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Mutter mit Vollzeit-Job verrät ihre Tricks, wie Arbeiten mit Kind funktioniert

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Kinder, Haushalt, Büro: Alles zusammen kann herausfordernd sein. Julia verrät ihre Tricks, wie es funktionieren kann.Bild: Shutterstock / studiostoks
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Wie es möglich ist, als Mutter Vollzeit zu arbeiten

Ehrlich, direkt und subjektiv: Unsere Redakteurin Julia hat in ihrer Kolumne "Mom at Work" einmal pro Monat über die Freuden und Leiden einer in Vollzeit arbeitenden Mutter geschrieben. Dies ist der letzte Teil.
04.03.2024, 08:06
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Wer Mutter ist und arbeitet, hat es nicht immer leicht. Da wären zum einen die Vorurteile, die einem begegnen: Mütter fehlen oft, sind nicht so belastbar oder haben keine Lust auf Karriere. Und zum anderen die oft familienunfreundlichen Konditionen vieler Firmen: unflexible Arbeitszeiten, kein Homeoffice oder keine Aufstiegschancen für Eltern, insbesondere Mütter.

Zwei Jahre lang habe ich Vollzeit gearbeitet – und war auch stolz darauf. Natürlich war diese Zeit nicht leicht und ich musste mit einigen Hürden und Vorurteilen kämpfen. Nun haben sich jedoch einige Umstände für mich verändert und ich werde tatsächlich künftig meine Arbeitsstunden ein wenig reduzieren. Das bringt auch mit sich, dass ich meine Kolumne "Mom at Work" nicht weiterführe.

Doch auch, wenn ich künftig nicht mehr in Vollzeit arbeite, weiß ich, dass die 40-Stunden-Woche funktionieren kann. Allerdings nur unter gewissen Voraussetzungen. Vollzeit zu arbeiten ist natürlich auch nicht jederfraus Sache und das ist vollkommen okay. Wer das aber muss oder will: Zum Abschied meiner Kolumne verrate ich einige meiner Learnings aus dieser Zeit als vollzeitarbeitende Mutter.

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Einen starken Partner

Wer als Mutter Vollzeit arbeitet, braucht, wenn möglich, entweder eine:n Partner:in, die selbst etwas zurücksteckt oder genauso kräftig mit anpackt. Und zwar nicht im Job, sondern in Sachen Kinderbetreuung und Haushalt. Bevor man also Kinder bekommt, empfehle ich nach Möglichkeit wärmstens, zu klären, welche Rollenverteilung und Unterstützung du dir erwartest.

Denn es reicht nicht, wenn dein:e Partner:in dich emotional bei deiner Vollzeitstelle unterstützt, dir aber die gesamte Organisation und den Haushalt überlässt. Das geht vielleicht eine Weile gut, doch ziemlich sicher geht es auch auf Kosten deiner mentalen oder körperlichen Gesundheit.

Gute Organisation

Eine gute Organisation ist als Mutter das A und O, um nicht verrückt zu werden. So hilft es beispielsweise enorm, gegen Ende oder Anfang der Woche gemeinsam den Terminplaner durchzusprechen, damit alle auf einem Stand sind. Ein gemeinsamer Terminkalender ist unverzichtbar, um alles im Blick zu haben. Und auch ein wöchentlicher Essensplan, am besten mit einer geteilten App abgesprochen, erspart langfristig viel Zeit und Nerven.

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Ohne To-do-Listen und Terminplaner hätte ich den Vollzeitjob nie geschafft.Bild: iStockphoto / GaudiLab

Schlechtes Gewissen und alte Rollenbilder wegwerfen

Merke dir einfach: Als Mutter kann man es nur falsch machen. Egal was du tust, jemand wird dir Vorwürfe machen. Dass du zu viel arbeitest oder zu wenig, deine Wohnung zu unordentlich oder deine Erziehung irgendwie falsch ist. Wenn du das weißt, kannst du dahinter einen Haken setzen und einfach dein Ding durchziehen. Die überraschten, teils mitleidigen und teils leicht vorwurfsvollen Reaktionen auf die Enthüllung, Vollzeit zu arbeiten, können dir einfach komplett egal sein.

Du tust, was du für dich entschieden hast und für richtig hältst. Falls du doch einmal zweifeln solltest, dass dein Kind zu früh oder zu lang in der Kita ist, sieht dir am besten Studien von seriösen Expert:innen an. Diese belegen allesamt, dass das keine negativen Auswirkungen auf Kinder hat. Ganz im Gegenteil kannst du ihnen mit deinem Job ein feministisches Vorbild sein, solange du dabei auch gut auf dich und deine Bedürfnisse achtest.

Ein gutes Netzwerk haben

Es heißt ja immer, man brauche ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen. Das wäre auf jeden Fall ziemlich angenehm, klar. Leider ist die Realität eine andere: Viele Eltern wohnen weit weg von Oma und Opa, Babysitter:innen sind extrem teuer oder schwer zu kriegen, genau wie Kita-Plätze. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, ein Care-Netzwerk aufzubauen. Hast du vielleicht gute Freund:innen, die Kinder mögen und sich ab und zu kümmern? Coole Nachbar:innen, die auch Kinder haben und deines auch mal zu sich nehmen? Oder ein Kita-Netzwerk, das sich beim Abholen und bei der Nachmittagsbetreuung abwechselt?

