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Im Bikini mit großer Oberweite: Moderatorin Masha spricht Klartext

Masha war Model, heute ist sie Moderatorin. Und sie fragt sich: Was genau ist das Problem an einem Bild im Bikini?
Masha war Model, heute ist sie Moderatorin. Und sie fragt sich: Was genau ist das Problem an einem Bild im Bikini?Bild: instagram.com / mashajamfm
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Moderatorin Masha geht mit Video über Bikinis und große Oberweite viral: "Nicht für die Männer"

18.04.2024, 08:12
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Masha ist 25 Jahre alt. Sie ist Moderatorin bei Jam FM. Nach ihrer Kindheit und dem Abi studierte sie in Koblenz Lehramt, begann zu modeln und entschied sich nach einem Unfall, etwas Gewagtes zu tun: Sie warf ihre Zukunftspläne über den Haufen, zog nach Berlin und ging zum Radio.

Sie ist eine Frau, die sich in ihrem Körper wohlfühlt. Als ehemaliges Curvy Model hat sie das längst gelernt. Gleichzeitig setzt sie sich regelmäßig auf Social Media für Themen wie Selbstliebe und Body Positivity ein. Vor kurzem ging eines ihrer Tiktoks viral. Das Thema: Frauen mit Kurven, Bilder im Bikini und die Reaktionen anderer auf große Brüste am Strand.

"Wenn ich ein Bild im Bikini hochlade", sagte sie in ihrem Video, "dann geht es immer nur um eine Sache". Und zwar die Behauptung, sie möchte der Welt ihre große Oberweite präsentieren. Sie kann darüber nur den Kopf schütteln. Sie sagt: "So wurde ich eben geboren, das ist genetisch veranlagt."

Die Reaktionen auf ihre Worte und ihren Umgang mit unangebrachten Kommentaren auf Social Media waren vielfältig. Mit watson sprach die Moderatorin über ihr Verhältnis zu ihrem Körper, unangebrachte Kommentare und die Sexualisierung ihrer Oberweite.

Masha ist nach Berlin gezogen, um Radiomoderatorin zu werden.
Masha ist nach Berlin gezogen, um Radiomoderatorin zu werden.Bild: instagram / mashajamfm

"Gerade auf Tiktok, wo die Videos allen möglichen Leuten ausgespielt werden, sind die Reaktionen bei solch einem Thema bei 50:50", sagt Masha im Gespräch mit watson. Auf Instagram, wo sie eine eigene Community hat, sei das anders.

"Es ist die typische Täter-Opfer-Umkehr. Dir wird gesagt: 'Wenn du dich so zeigst, musst du dich nicht wundern, wenn alle über deine Brüste sprechen.' Was soll ich denn machen im Sommer? Mich zu Hause verstecken?" Schon im Video hatte sie die rhetorische Frage gestellt: "Warum sollte ich kein Bild von mir am Strand zeigen, wenn ich mich wohlfühle in meinem Körper?"

Den Clip könnt ihr hier sehen:

Masha weiß aus Kommentaren, Zuschriften und ihrem eigenen Umfeld, dass viele Frauen das Problem kennen. "Natürlich passiert das auch schlanken Frauen mit kleiner Oberweite", sagt sie. "Jedoch: Je größer die Brüste sind, desto mehr werden sie sexualisiert. Das ist so anstrengend."

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Sie selbst stehe da sehr oft drüber, schließlich hat sie während ihres Studiums ihren Lebensunterhalt als Model verdient: "Da weißt du, dass es ums Äußerliche geht. Ich stehe zu mir, wie ich bin. Aber ganz viele Frauen haben das Selbstvertrauen nicht. Die möchte ich ermutigen, sich bloß nicht von irgendwelchem Geschwätz einschüchtern zu lassen."

Dafür kassiere sie gerne auf Tiktok ein paar dumme Sprüche: "Ich bekomme Nachrichten von Frauen, die mir sagen, dass sie sich weniger für ihre Körper schämen, wenn sie sehen, wie ich mit dem Thema umgehe. Das ist die Mühen wert."

Dass einige Reaktionen von Männern fast schon vorhersehbar sind, verwundert Masha nicht mehr. Doch mit den Aussagen einiger Frauen kämpft sie innerlich dann doch: "Klar, ich bin eine, die sagt: Wir müssen uns gegenseitig supporten als Frauen. Doch die Realität ist auch, dass mir auch viele Frauen abfällige Kommentare unter Bilder oder Videos schreiben."

"Ich würde mir wünschen, dass man im normalen Kaufhaus auch Oberteile findet, die nicht bei Körbchengröße D aufhören."

