie mein Kolumnen-Kumpane schon sagte, stellt sich hier die Frage nach dem "Wohin?". Und da kann ich ihm nur zustimmen: Ein spontanes "Wir schauen mal, wo es uns hintreibt" hat bei mir noch nie funktioniert. Meist irrt man dann einfach planlos durch die Gegend.
Bei mir kommt es aber vor allem darauf an, wie gut ich den Mann bereits kenne. Ist es eine Bekanntschaft von einer Dating-Plattform, dann bevorzuge ich einen Ort in der Öffentlichkeit – denn ich habe in meinem Leben zu viele Crime-Podcasts gehört und möchte nicht irgendwann die Hauptrolle in einer Folge spielen. Also verabrede ich mich meist auf ein Bier in einer Bar oder im Park. Im Notfall kann ich es auf Ex trinken und abdampfen. Kenne ich die Person schon etwas länger, dann lasse ich mich beim ersten Date auch gerne auf eine längere Geschichte ein, aus der ich nicht so schnell fliehen könnte.
Und dennoch: Im Zweifelsfall lasse ich immer eine Hintertür offen, indem ich eine Zeitbegrenzung vorgebe. Ich lasse einfach bereits am Anfang ganz zufällig fallen, dass ich "morgen früh raus muss" – so kann ich mich spätestens um 22 Uhr höflich verabschieden, falls es doch komisch wird. Und ist das Date gut, dann vergesse ich doch kurzerhand mal ganz zufällig die Zeit. Und er fühlt sich auch noch geschmeichelt, dass ich "für ihn" auf mehr Stunden Schlaf verzichte, quasi eine Win-Win-Situation.
Aber egal, wie gut man sein Date vorher kannte – allein das Wort "Date" baut meiner Meinung nach schon einen gewissen Druck auf. Man schürt Erwartungen und Hollywoodfilme geben einem vor, es müsste auch noch romantisch werden. Da reicht es schon, wenn einer diese Erwartungshaltung mitbringt. Denn es gibt nichts Schlimmeres, als gezwungen romantische Situationen hervorzurufen, indem man zum Beispiel in ein "besonders kuscheliges" Restaurant geht.
Das beste erste Date ist das, das sich nicht danach anfühlt: Wenn die Gespräche laufen, man nicht künstlich Stimmung schaffen will, Gesprächspausen nicht unangenehm werden und es egal wird, ob man am nächsten Tag "früh raus muss".