Es konnte für Jan Böhmermann und das "Neo Magazin Royale" undankbarer nicht sein, nach den erdrückenden Szenen in Chemnitz aus der Sommerpause zurückzukehren. Wenn etwas todtraurig ist, dann helfen erst mal auch keine Witze.
Die Show verpulverte keine "Verafake"-ähnlichen Einspieler, für die die Sendung so berühmt ist. Das Thema ist gerade Chemnitz und Sachsen. Das war mal ein einfacher Gegner für Böhmermann. "Nicht alle Sachsen sind Nazis, 80 Prozent sind ganz normale Tarifbeschäftigte im LKA", sagt er im anfänglichen Stand Up. Leider kann man irgendwie nicht lachen, auch wenn der Spruch verdammt lustig ist.
Und so nahm sich Polizistensohn Böhmermann den “Pegizisten” nach den Ereignissen der letzten Tage etwas verspätet zur Brust und sang "wie man in Chemnitz sagt, einen 'Gassenhauer'". Mit dem Sachsen-Bashing müsse endlich Schluss sein, weil es in Sachen nun mal keine Nazis gebe. Im Wechsel wird immer wieder Maik vom LKA gezeigt.
Das Problem: Die Nummer wurde wohl vor Chemnitz geschrieben und würde vielleicht funktionieren, wenn es bei dem Polizisten-Bernd geblieben wäre. Jeder wird nach den letzten Tagen wissen, dass es in Böhmermanns Lieblings-Schmäh-Freistaat Sachsen Nazis und institutionalisierte rechte Strukturen gibt. Das sitzt mittlerweile. Da braucht es nicht 12 ironische "Keine Nazis in Sachsen"-Refrains mehr. Trotzdem schön: die immer wieder großartige Darbietung des Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld und Böhmermanns unbestrittene Qualitäten am Mic.
Ansonsten war die Sendung verdammt lustig, trotz üblicher “Wir wurden mal verklagt”-Selbstreferenz. Ausgeteilt wurde zünftig.
Vermisst wurde William Cohns Intro, stattdessen gab es alternative Programme im ZDF-Herbst. Besonders mutig war der Einspieler "Gedankensprünge" von Autor Max Bierhals. Meinungen sollten keine Fakten sein, doch kann man heute überhaupt noch jemanden erreichen, wenn präzise, unpopulistisch und faktenorientiert argumentiert?