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Silvester 2021: Sieben junge Erwachsene zwischen Party im Club und Familienrunde

Two Girls laying on the floor full of confetti
Die wildesten Feiern werden dieses Jahr wohl auf dem heimischen Parkett stattfinden. Spaß gibt es dort trotzdem allemal. Bild: iStockphoto / Mina3686
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Party im Club, Bierpongturnier oder entspannt mit der Familie: Sieben junge Erwachsene sprechen über ihr Corona-Silvester 2021

30.12.2021, 19:0430.12.2021, 19:30
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Nur zehn geimpfte oder genesene Menschen dürften an diesem Silvester zusammenkommen, um gemeinsam ins langersehnte Jahr 2022 zu feiern. Viel zu wenige, trauern einige, die wehmütig an die Prä-Pandemie-Zeit von Clubbing und Silvester-Partys in engen Kneipen zurückdenken.

Viel zu viele, warnen andere, die angesichts steigender Neuinfektionen und der Omikron-Variante mehr Zurückhaltung fordern. Wenn wir uns nicht einschränkten, würden wir "eine Explosion der Fallzahlen" erleben, warnte zuletzt Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) beim Bund-Länder-Gipfel.

Doch während viele deutsche Nachbarländer bereits harte Maßnahmen zum Neujahrsfest eingeführt haben – zum Beispiel ein erweitertes Alkoholverbot in Frankreich –, bleibt die Silvesterfeier in Deutschland ein Stück weit Ermessenssache. Für was für einen Rausch entscheiden sich junge Leute angesichts all dessen? Eine maximal ausgereizte Party mit Freunden? Oder einen (weiteren) Netflix-Marathon auf der Couch? Watson hat bei ihnen nachgefragt.

Lena feiert mit ihren Schwiegereltern am Meer

Obwohl Lena im wilden Hamburger Stadtteil St. Pauli wohnt, wird Clubbing für sie dieses Silvester ausfallen.

Lena, 28, aus Hamburg: "Ich feiere Silvester dieses Jahr nur mit meinem Verlobten und seinen Eltern am Meer. Wir bleiben zu Viert und machen es uns mit leckerem Essen und Wunderkerzen gemütlich. Bevor Corona losging, habe ich noch in Clubs Silvester gefeiert – heute wäre das für mich kaum vorstellbar. Wir haben uns auch entschlossen, in kleinem Kreis zu feiern, damit das kommende Jahr nicht am Ende noch direkt mit Quarantäne starten muss. Ich hätte aber auch einfach kein gutes Gefühl dabei, ausgerechnet jetzt in großer Runde eine Party zu organisieren."

Als Hostess im Club

Laura, 25, aus Berlin arbeitet an Silvester als Hostess und Sängerin in einem Club. "Wenn ich gerade nicht auftrete, verteile ich Süßigkeiten und sorge für gute Laune bei den Gästen."

Für die Gäste herrscht auch an Silvester Sitzplatzpflicht und das macht sich sofort an der Anzahl der Leute im Club bemerkbar. "Es kommen weniger Gäste, seit es keine Tanzveranstaltungen mehr gibt." Doch auf den Ticketverkauf für die Silvesterparty hat sich das nicht ausgewirkt – die Veranstaltung ist ausverkauft.

Zudem gilt im Club die 2G+-Regel. "Das gibt mir schon ein sicheres Gefühl." Denn gerade ihre Gesangsauftritte oder Gespräche mit Gästen seien mit Maske und aufgrund der Musik nur schlecht möglich.

Geburtstagsfeier mit begrenzter Teilnehmerzahl

Sarah wird an Silvester 23 Jahre alt und für sie ist klar: "Ich will an meinem Geburtstag nicht allein sein." Daher war auch für sie in diesem Jahr klar, dass sie feiern wird.

"Ich habe mir wegen Corona keine großen Gedanken gemacht. Wahrscheinlich werden wir so zehn bis 15 Leute sein und ich weiß, dass alle meine Gäste mindestens doppelt geimpft sind."

Dass sich jeder ihrer Gäste kurz vor der Party nochmal testet, erwartet sie nicht. "Am Ende ist es allen anderen überlassen, ob sie dann an der Party teilnehmen möchten oder nicht."

Bierpongturnier, aber in kleiner Runde

"An Silvester verbringe ich Zeit mit ein paar Freunden. Wir alle lassen uns davor nochmal testen und wurden auch schon alle geboostert", erklärt Oliver, 26, aus Stuttgart.

"Ich weiß bei meinen Leuten auch, dass sie aufpassen, wen sie treffen und wir haben zudem die Kontakte extra nochmal reduziert". Daher macht sich der Schwabe wenig Sorgen.

"Das traditionelle Silvester-Beerpong lasse ich mir aber nicht nehmen."

Entspannt mit der Cousine

"Silvester verbringe ich dieses Jahr mit meiner Cousine in kleiner Runde", sagt Juliana, 26, aus Hamburg. "Da ich ohnehin lieber in kleiner Runde feiere, ist es für mich persönlich keine große Einschränkung."

Dennoch achtet sie, so gut es geht, darauf, das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Auch wenn es sich nur um die Familie handelt und alle vollständig geimpft sind: "Wir lassen uns trotzdem vorher testen, einfach zur Sicherheit."

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bild: privat

Kleine Familienfeier mit drei Generationen

Theresia aus Köln freut sich dieses Jahr besonders auf ihre Silvesterfeier im kleinen Familienkreis, da ihre Großeltern dabei sein werden. "Es war in den vergangenen zwei Jahren schwierig genug, mit meinen Großeltern Zeit zu verbringen. Mein Opa ist jetzt 94 Jahre alt und da weiß man auch nicht, wie lange man noch die Möglichkeit hat, Silvester zu feiern", sagt die 19-Jährige.

"Da wir den Kontakt in den vergangenen zwei Jahren schon so krass eingeschränkt haben, wollten wir das nochmal nutzen. Wir sind alle dreimal geimpft und daher können wir das vertreten." Zudem testen sich alle Familienmitglieder noch einmal, bevor sie sie sich treffen. "Ich finde es schön, dass an Silvester bei uns drei Generationen zusammenkommen können", freut sich Theresia.

Eine kleine Party darf es schon sein

Lukas aus Berlin kann die plötzlich eintretende Vorsicht zu Silvester nicht verstehen. "An Weihnachten kam man doch auch mit Geschwistern, Onkeln, Tanten und Großeltern zusammen. Und wenn man eine Partnerin oder einen Partner hat, dann sogar doppelt", sagt der 25-Jährige, der auch schon geboostert ist.

Daher hält er es auch nicht für verwerflich, zumindest eine kleine Party zu besuchen. "Und wenn dort dann 13, 14 oder 15 Leute sind, ist das für mich auch vollkommen okay", erklärt er.

Clubsterben in Deutschland: Ist die Party vorbei?

"Die Party ist zu Ende – lang lebe die Party", steht auf der Webseite des Clubs Watergate. Der Berliner Club hat bekanntgegeben, dass er zum Ende des Jahres schließt, nachdem er 22 Jahre fester Bestandteil der Feierszene war. Damit reiht sich das Watergate an viele weitere Clubs an, die deutschlandweit in den letzten Jahren und Monaten schließen mussten oder es bald müssen.

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