Fabia Klein (19) aus Nürnberg ist froh, dass wenigstens die Studienfahrt stattfinden konnte. Von Oberstufenpartys und einer zusammengewachsenen Gemeinschaft hat sie nur die Älteren reden hören. Bild: privat / Finn Sanders
Nah dran
21.02.2022, 09:2422.02.2022, 16:50
Motto-Woche, Abi-Ball und natürlich die Prüfungen selbst – schon zum dritten Mal findet das Abitur für Schülerinnen und Schüler in Deutschland nun unter pandemischen Bedingungen statt. Neu ist dieses Jahr, dass die Abschlussjahrgänge 2022 im Prinzip schon ihre gesamte Oberstufe unter dem Einfluss der Corona-Pandemie verbracht haben.
Inwiefern hat das die Oberstufenzeit der Jugendlichen geprägt? Und was hoffen die Abgänger für die Zukunft? Watson hat mit dreizehn Abiturientinnen und Abiturienten aus ganz Deutschland darüber gesprochen.
Das Corona-Abi müsste sogar mehr Wert sein, findet Felix
Bild: privat / Richard Lehmann
Felix Eichner (19) aus Kleinkarblach, Rheinland-Pfalz:
"Fast unsere gesamte Oberstufenzeit war geprägt durch Corona. Dabei war die Politik stets darauf bedacht, dass Schule, beziehungsweise das Lernen immer stattfinden kann, sei es auch in Form von Online- oder Wechselunterricht. Dabei fehlte aber ein großer Teil, der Schule normalerweise ausmacht: das Miteinander. Es gab keine Projekte, keine Ausflüge und Kursfahrten, wenig Möglichkeiten, Freunde und Freundinnen zu treffen, gemeinsam zu lernen und so weiter. Das hat lange Zeit einfach gefehlt und oftmals Probleme verursacht oder verschlimmert.
"Für die Zukunft wünsche ich mir, dass endlich wieder etwas Normalität einkehrt."
Felix (19)
Das 'Corona-Abi' sollte aus meiner Sicht mindestens gleichwertig, wenn nicht sogar höherwertig eingestuft werden. Wir haben Selbstorganisation, Durchhaltevermögen und mentale Stärke bewiesen und mussten viele neue Arbeitsweisen erlernen, um in den Online-Phasen klarzukommen. Mein Abitur lief trotz der widrigen Umstände bis jetzt einigermaßen gut und ich fühlte mich vorbereitet. Trotzdem sind die Hygienemaßnahmen wie die Maskenpflicht und die regelmäßigen Lüftungspausen durchaus störend und ich hätte mir und allen Klassenkameraden und Klassenkameradinnen wirklich ein normales Abitur gewünscht.
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass endlich wieder etwas Normalität einkehrt, sodass wir das letzte Abitur mit solch gravierenden Einschränkungen schreiben und ich mein Studium ohne Corona anfangen kann. Wir bei uns an der Schule haben eine sehr hohe Impfquote. Leider gilt das nicht für die gesamte Gesellschaft. Ich hoffe, dass die Zweifler einsichtig sind, sich impfen lassen und wir dadurch endlich diese Pandemie hinter uns lassen können."
Theresa findet, die Schülerinnen und Schüler wurden allein gelassen
bild: privat
Theresa O. (18) aus Erding, Bayern:
"Ich kann es noch gar nicht realisieren, dass die Prüfungen bald kommen. Wobei wir in Bayern ja noch etwas mehr Zeit haben als die anderen Bundesländer. Den Gedanken verdränge ich eher und hangle mich von einer zur nächsten Prüfungsphase.
Dadurch, dass ich in der 11. Klasse auf eine neue Schule gegangen bin, kannte ich meine Mitschülerinnen und Mitschüler noch gar nicht. Durch Corona hatten wir auch leider nie die Möglichkeit, uns richtig kennenzulernen. Das finde ich besonders schade. Zudem hat der Online-Unterricht bei uns auch nicht so gut funktioniert und wir haben nicht so viel gelernt. Als wir dann wieder in die Schule durften, hat uns einiges an Schulstoff gefehlt, was wiederum Auswirkungen auf die Noten hatte.
