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TikTok: Influencer testet Männlichkeitscoaches – gefährliches Business

Kommt mit seiner Männlichkeit gut klar: Influencer Finn.
Kommt mit seiner Männlichkeit gut klar: Influencer Finn.Bild: screenshot / finnchristiansen
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Tiktok: Influencer legt sich mit Männlichkeits-Coach an – User sind begeistert

Männlichkeitscoach, Männermentor oder Alpha-Trainer: Der, der dir erklärt, wie du "endlich wieder ein richtiger Mann" wirst. Influencer Finn hat bei einem solchen Vertreter eine Session gebucht und kommt zu kuriosen Erkenntnissen.
31.10.2025, 14:2931.10.2025, 14:29

Viele Männer wissen gerade nicht so genau, was "männlich sein" eigentlich bedeutet. Die klassischen Rollen, (stark, versorgend, unerschütterlich) bröckeln in den vergangenen Jahren enorm. Gleichzeitig gibt es neue Erwartungen: empathisch, gleichberechtigt, reflektiert.

Und genau da springen sie ein: Männlichkeitscoaches. Sie versprechen Orientierung in einer Welt, die Männlichkeit neu verhandelt. Doch was als Hilfe beginnt, endet oft in altbekannten Mustern und in einem Business, das von Unsicherheit lebt. Coaching rund um "Männlichkeit" ist längst ein Milliardengeschäft.

Influencer testet Männlichkeitscoach

Auch wenn Coaches erstmal hilfreich klingen, reproduzieren viele von ihnen ein Problem: Denn viele von ihnen glorifizieren die alten, patriarchalen Männlichkeitswerte.

Was für viele Männer entsprechend zum gefährlichen Anhaltspunkt im Leben wird, bietet sich für andere gut an, um ironischen Tiktok-Content zu generieren. Influencer Finn ist einer davon. Er hat auf Tiktok mit seinem Account "finnchristiansen" 160.000 Follower:innen und postet regelmäßig Content.

Sein neues Format: Er teilt mit seiner Community seine Erfahrungen mit einem Männlichkeitscoach. Schnell wird klar: Finn meint das nicht ernst. Auf die Frage, was sein unmännlichstes Kleidungsstück im Kleiderschrank ist, antwortet der Tiktoker: "Das unmännlichste, was ich im Kleiderschrank habe, ist mein Selena-Gomez-T-Shirt."

Entgeistert antwortet der Männlichkeitscoach, der die Session mit Finn digital abhält: "Verarschen Sie mich gerade?" Danach rät er dem Content Creator, das T-Shirt wegzuwerfen und ihm nachzusprechen: "Ich trage keine schwulen T-Shirts mehr, ich bin maskulin."

Finn spricht ihm nach, die Situation ist ihm jedoch sichtlich unangenehm. Wenn man den Account des Influencers genauer unter die Lupe nimmt, wird schnell klar: Das sind nicht die Werte, die er vertritt.

Der Männlichkeitscoach empfiehlt ihm bei dem gemeinsamen Call auch, seinen Weckerton zu ändern, denn der ist anscheinend "zu unmännlich". Nach der Wahl eines deutlich aggressiveren Tons soll Finn wieder seinem Coach nachsprechen: "Ich wache auf, maskulin und voller Testosteron"

Trotz der offenbar auseinander gehenden Wertevorstellungen der beiden Männer lässt die Caption unter dem Video vermuten: Nächsten Dienstag könnte ein neues Video folgen, denn Finn hat an diesem Tag eine weitere Session beim Coach gebucht.

Finns Community feiert seine ironische Haltung und freut sich auf mehr solcher Videos. Eine Userin schreibt: "Bitte hab beim nächsten Meeting das Selena Gomez Oberteil an." Eine andere steigt humorvoll ein: "Kann man da auch als Frau mitmachen? Frage für mich."

Warum Alphamann-Coaches gefährlich sind

Am Ende bleibt dennoch eine traurige Ironie übrig: Ausgerechnet jene, die Männern Stärke beibringen wollen, leben davon, dass sie sich schwach fühlen.

Viele Männlichkeitscoaches arbeiten mit einer Sprache, die längst überholt sein sollte: "Alpha", "Führung", "Dominanz". Was nach Selbstbewusstsein klingt, reproduziert in Wahrheit alte Machtmuster.

Eine Springer-Studie etwa zeigt, dass das Aktivieren solcher traditionellen Männlichkeitsbilder dazu führt, dass Männer häufiger sexistische und hierarchische Einstellungen vertreten. Das Coaching, das eigentlich helfen soll, verfestigt so genau jene Normen, die Männer und ihr Umfeld unter Druck setzen.

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