Rente mit 40: Kann das jeder schaffen?
Der Ruhestand mit 67 Jahren klingt für einige nicht erstrebenswert – vorausgesetzt, es bleibt überhaupt bei dieser Altersgrenze.
Viele Angehörige der Gen Z wünschen sich finanzielle Freiheit und Selbstbestimmung schon früher. Kann das gelingen oder ist das unrealistisch? Und was gilt es dabei zu beachten? Die Antwort findest du bei watson.
Rente mit 40: Was steckt dahinter?
Hinter der Rente mit 40 steckt nicht die gesetzliche Rente. Die ist nicht darauf ausgelegt, finanzielle Freiheit zu gewährleisten, sobald jemand nicht mehr arbeiten möchte.
Wenn von der Rente ab 40 die Rede ist, geht es um finanzielle Unabhängigkeit, die durch Vermögensaufbau erarbeitet wurde.
Auch in diesem Fall gilt: Nicht jeder beginnt mit den gleichen Voraussetzungen. Wer etwa aus einer reichen Familie stammt oder ein großes Vermögen erbt, hat es deutlich leichter, dieses Ziel zu erreichen.
Nicht mehr arbeiten ab 40 – geht das?
Die Rente mit 40 bedeutet in der Regel nicht, mit Abschluss des 39. Lebensjahrs das Handtuch zu schmeißen und nie wieder einen Finger zu rühren.
Es geht vielmehr darum, in diesem Alter schon finanziell so unabhängig zu sein, dass die traditionelle Festanstellung nicht mehr nötig ist, um den eigenen Lebensunterhalt zu finanzieren.
Frugalismus: Was ist das?
Mit 40 Jahren finanziell unabhängig zu sein, ist nicht nur eine Frage des Vermögens. Denn wer wenig Geld ausgibt, braucht auch wenig Geld.
Genau darum geht es bei den sogenannten Frugalist:innen, die in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle spielen. Sie gestalten ihr Leben so, dass sie möglichst wenig Geld ausgeben, um so ein großes Vermögen anzusparen. Jede Summe, die nicht zwingend ausgegeben werden muss, wird angelegt. Das Ziel dieses Lebensstils liegt in der Regel darin, mit 40 in Rente zu gehen.
Einige von ihnen legen bis zu 80 Prozent des Einkommens beiseite. Dafür ist ein gut bezahlter Job nötig, wer wenig verdient, muss größere Anteile des Gehalts ausgeben, um die eigenen Grundbedürfnisse zu erfüllen.
Mit 40 in Rente: Die Vier-Prozent-Regel
Viele Frugalist:innen wollen das angesparte Kapital auch ab 40 Jahren nicht regulär nutzen und aufbrauchen, sondern von den Kapitaleinkünften leben, wie den Zinsen.
Hier kommt die Vier-Prozent-Regel ins Spiel: Laut der "tagesschau" geht sie auf die Trinity-Studie aus dem Jahr 1998 zurück. In der Untersuchung ging es darum, wie viel Geld man dem Portfolio jährlich entnehmen kann, um es erst nach Ablauf einer Frist auszugeben.
Dabei kam heraus: Wenn man 30 Jahre lang nur vier Prozent entnimmt, reicht das Geld auch so lange. Die Voraussetzung dafür ist, dass das Geld breit gestreut langfristig angelegt wird. Katharina Lüth, Vorständin beim Fintech-Unternehmen Raisin, warnt: "In 95 Prozent der Fälle hat das Geld gereicht, wenn man mehr in Aktien investiert hat. Das heißt aber auch: Nur weil es im Durchschnitt funktioniert, sollte man sich nicht zu 100 Prozent darauf verlassen."
Die Finanzexpertin betont auch, dass Frugalist:innen mit erheblichen finanziellen Einschränkungen leben, um ihre hohen Sparraten zu stemmen:
"Das bedeutet in der Regel eher in einem kleinen Zimmer oder in einer WG zu leben – oder auf dem Land. In beliebten Großstadtlagen kann man dann nicht wohnen, weil die Miete schon gut zwei Drittel des Budgets von 1500 Euro kostet."
Hinzu kommen Risiken, die miteinkalkuliert werden müssen: "Wenn ich zum Beispiel zur Miete wohne und einen sehr günstigen Mietvertrag habe, dann aber wegen einer Eigenbedarfskündigung eine neue Wohnung suchen muss, dann kann das zu einem plötzlichen Sprung in meinen Mietkosten führen, den ich nicht einkalkuliert habe."
Wer in der gesetzlichen Krankenkasse bleiben möchte, muss weiterhin Beiträge zahlen, außerdem müssen Dividenden versteuert werden und wer nicht arbeitet, zahlt nicht in die Rentenkasse ein, wodurch der Anspruch auf die spätere gesetzliche Rente sinkt.
Für viele ist es nicht realistisch, am 40. Geburtstag den Stift fallen zu lassen und nie wieder zu arbeiten. Die Rente mit 40 ist nicht nur eine Frage der Bescheidenheit, sondern hängt auch von einem hohen Gehalt ab. Auch ein bisschen Glück, wie ein dauerhaft günstiges WG-Zimmer, ist hilfreich. Dennoch ist es in jedem Fall sinnvoll, das Thema finanzielle Unabhängigkeit genauer zu betrachten.
So bekommst du ein besseres Gefühl dafür, wie hoch deine Ansprüche sind, wie viel Geld du im Alter wirklich benötigst und was du tun kannst, um diese Summe zu erreichen. Vielleicht wird es am Ende dann nicht die Rente mit 40, aber zumindest eine stabile Altersvorsorge.