Am schlimmsten fand ich die Zeit, in der wir zu Hause Unterricht hatten, weil ich mich dadurch nicht auf das Abi vorbereitet fühle. Zum Glück findet aber unsere Abi-Reise trotzdem statt. Die haben wir auch schon gebucht. Auch die Zeugnisverleihung findet statt, aber leider nur klassenweise und nicht mit der ganzen Schule.
"Hangle mich von einer zur nächsten Prüfungsphase."
Theresa (18)
Was politisch hätte anders laufen müssen? So einiges: Wir Schüler wurden ziemlich allein gelassen, unser Stoff für das Abi wurde nicht gekürzt, unsere Faschingsferien wurden gestrichen, was wirklich unnötig war, und wir mussten alle in Quarantäne, weil Eine in meiner Klasse Corona hatte, obwohl wir gelüftet, Abstand gehalten und Masken getragen haben. Im Endeffekt hat sich niemand angesteckt. Das hätte man auch mit Frei-Testen regeln können."
Jacob trauert um verpasste Schulzeit-Erinnerungen im Lockdown
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Jacob Pensky (18) aus Hamburg:
"Nach mittlerweile fast zwei Jahren einer von der Pandemie geprägten Oberstufe nun vor dem Abitur zu stehen, fühlt sich in gewisser Weise unwirklich an. Und das liegt nicht an Masken, Schnelltests und Luftfiltern, sondern an der gesamten Oberstufenzeit, wie sie vor uns kein Jahrgang erleben musste.
Unsere Oberstufe war geprägt von dem ständigen Wechsel zwischen Online- und Präsenzunterricht beziehungsweise Lockdown, Lockdown light und keinem Lockdown. Wir als Schülerschaft mussten uns immer wieder anpassen und unseren Alltag neu strukturieren. Sei es aufgrund von Online-Unterricht, Hybridunterricht, eisiger Kälte im Klassenzimmer mit offenem Fenster oder den vielen Unterrichtsausfällen, die wir in der momentanen Phase der Pandemie erleben. Von den Umstellungen in der Freizeit ganz abgesehen.
Für die meisten war diese ständige Ungewissheit eine schwerwiegende psychische Belastung. In den Erinnerungen vieler Schülerinnen und Schüler findet sich von Januar bis Mai 2021 eine 'Leere', dort, wo normalerweise soziale und schulische Weiterentwicklung stattgefunden hätten. Es wurde für uns alle deutlich, dass Schule mehr bedeutet als reine Wissensvermittlung. Insbesondere litt auch die Berufsorientierung, da keine Präsenzveranstaltungen und nur selten Exkursionen möglich waren.
"In den Erinnerungen vieler Schülerinnen und Schüler findet sich von Januar bis Mai 2021 eine 'Leere'."
Jacob (18)
In besonderem Maße trifft es diejenigen, die es bereits vor den Lockdowns schwer hatten. Beispielsweise Schülerinnen und Schüler aus sozial schwachen Familien, die aufgrund von schlechter technischer Ausstattung die Inhalte aus dem Online-Unterricht noch schwerer lernen konnten, als alle anderen. Ein weiteres Beispiel sind Schülerinnen und Schüler, die vermehrt häusliche Gewalt erleben mussten. (...) Auch Jugendliche, die bereits psychische Probleme hatten, sehen sich nach einer sehr schweren Zeit im Lockdown und so kurz vor den stressigen Abiturklausuren mit überfüllten Kliniken und langen Wartezeiten für Therapien konfrontiert.
Alle Abiturientinnen und Abiturienten haben in den letzten zwei Jahren viel leisten müssen, um dieses Jahr trotz langer Pandemie ihr Abitur schreiben zu können. Wer den Wert dieses Abiturs infrage stellt, der verhält sich uns gegenüber respektlos. Ferner haben wir durch die Bewältigung der zusätzlichen Hürden Ehrgeiz und Anpassungsfähigkeit unter Beweis gestellt."