Das alles ist Gold wert. Wer sich dabei schwertut, kann immer noch im Internet suchen. Es gibt manchmal auf Netzwerken wie "nebenan.de" auch Omas und Opas, die keine Enkel (in der Nähe) haben und gerne etwas aushelfen würden. Sogenannte Leih-Omas und Leih-Opas. Eine tolle Möglichkeit, bei der beide Seiten profitieren.

Mental Load aufteilen

Ganz, ganz wichtig: Erkundige dich, falls du es noch nicht weißt, was Mental Load ist. Und dann reduziere ihn. Denn es hilft dir nicht, wenn dein:e Patner:in das Kind aus der Kita abholt oder zum Arzt geht, wenn du sie oder ihn ständig daran erinnern musst. Am besten funktioniert es, Aufgaben abzugeben, wenn man klare Zuständigkeiten einteilt.

Mental Load Crashkurs
Mental Load bezeichnet die Belastung, die durch das Organisieren von Alltagsaufgaben entsteht, die gemeinhin als nicht der Rede wert erachtet werden und somit weitgehend unsichtbar sind.
quelle: wikipedia

Das geht auf vielerlei Weise: Du putzt diese Zimmer, ich die anderen. Es kann aber auch sein: Ich kümmere mich um das Kita-Kind und alle anfallenden Belange wie Elternabende und du dich um das Schulkind.

So weit, so gut. Doch danach folgt noch der schwierigste Teil: einfach loslassen. Und vertrauen, dass der oder die Partner:in seinen Teil auch zuverlässig erledigt. Anders geht es nicht, den eigenen Teil der mentalen Zuständigkeiten abzugeben und sich zu entlasten. Nur Mut! Wenn es schiefgeht, klappt es beim nächsten Mal aus Angst vor deiner Standpauke bestimmt besser.

Auszeiten statt Haushalt

"Schlafe, wenn das Kind schläft": Diesen Spruch hört man als junge Mutter ständig. Doch der Ratschlag ist umstritten, viele Mütter kritisierten, dass sie in dieser Zeit doch das Haus aufräumen oder Orga-Kram erledigen müssten. Die Einstellung finde ich ziemlich seltsam, denn mir war das immer herzlich egal. Ich schlief in dieser Zeit, so oft ich nur konnte – auch wenn das Haus ein Saustall war.

Und das ist auch in späteren Jahren mit Kind mein ganz persönlicher Ratschlag: Wenn du etwas Freizeit hast, tu dir was Gutes, statt zu arbeiten. Ich weiß: Das ist richtig schwer, wenn tausend Dinge darauf warten, erledigt zu werden und um dich herum Chaos herrscht. Aber was ist wichtiger: eine erholte Mutter oder ein tadellos sauberes Zimmer? Und falls spontan Besuch kommt, denke immer daran: Du hast die Wahl zwischen fünf Minuten Schämen oder stundenlangem Aufräumen.

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Priorisierung ist wichtig: Deine Bedürfnisse als Mutter sollten ganz weit oben stehen. Bild: iStockphoto / RossHelen

Sich Hilfe holen

Viele Eltern tun sich schwer, zuzugeben, wenn ihnen alles über den Kopf wächst. Doch es ist so unglaublich wichtig: Hole dir Hilfe, wenn es nicht mehr geht. Wenn du einen wichtigen Termin hast, frag andere Eltern, ob sie dein Kind aus der Kita mitnehmen können. Oder deine Nachbar:innen, ob sie dir etwas aus dem Supermarkt mitnehmen. Oder deine Freunde und Familie, ob sie dich besuchen können, wenn du dir ein Bein gebrochen hast und wochenlang durch den Gips behindert bist.

Und frag deine:n Partner:in auch nach Hilfe, wenn du einfach mal eine Pause brauchst. Das ist völlig legitim. Und so unglaublich wichtig. Denn niemand kann dir helfen, wenn er oder sie nicht weiß, dass du Hilfe brauchst. Und es gibt bestimmt viele, die das gerne tun würden.

Steh zu deinen Stärken

Du bist eine Mutter, die arbeitet. Du kannst darauf stolz sein. Denn, zugegeben, es ist einfach verdammt anstrengend. Schließlich ist Muttersein allein schon so anstrengend wie 2,5 Vollzeitjobs. Und du kannst so viel mehr als du denkst. Wir Mütter sind Organisationstalente und Effizienzmaschinen, empathisch und durchsetzungsfähig zugleich. Eine Studie geht sogar so weit, zu sagen: Mitarbeitende, die Kinder haben, sind auf lange Sicht gesehen im Job leistungsfähiger als Kinderlose. Am produktivsten sind der Studie zufolge Mütter von zwei Kindern. Und mit diesen abschließenden Worten: Over and out.

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