Die Gesellschaft sei, so glaubt sie, an manchen Punkten einfach noch immer sehr starr in ihrem Bild. Sie nennt ein Beispiel: "Warum haben High-Fashion-Models nur selten große Brüste? Weil einige Designer oft Mode machen, in die sie gar nicht erst reinpassen, weil sie glauben, die Kurven würden von ihren Kleidern ablenken. Das ist doch absurd."

Den Standardmodemarken macht sie da weniger Vorwürfe: "Wenn du für den Mainstream Dinge produzierst, machst du dir halt nicht den Stress, dir zu überlegen, wie du Bikinis für ganz große Oberweiten produzierst. Aber klar, ich würde mir wünschen, dass man im normalen Kaufhaus auch Oberteile findet, die nicht bei Körbchengröße D aufhören."

Bei großer Oberweite ist's nicht immer einfach, einen passenden Bikini zu finden.
Bei großer Oberweite ist's nicht immer einfach, einen passenden Bikini zu finden.Bild: instagram / mashajamfm

In ihrem viral gegangenen Tiktok erzählt Masha, dass sie im Alltag oft bewusst auf Ausschnitt und luftige Kleidung verzichte. Wie passt das zu ihrem Empowerment-Gedanken? Gegenüber watson erklärt sie ihr Vorgehen: "Es ist eine Art Selbstversuch. Als Model wurde ich nur aufs Äußere reduziert, als Moderatorin versuche ich genau das Gegenteil. Ich will nicht, dass irgendein Gesprächspartner netter zu mir ist, weil ihm der Ausschnitt gefällt."

"Wir müssen unsere Körper so lange zeigen und zu ihnen stehen, bis sich keiner mehr wundert."

Zudem sei's auch ein pragmatischer Schritt, sich simpler zu kleiden: "Ich bin Morningshow-Moderatorin. Wir fangen um 5 Uhr an. Zu mehr als einen Hoodie, in dem ich mich wohlfühle, bin ich beim Anziehen morgens nicht in der Lage."

Wenn sie mit Freundinnen ausgehe, sei das anders. Und wenn's Sprüche hagelt? "Dann bin ich die aus unserem Freundeskreis, die aufsteht und den Typen sagt, dass hier jetzt Schluss ist. Egal, ob es um mich geht oder eine Freundin."

Und am Strand habe man eben keine Wahl: "Ich ziehe meinen Bikini an und denke mir: Let them breathe." Masha lacht. "Ich mag den Sommer einfach."

Jetzt, wo die Temperaturen in Deutschland wieder steigen, hofft Masha, dass sich ein paar weniger Frauen Gedanken darüber machen, was man vermeintlich tragen dürfe und was nicht. "Am Ende muss man sich zum Selbstbewusstsein erziehen. Das ist nicht immer einfach, aber sonst ist man nie richtig mit sich zufrieden."

Ihr habe es geholfen, sich klarzumachen, dass über jede einzelne Frau gelästert werde: "Ich meine, sogar Rihanna bekommt Hate für ihr Aussehen ab. Rihanna!"

Ab 5 Uhr sitzt Masha vor dem Mikrofon. Ihr Lieblingsoutfit: ein Hoodie.
Ab 5 Uhr sitzt Masha vor dem Mikrofon. Ihr Lieblingsoutfit: ein Hoodie.Bild: instagram / mashajamfm

Über sich selbst sagt sie, dass es ihr deutlich besser gehe, seit sie mit sich selbst im Reinen ist: "Nein, ich wünsche mir wegen ein paar dummen Sprüchen keine kleineren Brüste. Eher wegen meiner Rückenschmerzen."

Die Moderatorin macht sich keine Illusionen: "Ich weiß, dass durch meine Videos oder dieses Interview nicht jede:r gleich umdenkt." Denn: "Gesellschaftlicher Wandel dauert eben." Sie sei fest davon überzeugt, dass man einfach weitermachen müsse. "Wir müssen unsere Körper so lange zeigen und zu ihnen stehen, bis sich keiner mehr wundert und keiner mehr etwas sagt."

Masha zuckt mit den Schultern. "Am Ende ist es doch so, dass es schön wäre, wenn jede Person das tragen kann, was sie will. Das ist ein frommer Wunsch, aber es geht in die richtige Richtung."

Sie beendet das Gespräch mit einer Botschaft an die Männer da draußen: "Ja, das ist mein Körper. Und wenn kurvige Frauen ihren Körper zeigen, dann nicht für die Männer, sondern weil wir uns wohlfühlen und das Teil eben tragen wollen."

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