Praktika? Ausgefallen. Luisa sorgt sich vor allem um die Zeit nach dem Abi
Bild: privat
Luisa Weitershagen (18) aus Betzdorf, Rheinland-Pfalz:
"Wie viele andere dieses Jahr, stehe ich gerade mitten im Abi und das unter widrigen Bedingungen. Corona hat uns und vor allem den Schulalltag immer noch fest im Griff. Wenn ich früher an meine Zeit in der Oberstufe gedacht habe, kamen mir vor allem eine tolle Kursfahrt, Zeit mit meinen Mitschülern und große Abschlussfeiern in den Sinn, doch all das blieb uns verwehrt. Auch vor der laufenden Prüfungsphase machte das Virus natürlich keinen Halt. Das Schreiben der langen Klausuren mit Maske war nicht wirklich angenehm und auch von einem anschließenden Feiern der überstandenen Torturen sollte eher abgesehen werden. Obwohl das doch eine der wenigen Dinge war, worauf man sich noch freuen konnte…
Ob die Corona-Zeit meine Chancen in der Arbeitswelt schmälern wird? Ich persönlich denke, dass es immer noch ein Abitur eines Gymnasiums ist, dass ich dieses Frühjahr erwerben werde und dass das immer noch den gleichen Wert haben sollte wie noch vor wenigen Jahren! Wir Schüler können nichts für diese Situation und deshalb sollte es uns auch nicht zum Nachteil gemacht werden, dass wir unter den aktuellen Bedingungen unseren Abschluss machen.
"Corona hat uns und vor allem den Schulalltag immer noch fest im Griff."
Luisa (18)
Ein Problem das ich jedoch sehe ist, dass in Zeiten von Corona der Berufswahlunterricht komplett in den Hintergrund gerückt ist. Viele meiner Mitschüler haben keine Ahnung, was sie nach unserem Abschluss im März tun sollen, da über vieles gar nicht informiert wurde. Auch die Möglichkeit eines Praktikums war nicht gegeben…
Gerade in der Anfangszeit der Pandemie wurde jeglicher sozialer Kontakt auf Eis gelegt, wodurch man teilweise das Gefühl bekam, komplett alleine mit seinen Problemen zu sein. Aber auch jetzt noch ist das Treffen von Freunden oder nur der normale Unterricht kaum möglich ohne Angst vor Ansteckung und folgender Quarantäne, was für uns als Abiturienten verheerende Folgen haben würde. Abschließend möchte ich sagen, dass wir es trotz der schwierigen Bedingungen bis hier hin geschafft haben. Wir, als Abiturienten 2022, hoffen sehr, die Möglichkeit zu bekommen, unseren Abschluss gebührend zu feiern und unsere Schulzeit zu beenden."
Estella musste wegen Corona ihr Auslandsjahr abbrechen
Estella aus Hamburg:
"Das Gefühl, fünf Stunden eine Klausur zu schreiben, ist schon etwas beängstigend. Vor allem, wenn es dann zu den richtigen Abiklausuren kommt. Da muss man auf jeden Fall einen kühlen Kopf bewahren. Noch ist ja etwas Zeit, weshalb ich noch relativ entspannt bin und mir das richtige 'Loslernen' dann für die zwei Wochen vor den Klausuren aufspare.
Wie Corona meine Oberstufenzeit geprägt hat? Ich musste mein Auslandsjahr 2019/20 in den USA abbrechen, was mich ziemlich getroffen hat. Aufgrund meines Auslandsjahres bin ich in eine neue Stufe gekommen, und durch die Pandemie hatte ich Schwierigkeiten, meine Klasse richtig kennenzulernen. Trotz alledem konnten wir glücklicherweise noch eine Profilfahrt nach Berlin machen, was auf jeden Fall eine Menge Spaß gebracht hat.
Zu Beginn fand ich das Homeschooling noch okay, nach einer Weile haben die Mitmenschen einem allerdings sehr gefehlt. Persönlich bin ich mit dem Homeschooling aber auch sehr gut klargekommen, da ich die Ruhe und Zeit hatte, mich mit den Texten und Aufgaben genauer und intensiver auseinander zu setzen. Das einzige, was mir am Unterricht gefehlt hat, war der Austausch untereinander.
"Immerhin konnten wir eine Profilreise für wenige Tage nach Berlin machen. Wäre kein Corona gewesen, wären wir wahrscheinlich nach Italien geflogen."
