In diesem Sommer hat das 9-Euro-Ticket vielen Menschen die Welt des Bahnfahrens eröffnet. 52 Millionen Stück wurden verkauft und laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen hat es "viele Umsteiger" gegeben. Strecken, die sonst mit dem Auto gefahren worden wären, wurden also häufig erstmals mit Bus oder Bahn zurückgelegt.
Bei dem ein oder anderen, der vor allem das vertraute Innere seines Autos gewöhnt ist, hat das sicher einen kleinen Kulturschock ausgelöst. Auf einmal mussten sie sich mit telefonierenden Mitfahrenden arrangieren, in überfüllten Wagons im Gang stehen oder sich ihrem Schicksal fügen, wenn Verspätungen und Ausfälle ihre Pläne über den Haufen geworfen haben und sie an Bahnhöfen gestrandet sind.
Wie gut beziehungsweise schlecht es um die großen Bahnhöfe hierzulande steht, lässt sich dem European Railway Station Index entnehmen. In diesem Ranking untersucht die Verbraucherschutzorganisation Consumer Choice Center mit Sitz in Washington D.C. jährlich die 51 großen Bahnhöfe Europas und deren Infrastruktur.
Bei dieser Bewertung kommt es auf diverse Punkte an: Neben der Fahrgastzahlen und der Zahl der nationalen und internationalen Verbindungen spielen auch Ausschilderung und Lounges sowie die Anzahl der Fahrstühle eine Rolle.
Die Verbraucherschützer:innen untersuchen zudem die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr, die Zahl der Restaurants und Läden für die Versorgung, sowie unter anderem Internetzugang und Rideshare-Möglichkeiten.
Deutschland kommt in dem Ranking gut weg: Kein anderes Land hat so viele Bahnhöfe in den Top Ten. Düsseldorf (Platz 10), Hannover (9), München (4), Berlin (3) und Frankfurt am Main (2) haben es unter die zehn besten in Europa geschafft.
Platz 1 belegt aber der Züricher Hauptbahnhof. Vor allem die große Zahl an Restaurants und Geschäften im Bahnhof hat die Jury überzeugt.
Interessant ist auch der Blick auf das Ende der Tabelle. Auch da findet man nämlich einen deutschen Bahnhof, den am Alexanderplatz in Berlin. Neben der im Vergleich zur Konkurrenz geringen Anzahl an nationalen und internationalen Verbindungen kritisieren die Verbraucherschützer:innen auch das Fehlen von Lounges und die relativ geringe Anzahl an Geschäften und Restaurants im Bahnhof.
Auch andere Berliner Bahnhöfe schneiden nicht gut ab: Die Plätze 40 bis 42 gehen an die Bahnhöfe Friedrichstraße, Ostkreuz und Zoologischer Garten. Ebenfalls nicht mit Ruhm bekleckert hat sich aus Sicht der Verbraucherschützer:innen der Bremer Hauptbahnhof (33).