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Mein schlimmstes Date

Dating: Single-Frau rastet während Telefonat beim ersten Treffen komplett aus

Junge Frau mit langen blonden Haaren telefoniert mit ernstem Gesichtsausdruck mit dem Handy in der Öffentlichkeit. 27.04.2017 || Modellfreigabe vorhanden
Ein Telefonat mit der Familie kann beim ersten Date auch schnell eskalieren. Bild: dpa / Rolf Kremming
Mein schlimmstes Date

Verkatert mitten im heftigen Familien-Streit – beim ersten Treffen

Wer datet, erlebt oft schräge Dinge. Doch je peinlicher oder unerfreulicher die Situation live ist, umso besser ist die Geschichte oft im Nachhinein. Wir protokollieren in unserer Serie Horror-Dates aus Sicht der Betroffenen.
20.08.2023, 09:2820.08.2023, 09:29
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Online-Dating ist wie eine Schachtel Pralinen: Du weißt nie, was drin ist. So ähnlich hat sich Michael (25) zumindest während der Hochphase seiner Tinder-Erfahrungen gefühlt. Bei Charlene (22) hatte er von Anfang an nicht das beste Gefühl und dennoch verabredeten sie sich.

Sonntagnachmittag, lauer Sommertag in Berlin. Einfach ein bisschen im Park sitzen, quatschen und sich kennenlernen. Was soll schon schiefgehen? Es war eine Menge und diese drei Stunden kamen mir wie eine Ewigkeit vor.

Dabei fing das Gespräch eigentlich ganz entspannt. Sie hatte extra eine Flasche Wein mitgebracht, doch vielleicht war meine Vorbereitung auf das Date nicht die beste. Der vorherige Kneipenabend mit meinen Freunden eskalierte doch etwas zu sehr. In meinem Kopf hörte ich also irgendwie ihre Stimme, aber gleichzeitig auch meine. Immer wieder sagte ich mir selbst: "Jetzt nicht kotzen. Jetzt nicht kotzen."

Also blieb ich bei meinem Wasser, sie trank die Flasche Wein allein und redete und redete und redete. Doch was sie sagte, klang spannend. Dass sie aktuell weder gut auf ihre Eltern, noch auf ihren Bruder zu sprechen war, ignorierte oder überhörte ich vielleicht. Streit gibt es schließlich in jeder Familie mal.

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Mit einem Anruf eskalierte das Date

Nach ein paar Stunden – und einer leeren Flasche Wein – war ich bereit für mein Kater-Essen und sie mittlerweile gut angetrunken. Und was gibt es da Besseres als einen fettigen Burger und Pommes. Während wir also auf die Burger warteten, klingelte ihr Handy: ihr Bruder. Sie wollte mir gegenüber höflich sein und nicht drangehen, ich sagte ihr, dass sie ruhig kurz telefonieren könne. Ein großer Fehler.

Ich hörte zwar nicht, was er sagte, doch schnell merkte ich, dass es kein Telefonat war, um einfach mal zu hören, wie das Wochenende so war. Ich wollte nicht zuhören, weil es mich nichts anging, aber ich hatte keine andere Wahl. Und die andere Leute im Burgerladen auch nicht. Er schrie in sein Handy, sie brüllte für alle hörbar in ihr Telefon zurück, dass er nicht so schreien soll.

"Ich war überfordert, wie ich dieses Treffen so schnell und einfach wie möglich abmoderieren kann."

Peinlich berührt guckte ich abwechselnd auf den Boden oder checkte Fußball-Ergebnisse auf dem Handy – nur kam mir die Warterei wie ein komplettes Spiel vor. Samt Verlängerung. Und Elfmeterschießen. Ein Glück entschieden wir uns schon im Vorfeld, irgendwo draußen zu essen.

Als wir endlich eine Bank zum Essen gefunden hatten, nahm auch das Telefonat nochmal ordentlich an Fahrt auf. Mein Kater erlaubte es mir jedoch nicht, noch länger mit dem Essen zu warten. Also dippte ich meine Pommes abwechselnd in Ketchup und Mayo und beobachtete das Treiben auf der Straße. Neben mir schrie Charlene Dinge ins Telefon wie: "Bist du bescheuert?", "Ich hab dir erst letzten Monat schon 300 Euro geliehen" und den Klassiker: "Ich will mein Geld zurück."

Meine Möglichkeiten, irgendwie aus dieser Situation zu flüchten, waren begrenzt. Einfach aufstehen und weggehen war für mich keine Option. Ich wollte ja auch noch essen. Hätte ich selbst einen Kumpel angerufen, hätte er mich bei diesen Hintergrundgeräuschen für verrückt erklärt.

Ob mit Freunden, als Rezept zu Hause als Hamburger oder Cheeseburger, mit Fleisch, Käse, Tomaten. Salat, Zwiebeln, Patties und weiterem bunten Gemüse: Burger gehören bei den meisten Menschen mindesten ...
Immerhin war der Burger hilfreich, um meinen Kater zu besiegen. Bild: iStockphoto / Bogdan Kurylo

Denn das Gespräch steigerte sich noch durch Sätze wie "Jetzt renn ruhig wieder zu Mama und Papa" und "Dann lass deine scheiß Drogen halt sein", samt einiger vulgärer Beleidigungen.

Ich bin selten sprachlos oder um einen dummen Kommentar verlegen: dort war ich es dann aber wirklich. Nachdem das Telefonat nach 40 Minuten vorbei war, herrschte zwischen uns Stille. Ich war überfordert, wie ich dieses Treffen so schnell und einfach wie möglich abmoderieren kann.

Mehr als ein: "Puuh, ich bin langsam echt müde von gestern und würde demnächst nach Hause gehen wollen", wurde es dann auch nicht. Danach haben wir uns nie wieder gesehen.

Und ich habe mir vorgenommen: auf Dates so wenig Handy wie möglich!

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Nora* ist 34 Jahre alt und führt ein eigenes Poledance-Studio. Seit rund zehn Jahren tanzt sie. Heute bringt sie es in Sportkursen anderen bei, früher ist sie regelmäßig in Stripclubs in Hamburg und Berlin aufgetreten.

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