Estella
Die Abiturklausuren werde ich vermutlich mit Maske und Abstand zu den anderen Schülern schreiben müssen. Außerdem auch mit Testung, denn ohne einen negativen Schnelltest wird die Prüfung wahrscheinlich nicht angetreten werden dürfen. Das wäre der Horror, wenn ich davor einen positiven Schnelltest haben würde, schließlich will man die Prüfungen einfach hinter sich bringen. Momentan planen wir auch noch unseren Abiball, wobei man natürlich nicht voraussehen kann, ob dieser stattfinden wird.
Am meisten ärgert es mich, dass man die ganzen zwei Jahre in der Oberstufe keine richtige Klassengemeinschaft aufbauen konnte. Denn meiner Meinung nach sind dafür auch gemeinsame Aktivitäten in der Freizeit wichtig. Wie schon gesagt, konnten wir immerhin eine Profilreise für wenige Tage nach Berlin machen. Wäre allerdings kein Corona gewesen, wären wir wahrscheinlich nach Italien geflogen.
Klar sind auch Abi-Streiche und ein Abi-Ball und alles was dazu gehört, wichtig. Ich habe aber auch noch die Hoffnung, dass dies im Sommer stattfinden kann. Vom Unterricht her fühle ich mich größtenteils gut vorbereitet. Nur bei Mathe ist mir aufgefallen, dass der Präsenzunterricht ziemlich wichtig ist..."
Das Corona-Abi wird weniger wert sein, befürchtet Étienne
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Étienne André Klenz (18) aus Lübeck, Schleswig-Holstein:
"In diesen außergewöhnlichen Zeiten weiß ich eigentlich gar nicht, wie ich mich fühlen soll. Zum einen ist die Vorfreude vor dem Ende der Schulzeit groß, zum anderen ist da aber natürlich auch die Angst, durch die anstehenden Prüfungen zu fallen und was danach kommen wird. Ich finde, gerade dadurch, dass quasi meine ganze Oberstufenzeit während der Pandemie stattfand, dass sie uns Schüler doch sehr geprägt hat. Wir mussten uns sehr schnell an viele außergewöhnliche Situationen anpassen und an der ein oder anderen Stelle hatten wir auch das Gefühl, dass uns niemand so wirklich beachtet.
"Zum einen ist die Vorfreude vor dem Ende der Schulzeit groß, zum anderen ist da aber natürlich auch die Angst."
Étienne (18)
Wir in Schleswig-Holstein werden, zumindest laut aktuellem Plan, die Prüfungen mit Maske, Lüften und Schnelltestungen durchführen. Allerdings gibt es auch ein paar Erleichterungen wie zum Beispiel mehr Zeit, das Fehlen einiger Themengebiete und die Wahl, ob man eine Prüfung mündlich oder schriftlich ablegen möchte. Am meisten an der ganzen Corona-Schulzeit ärgert mich, dass wir, gerade durch Homeschooling, doch sehr autodidaktisch lernen mussten und das, obwohl wir vorher kaum Berührung damit hatten und dies auch ein Lernsystem ist, was nicht für alle funktioniert! Ebenso finde ich die Willkür vieler Lehrer bei der Benotung im Fern- oder Wechselunterricht und die fehlende Planung der Lehrer und Schulen sehr ärgerlich.
Ich für mich glaube, gerade da ich aus einem Bundesland komme, wo der Abschluss im Vergleich zu anderen Bundesländern ohnehin schon 'schlechter' angesehen ist, dass der Abschluss nun durch Corona noch etwas an Wertigkeit verliert, eben durch besagte Erleichterungen und Homeschooling. Ich für mich halte erstmal weiter an meinem Plan fest, dass ich über die Bundeswehr Politikwissenschaften studieren möchte."
Für Moritz ist das Schul-Ende auch mit Wehmut verbunden
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Moritz Drumm (18) aus Schwerin, Mecklenburg-Vorpommern:
"In wenigen Wochen ist es so weit und ich werde in den Abiturprüfungen sitzen. Eine lange Zeit des bisherigen Lebens findet damit ihren Abschluss, weshalb ich selbstverständlich wehmütig, aber auch gespannt auf die Zeit danach bin. Den Prüfungen gehe ich eigentlich relativ entspannt entgegen, da ich mich gut vorbereitet fühle, trotz Corona.
