
In Stuhr, Niedersachsen, fuhr ein evangelischer Pastor mit Traktorgespann durch den Ort, um zu predigen.Bild: dpa / Hauke-Christian Dittrich
Leben
25.12.2020, 18:1226.12.2020, 09:11
Mit strengem Hygienekonzept oder lieber gar nicht? Über die
Präsenzgottesdienste an Weihnachten wurde heftig diskutiert. Am Ende
wurden es sehr unterschiedliche Feiern – oft nicht einmal in der
Kirche.
Weihnachtsgottesdienste verkürzt mit wenigen
angemeldeten Besuchern, draußen im Freien oder gleich virtuell im
Internet: Corona hat in diesem Jahr alles geändert. Tagelang ist
darüber diskutiert worden, ob Präsenz-Gottesdienste nicht generell
abgesagt oder gar verboten werden sollten – doch die Kirchen
vertrauten auf die Hygienekonzepte und die Vorsicht der Gemeinden vor
Ort. Und so feierten die Christen in Deutschland den Heiligen Abend
am Donnerstag auf ganz unterschiedliche Weise – und mit aus Kirchen
ungewohnten Reaktionen.
"Wir werden uns verändern, wir müssen es sogar. Der Stern bringt uns auf den Weg."
Bischöfin Kirsten Fehrs
So bedachten Besucher eines Freiluftgottesdienstes vor dem Hamburger
Michel die Weihnachtspredigt von Bischöfin Kirsten Fehrs mit Applaus.
Unter Verweis auf die Weihnachtsgeschichte hatte die Chefin der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland bei der
Christvesper auf dem Kirchplatz vor Sankt Michaelis den "anderen Ort"
in den Mittelpunkt ihrer Predigt gestellt und trotz Corona Hoffnung
gemacht. "Wir werden uns verändern, wir müssen es sogar. Der Stern
bringt uns auf den Weg", sagte sie vor rund 50 Gottesdienstbesuchern.
Gottesdienste waren dieses Jahr teilweise "to go"
Andernorts gab es Gottesdienste "to go" mit Material zum Mitnehmen
für eine Andacht zu Hause. Das Krippenspiel wurde anstatt live in der
Kirche als Online-Version inszeniert – oder wie im bayerischen
Neubiberg als Hörpfad in der Natur. Sänger der Bamberger Dommusik
präsentierten eine Karaoke-Version von "Lobt Gott, ihr Christen alle
gleich" zum Mitsingen im Internet.
Im niedersächsischen Stuhr fuhr der evangelische Pastor Robert Vetter
mit einem Traktor-Gespann herum und hielt für vier 20-minütige
Freiluftgottesdienste mit jeweils 60 bis 100 Menschen. Bei jedem
Stopp verlas Vetter das Weihnachtsevangelium, die Kirchenglocken
tönten aus dem Lautsprecher und Abstand wie Maske waren
obligatorisch.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx verteidigte aber auch die
Entscheidung zu Präsenzgottesdiensten. "Wir sind in einer anderen
Situation als an Ostern, als wir nichts wussten über die Krankheit
und auch noch keine überzeugenden Hygienekonzepte hatten", sagte der
Erzbischof von München und Freising dem "Münchner Merkur". Viele
Menschen hungerten auch gerade in der Corona-Zeit nach der Feier der
Eucharistie. "Man darf nicht unterschätzen, dass das eine Quelle der
Hoffnung und des Trostes ist für viele Menschen. Das wollen wir auf
jeden Fall ermöglichen." Es müsse aber jeder für sich entscheiden.
Alle könnten die Botschaft Jesu Christi weitertragen, indem sie aufeinander achteten, sagt Bedford-Strohm laut vorab veröffentlichter Mitteilung.
Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hatte sich gegen eine generelle
Absage ausgesprochen.
Beide Münchner Kirchenführer hielten aber auch einen ökumenischen
Gottesdienst ab, der im Internet übertragen werden sollte. Sie riefen
zum verantwortlichen Umgang miteinander gerade auch in der
Pandemie-Zeit auf. Alle könnten die Botschaft Jesu Christi
weitertragen, indem sie aufeinander achteten, sagt Bedford-Strohm
laut vorab veröffentlichter Mitteilung. Anwesend sein durften in der
Jugendkirche "Vom guten Hirten" nur Mitwirkende.
Am Abend wollten sich die beiden obersten evangelischen und
katholischen Kirchenführer Deutschlands erstmals gemeinsam an das
ARD-Fernsehpublikum wenden. Das "Wort zum Heiligabend" des
Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland,
Bedford-Strohm, und des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz,
Georg Bätzing, sollte nach der "Tagesschau" ausgestrahlt werden.
Die meisten Menschen verzichteten auf den Gottesdienst vor Ort
Die Bereitschaft zum Besuch von Präsenzgottesdiensten war einer
Umfrage zufolge ohnehin schon vor dem Fest gering gewesen: Nicht mehr
als sechs Prozent wollten dorthin gehen, wie eine Umfrage des
Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen
Presse-Agentur ergeben hatte.
Und mancher scheint sich kurzfristig auch noch umentschieden zu
haben. Der Freiluftgottesdienst vor dem Hamburger Michel war zwar
ausgebucht. Rund die Hälfte der mit Kerzen markierten Plätze für
angemeldete Besucher vor der Kirche blieb allerdings leer.
(ak/dpa)
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