Ich bin wohnhaft in Deutschland, war am 1. Dezember 2022 an einer deutschen Hochschule immatrikuliert und habe zum Stichtag einen mindestens zweijährigen berufsqualifizierenden Abschluss absolviert. Das bedeutet also: Ich bin eine der Auserwählten der 200-Euro-Einmalzahlung für Studierende.
Vor einem halben Jahr verzeichnete mein Herz vor euphorischen Gedanken an unendliche Mengen Barilla Pesto und der Aussicht auf ein bisschen weniger Herzschmerz beim Anblick der nächsten Nebenkostenabrechnung noch einen kleinen Hüpfer. Monate später war an den Platz der Euphorie vor allem Frust, Ungeduld und ja, auch einfach das Gefühl der Enttäuschung gerutscht.
Enttäuschung aufgrund der Erkenntnis, zu der Bevölkerungsgruppe zu gehören, die eigentlich für die Zukunft stehen sollte, aber dennoch politisch als so unbedeutend wahrgenommen wird, dass sie in der Krise am längsten auf ihre Energiepreispauschale warten durfte. Nun ja, Schwamm drüber.
Anfang März bekam ich schließlich von meiner Hochschule die Benachrichtigung, dass sich alle Studierenden in die Startpositionen begeben könnten: Ab dem 15. März gehe es los, das BundID-Konto könne als Vorbereitung schon mal eingerichtet werden.
Ich hatte die Wahl: für das BundID-Konto brauchte ich entweder einen elektronischen Ausweis oder ein Elster-Zertifikat.
Zum Glück wurde mir mein alter Ausweis erst vergangenes Jahr mitsamt Geldbeutel geklaut, wodurch ich zwangsweise stolze Besitzerin eines brandneuen Ausweises mit Online-Funktion wurde. Ich entschied mich daher für die Option mit E-Ausweis.
Für den E-Ausweis benötigt man allerdings eine PIN. Wie die meisten meiner befreundeten Student:innen hatte ich allerdings wenig Informationen darüber, wo sich ebenjenes Schreiben mit der benötigten PIN befindet.
Dank der Plattform personalausweisportal.de schien das jedoch kein Problem zu sein: Mit ein paar Klicks konnte ich dort einen neuen anfordern, der mir postalisch zugestellt werden sollte. So weit in der Theorie.
Der 15. März, der Start der Beantragung, der Tag, auf den ich so lange wartete – er war da. Mein PIN-Rücksetzbrief nach zwei Wochen leider noch nicht.
Aber das machte nichts, denn der Zugangscode, den ich für die Beantragung zusätzlich von meiner Hochschule benötigte, fehlte ebenso.
Aber wie vielen meiner Mitstudent:innen bekannt sein dürfte, verpasste ich in den ersten Tagen auf der neuen Plattform "Einmalzahlung200" wenig. Außer viel Chaos, Breakdowns der Plattform und stundenlanges Warten in digitalen Warteräumen.
Die Tage verstrichen und während die Plattform weiter mit der eigenen Inkompetenz kämpfte, wartete ich – immer noch auf meinen Brief. Im Bürgeramt konnte man mir telefonisch keine Auskunft geben, außer, dass ich einen neuen Brief beantragen könne. Der könnte jedoch ebenfalls aufgrund der vielen Anfragen längere Zeit benötigten. Sollte mein erster Brief doch ankommen, wäre dieser dann ungültig.
Klasse.
Meine Hochschule hatte inzwischen die Zugangscodes verschickt und einige meiner Kommilitonen wurden bereits um 200 Euro reicher. Und ich genervter.
Mein Glück: Ich war Anfang des Jahres umgezogen, daher hatte ich mir schon vor zwei Monaten einen der hart umkämpften Termine in einem Berliner Bürgeramt gesichert.
Diesen Termin konnte ich schließlich nutzen, um meinen elektronischen Ausweis auf dem Amt aktivieren zu lassen und eine neue PIN zu generieren. Die Aufregung stieg. Sollte es nun endlich so weit sein?
Direkt im Anschluss spurtete ich nach Hause und rief die "einmalzahlung200"-Website auf – geistig jonglierend mit meinem Ausweis, meiner nagelneuen Ausweis-PIN, meiner Transport-PIN und meinem Hochschul-Zugangscode.
Ich musste jedoch die Beantragung auf den nächsten Tag verschieben, da die BundID-Website wohl nicht bereit für meine überquellende Tatkraft war.
Am nächsten Tag war der Stichtag gekommen. Der 30. März sollte der Tag sein, der mir den Weg für meine Energiepauschale ebnen sollte. Die eigentliche Beantragung ging jetzt sehr schnell: nach vielen Klicks auf "Weiter", unterbrochen vom Eingeben langer Zahlenreihen, war ich auch schon durch.
Eine rückblickende Erkenntnis: Hat man alle Codes und PINs, die nötige Ausstattung – also ein modernes Handy, das den Ausweis lesen kann – und funktioniert am Ende sogar noch die Website und die AusweisApp2, ist die Beantragung eine Sache von fünf Minuten.
Denn da standen sie schließlich, die lang ersehnten Worte:
Schon ein paar Stunden später kam die Mail, in der bestätigt wurde, dass mein Antrag bewilligt worden war. Zwei Tage später waren die 200 Euro auf meinem Konto.
Danke Vater Staat und dem gemeinsamen Angebot von Bund und Ländern für meine Energiepauschale. Trotz der mühsamen Zeit bis zur Antragsstellung ging es am Ende erstaunlich schnell.
Für das nächste Mal würde ich mir allerdings doch eine Lösung wünschen, bei der Student:innen ähnlich zur restlichen Bevölkerung behandelt werden.