Seit nunmehr fast zwei Jahren prägt Corona unser Leben und damit auch meine gesamte Oberstufenzeit. Studienfahrten, Besuchstage in Unis und so manch andere interessanten Projekte mussten aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen, was wirklich sehr bedauernswert ist, da wir uns alle auf solch eine Abwechslung zum Schulalltag gefreut hatten. Ich bin gespannt auf das Abitur und hoffe, dass das Tragen der Maske nicht allzu störend beim Bearbeiten der Aufgaben ist. Außerdem habe ich nicht wirklich Sorge, dass unser jetziges Abitur als 'minderwertig' oder ähnliches angesehen wird. Schließlich haben wir genauso hart gearbeitet und genauso schwere Arbeiten geschrieben wie die Jahrgänge vor uns.
"Den Prüfungen gehe ich eigentlich relativ entspannt entgegen, da ich mich gut vorbereitet fühle trotz Corona."
Moritz (18)
Nach der Schule geht es hoffentlich für mich gleich in meinen zukünftigen Arbeitsplatz hinein. Ich strebe eine Offizierslaufbahn in der Bundeswehr mit dem Studium der Politikwissenschaften an. Sollte ich neben Studium und Ausbildungsübungen noch Zeit finden, würde ich mich auch gerne weiterhin beim pädagogischen Austauschdienst Deutschlands als Reiseassistent engagieren."
Paul hat Angst, pünktlich zur Abi-Prüfung noch in Quarantäne zu müssen
Paul Milosevic (19) aus Niederfischbach, Rheinland-Pfalz:
"Ich fühle mich kurz vor dem Abi sehr angespannt, nicht nur, dass die Abiturprüfung generell viele Nerven kostet, man macht sich zurzeit umso mehr Gedanken, was eine mögliche Quarantäne für Folgen hat.
"Unter den Pandemie-Bedingungen Abitur zu machen, ist natürlich besonders."
Paul (19)
Die Pandemie hat ganz klar die Oberstufenzeit geprägt, wir waren zweimal im Homeschooling und fast alle Fahrten wurden abgesagt. Ich habe bereits zwei Prüfungen schreiben dürfen. Vor der Prüfung müssen die ungeimpften Schüler und Schülerinnen einen Schnelltest machen, die geimpften brauchen diesen nicht. Während der gesamten Prüfung gilt Maskenpflicht, es gibt individuelle Maskenpausen, welche man sich selbst einteilen kann.
Unter den Pandemie-Bedingungen Abitur zu machen, ist natürlich besonders. Man hat eine sehr angespannte Lernzeit, in der man hofft, nicht in Quarantäne zu müssen. Ich persönlich habe keine Sorgen, dass mein Abitur auf dem späteren Arbeitsmarkt weniger 'wert' ist. Für die Zukunft plane ich das Bauingenieurwesen dual zu studieren."
Fabia erlebt ein wahres "Gefühlschaos" vor dem Abi
Fabia Klein (19) aus Nürnberg, Bayern:
"'Langsam wird es ernst', das ist sicherlich einer der Sätze, die ich in den letzten Wochen am häufigsten gehört habe, aber um ehrlich zu sein, habe noch gar nicht so wirklich realisiert, wie wenig Zeit uns noch bis zum Abitur bleibt. Zumindest gefühlstechnisch. Das liegt zum einen daran, dass die Zeit rasend schnell verfliegt und zum anderen aber vor allem, dass ich mich in den vergangenen zwei Jahren mit einem enormen Druck, der auf uns lastet, durch die Oberstufe gekämpft habe. Letztlich würde ich es als Gefühlschaos aus Angst und Vorfreude beschreiben, in dem von Woche zu Woche mehr und mehr die Angst vor den Prüfungen gewinnt.
