Frida (33) freute sich tierisch auf das Wochenende mit ihrem Sexdate Matthis (35). Eine heiße, schlaflose Sommernacht stellte sie sich vor – doch dann kam der Klodeckel dazwischen.
Es hätte so schön werden können. Da kennt man jemanden schon ein bisschen und weiß mit hundertprozentiger Sicherheit: Der Sex ist der Wahnsinn. Aufregend, experimentierfreudig, feministisch (!!!) und jedes Mal ein wenig anders. Der Mann ist lieb, sieht gut aus und irgendwie passt alles.
Er lebte in Hamburg, ich in Mannheim. Wir beide wollten keine Beziehung – nur Spaß. Wir kannten uns schon einige Monate oberflächlich, sahen uns nur sporadisch, nämlich dann, wenn entweder er oder ich es mal schafften, den:die andere:n zu besuchen.
Dann aber hatten wir diesen Spaß – meist ein ganzes Wochenende, fast pausenlos. Wenn's passt, dann passt's.
So war's auch an diesem Wochenende geplant.
Ein super heißer Sommertag sollte zu einer superheißen Sommernacht werden. Es hatte fast 40 Grad und ich musste arbeiten. Er hatte frei und ich gab ihm den Zweitschlüssel zu meiner Wohnung, damit er den Abend vorbereiten konnte. Er wollte kochen.
Ich kam gegen 20 Uhr zu Hause an und war schweißgebadet. Ich hatte wenig getrunken an diesem Tag – etwas schwummrig war mir schon. Süß wie er war, kümmerte er sich liebevoll um mich, platzierte mich auf der Couch, zwang mich, zu trinken (ich brauche diesen Zwang, sonst vergesse ich es ...) und ging zurück in die Küche.
Weil es so heiß war, gab es Salat. Das Schwindelgefühl hatte sich mittlerweile verflüchtigt und ich freute mich wahnsinnig auf das, was kommen sollte.
Nach dem Essen kam aber erst einmal die Pflicht. Wir gingen mit meinen beiden Hunden am Flussufer entlang, es hätte ja auch romantisch werden können. Wer schon einmal abends in Mannheim unterwegs war, der kennt es vielleicht: Die untergehende Sonne schmiegt sich am Horizont – dort, wo der Neckar im Nichts zu verschwinden scheint – an alte, rostige Kräne und rauchende Schornsteine.
Industrieromantik – eigentlich ein guter Trigger für den nächsten Schritt beim Date.
Diesmal kam es aber anders.
Schon auf dem Weg zum Fluss spürte ich, dass es zwickte in der Magengegend. Der Schwindel kam zurück und Übelkeit machte sich breit. Ich hörte alles nur noch dumpf, als wäre mein Kopf unter Wasser und ich wollte, dass dieses Gefühl aufhört.
Ich sagte ihm, er solle mich ablenken. "Erzähl mir was", würgte ich noch raus.
Er redete und redete, ohne Punkt und Komma. Wusste selbst kaum, wie er mit der Situation umgehen sollte. Während er so vor sich hin quatschte und mir alle möglichen Geschichten seiner Eltern und Großeltern erzählte (ich kann mich an keine mehr erinnern), wurde es immer schlimmer. Ich hatte das Gefühl, je übler ich mich fühlte, desto schneller sprach er – irgendwann verschwammen seine Worte zu einem Einheitsbrei.
"Einheitsbrei" – als ich das Wort nur dachte, kam es mir fast hoch ...
Ich pampte ihn an, er solle doch jetzt endlich mal die Klappe halten, das halte doch niemand aus, diesen Sprechdurchfall.
Er nahm's locker und versuchte, mich mit dem Sonnenuntergang abzulenken. Der Blick in die Ferne half – aber nur für fünf Minuten.
Dann wurde es knapp.
Die letzten Meter musste ich rennen.
Auf dem Weg zu meiner Wohnung, die sich dummerweise mitten in der Innenstadt befand, ließ ich mein Date also mit meinen Hunden stehen – wer will schon zwischen Shoppingtüten und Dönerläden kniend drauf loskotzen? Ich rannte und rannte, musste immer mal wieder kurz innehalten und mich konzentrieren, die Übelkeit wegatmen. Drei Stockwerke noch, dann konnte endlich alles raus.
Gerade noch so schaffte ich es bis zum Klodeckel.
Ich konnte weder die Wohnungs- noch die Badtür schließen und mein Date schlich peinlich berührt durch den Flur an mir und meinem Elend vorbei.
"Mach Musik an", rief ich ihm noch zu, bevor der nächste Schwung meinen Magen verlassen wollte. Ich wollte schließlich nicht, dass er mich kotzen hört. Dafür war es aber leider schon zu spät.
Der Sex musste der Kloschüssel weichen – und zwar so lange, bis ich nur noch zitternd auf dem Rücken lag. Kalter Schweiß lief über meine Stirn, der Kopf tat weh. Die heiße Nacht wurde zum Kühlpad-Couchabend mit Kamillentee. Die Dessous wurden zu Jogginghose und T-Shirt, mein Date wurde zum Krankenpfleger.
Jetzt weiß ich also, wie viel Hitze, wenig Wasser und dieser doofe Kreislauf einem die Tour vermasseln können. Merke: Wasser trinken kann Sex begünstigen, nichts trinken kann zum besten Verhütungsmittel werden.
Lange haben wir uns danach übrigens nicht mehr getroffen.