Natürlich hat sich durch Corona so einiges verändert. Masken, Schnelltests, Wechselunterricht und, und, und. Aber um ehrlich zu sein, ist das nur das kleinste Übel. Vielmehr wurde die Oberstufenzeit für mich von der Angst vor dem Ungewissen geprägt. Den Schulen war eine konkrete Planung fast unmöglich und die Angst vor erneuten Schulschließungen allgegenwärtig. Auch ich hätte mir eine weniger unsichere Zeit vor dem Abitur gewünscht.
Am meisten ärgert mich tatsächlich, dass uns durch Corona die 'schönste Zeit während der Schule' entgangen ist. Mir haben viele Menschen von Oberstufenpartys erzählt und davon, wie eng die Gemeinschaft wurde. Durch Corona wurden uns viele Veranstaltungen verwehrt, auch wenn ich mich sehr glücklich schätzen kann, dass unsere Studienfahrt stattfinden durfte.
"Natürlich hat sich durch Corona so einiges verändert. Masken, Schnelltests, Wechselunterricht und, und, und."
Fabia (19)
Ob das 'Corona-Abi' später weniger wert ist, ist fraglich, aber Angst davor habe ich natürlich. Auch wenn ich niemanden verstehen könnte, der das Abi aufgrund von ein paar wenigen Stoffkürzungen aus diesem Jahrgang als minderwertiger erachtet. Dieser Jahrgang hatte keine einfache Oberstufenzeit, im Gegenteil. Klausuren unter Corona-Bedingungen schreiben, Homeschooling und weiteres – natürlich ist da dann auch die ein oder andere schlechte Note entstanden, aber ganz ehrlich? Für solche Umstände darf man nicht uns zur Rechenschaft ziehen.
Mein Plan hat sich auch durch Corona nicht verändert. Seit ich nach meinem Realschulabschluss auf das Gymnasium gewechselt bin, ist mein großes Ziel, Jura in Hamburg zu studieren. Dieses Ziel erfüllt sich hoffentlich nach dem Abitur."
Johannes' Austausch mit Peru fiel in der Oberstufe flach
Bild: privat
Johannes Schulz (17) aus Rostock, Mecklenburg-Vorpommern:
"Als Abiturient begleitet das Coronavirus meine Schullaufbahn seit zweieinhalb Jahren und damit seit Mitte der zehnten Klasse. Das Augenmerk nur auf die bevorstehenden Abiturprüfungen zu legen, wäre da denkbar falsch. Die Schüler und Schülerinnen hatten viele, auch außerschulische, Bürden zu tragen und dieser Tatsache möchte ich hiermit den notwendigen Raum geben.
"Alltägliche Coronamaßnahmen wie das Tragen der Maske oder regelmäßige Tests habe ich ihrer Notwendigkeit wegen nie als große Belastung angesehen."
Johannes (17)
Großer Bestandteil meiner persönlichen Oberstufenzeit waren beispielsweise die monatelange Strukturlosigkeit, ein ausgefallener Peru-Austausch sowie zehrende Kontaktbeschränkungen. In der Tat gab und gibt es diese Erschwernisse – den inhaltlich anspruchsvollsten und sogleich folgenreichsten Teil meiner Schulzeit habe ich aber trotzdem gut bewältigen können.
Alltägliche Coronamaßnahmen wie das Tragen der Maske oder regelmäßige Tests habe ich ihrer Notwendigkeit wegen nie als große Belastung angesehen und auch fühle ich mich nicht, als wäre die von mir erbrachte Hochschulreife minderwertig. Meine Schule war imstande, anfängliche Schwierigkeiten zu überwinden und den Rahmenplan weitestgehend zu erfüllen. So gucke ich weder pessimistisch noch zaghaft, vielmehr zuversichtlich und freuderfüllt auf das bald stattfindende Abitur und die Zeit danach. Dieses Privileg schätze ich, kann es aber, soweit der Eindruck, nicht auf alle Schulen des Landes übertragen"
Pia wechselte die Schule während der Pandemie
Bild: privat
Pia Sophie Kogler (18) aus Hiddenhausen, Nordrhein-Westphalen:
"Wir sind der erste Jahrgang, der das Abitur komplett in Zeiten von Corona machen wird und trotz so langer Übung im Distanzunterricht wird auch dieses Jahr das Abi nicht fair sein, denn gerade der Distanzunterricht verstärkt die Auswirkungen der Chancenungerechtigkeit. All die typischen Abi-Erfahrungen werden ausfallen oder ganz anders werden.
Ich habe während der Pandemie die Schule gewechselt. Mein erstes Halbjahr an der neuen Schule war während des zweiten Lockdowns. Das letzte Halbjahr war das erste, welches komplett in der Schule stattgefunden hat. Durch all diese Umstände habe ich kaum Kontakte in meinem Jahrgang und bin kaum verankert; all das aufgrund der Pandemie.
"Ich habe aufgehört meine Zukunft wirklich zu planen."
Die Abiprüfungen kommen mit großen Schritten auf uns zu und wir arbeiten immer noch die Themen der letzten Jahre nach, damit wir die Prüfungsthemen alle behandelt haben. All das erschwert eine ohnehin schon schwere Zeit. Das wird gemacht, damit das Abitur 'vergleichbar' ist. Jedoch ist diese 'Vergleichbarkeit' bloß eine Illusion, welche das Zentralabitur stärkt. Besser wäre, wenn Schülerinnen und Schüler wählen dürften; wählen zwischen einer Durchschnittsnote und dem Ablegen der Prüfungen.
Ich habe aufgehört meine Zukunft wirklich zu planen, da alle Pläne stark von der pandemischen Situation abhängen. Ich wollte lange Zeit nach dem Abitur ein Jahr als Au-Pair arbeiten, doch aufgrund der Pandemie lasse ich dies nun sein und bleibe hier."
Malte zieht für den Schulbetrieb unter Corona vorsichtig ein positives Fazit
Malte E. aus Rheinland-Pfalz:
"Ich fühle mich so kurz vor dem Abitur angespannt, unruhig, ein bisschen ungeduldig darauf, dass man es endlich hinter sich hat, aber auch motiviert, die letzten Prüfungen gut zu bestehen und sein Können zu beweisen.
Der ausschlaggebendste Punkt in der Oberstufenzeit während Corona war die Einschränkung, sowohl von Kontakten zu Bekannten, als auch zu 'neuen' Unbekannten. Unsere Stufe wurde zeitweise in A- und B-Gruppen aufgeteilt, die abwechselnd Homeschooling und Präsenzunterricht hatten. Erstellt wurden diese Gruppen nach Geburtsmonat. Folglich gab es über eine Zeit von mehreren Monaten hinweg gar keinen Kontakt zu Freunden, die in der anderen Gruppe waren.
Dass man nur noch über das Internet die Möglichkeit hatte, sich auszutauschen, Partys komplett wegfielen und man seine Freunde kaum noch zufällig getroffen hat, hat auf jeden Fall zu einer Minderung der Lebensqualität geführt. Verstärkt hat diesen Effekt das Fehlen neuer Erlebnisse, das Besuchen neuer Orte und Länder im Urlaub und auch die aus der Lage resultierende Ungewissheit, wann die Pandemie vorbei ist und ob ein Leben wie davor möglich ist.
Alle, die am schriftlichen Abitur teilnehmen, müssen doppelt geimpft oder genesen und zusätzlich in Eigenregie getestet sein. In den schriftlichen Prüfungen selbst wird alle 20 Minuten für fünf Minuten stoß-gelüftet werden. Aufgrund der winterlichen Temperaturen ist es dieses Jahr erlaubt, die Jacke am Platz zu haben, was sonst wegen der Täuschungsgefahr nicht möglich ist. Die Masken müssen, außer in den Lüftungspausen, kontinuierlich getragen werden. Essen und Trinken darf man ebenfalls nur in den Lüftungspausen. Wer sich weigert, die Maske in den angegebenen Zeiträumen zu tragen, wird von der Prüfung ausgeschlossen.
"Ich fühle mich so kurz vor dem Abitur angespannt, unruhig, ein bisschen ungeduldig darauf, dass man es endlich hinter sich hat."
Malte
Insgesamt ist mein Fazit dazu, wie unser Schulbetrieb unter den ungewöhnlichen Umständen gestaltet wurde, recht positiv. In Anbetracht der Herausforderung, die eine globale Pandemie für die Verantwortlichen bedeutet, geht meine einzige Kritik an die Lehrer, denen es an Verantwortungsbewusstsein fehlt und die Politiker, die die Wichtigkeit des Schulbetriebes in Korrelation zur Infektionslage abwägen müssten.
Ob ich Nachteile im Berufsleben durch das Abi während Corona erwarte? Möglicherweise, was die Softskills angeht. Diese lernt man nämlich kaum am Schreibtisch oder aus Lernvideos. Dass mein Abitur weniger 'wert' sein wird, als das von Jahrgängen, die nicht von Corona betroffen waren, halte ich eher für unwahrscheinlich. Dafür sind es zu viele Abiturienten, deren entscheidende Noten von der Pandemie beeinflusst wurden."
Pia sieht auch Vorteile im Homeschooling
bild: privat / janne wermter
Pia Abel (18) aus Hessen:
"Wie ich mich momentan vor dem Abitur fühle? Ich muss sagen, dass es gerade noch geht. Es ist zwar etwas stressig, da ich jetzt anfange fürs Abi zu lernen, aber von der Aufregung her bin ich noch sehr entspannt.
Schulisch gesehen hat Corona natürlich die ganze Sache mit dem Homeschooling, Wechselunterricht, der Kursaufteilung in zwei Räumen und vieles mehr geprägt. Dadurch ging der Unterricht in den meisten Fächern langsamer voran, als es normalerweise der Fall gewesen wäre. Das war etwas schwierig, weil man sich den Unterrichtsstoff zum Teil selbst erarbeiten musste.
Aber man muss ganz klar sagen, dass das Homeschooling auch Vorteile hatte. Gerade durch die Selbstorganisation der Aufgaben wurde man gezwungenermaßen auf das Studium vorbereitet. Da läuft einem der Dozent auch nicht hinterher, wenn man die Aufgaben bis zur Deadline nicht abgibt. Mental gesehen, war die Schule unter Pandemie-Voraussetzungen oftmals eine große Herausforderung. An manchen Tagen war der Berg an Aufgaben kaum zu bewältigen und wenn man Schwierigkeiten hatte, ein Thema selbst zu erfassen, konnte man die Lehrperson nicht um Hilfe bitten, beziehungsweise war dies viel schwieriger.
"Gerade durch die Selbstorganisation der Aufgaben wurde man gezwungenermaßen auf das Studium vorbereitet."
Pia (18)
Wir konnten zwar eine Abi-Reise durchführen, aber nicht im Sommer 2021, sondern im Herbst 2021. Das Traurigste war aber, dass wir nicht ins Ausland durften. Zum Glück durften wir überhaupt fahren und ich hatte auch eine sehr schöne Reise. Es kam nicht wirklich darauf an, wo wir hinfuhren, sondern, dass wir mit tollen Leuten unterwegs waren.
Abgesehen davon, dass es wirklich Spaß macht, mit seinem Jahrgang eine große Party zu schmeißen, sind Abi-Partys normalerweise eine unserer Haupteinnahmequellen, um unseren Abiball zu finanzieren. Dadurch, dass keine Abi-Partys stattfinden konnten, fehlt uns jetzt eine Menge Geld, was wir gerade versuchen, über Sponsoren rein zu bekommen. Das ist echt schwierig.
Den einzigen Kritikpunkt, den ich habe: Dass ich gerne die gesamte zwölfte Klasse im Präsenzunterricht gewesen wäre, wie es der Abiturjahrgang davor war. Die Begründung lautete nämlich, dass Abschlussklassen die ganze Zeit in die Schule gehen dürfen. Als ich in der Q1 war, galt die zwölfte Klasse noch nicht als Abschlussjahrgang, obwohl alles, was wir gemacht haben, genauso Abitur-relevant war, wie der Unterrichtsstoff der damaligen 13. Klasse. Dies wurde im Februar 2021 dann aufgehoben und die 12. Klasse als Abschlussjahrgang angesehen. Aber nichtsdestotrotz, mussten wir dann ungefähr zwei Monate von zu Hause aus unterrichtet werden."