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Sexistische Werbung: Deutscher Werberat rügt frauenverachtende Werbemotive

Eine junge Frau in kurzen Hosen hält auf einem Werbeplakat ein Schild mit der Aufschrift "Nicht nur für eine Nacht", aufgenommen am 26.03.2014 in Berlin im Bezirk Schöneberg. Feministinnen h ...
Jedes Jahr kritisiert der Deutsche Werberat Unternehmen mit sexistischen Werbemotiven.Bild: dpa / Wolfram Steinberg
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Sexistische Werbung: Deutscher Werberat rügt frauenverachtende Werbemotive

10.05.2022, 12:33
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"Sex sells" – aber nicht mehr im Jahre 2022. Der Deutsche Werberat geht deshalb gegen Unternehmen vor, die Frauen herabwürdigende Motive für ihre Werbung nutzen. Wenn Firmen gegen den Werbekodex verstoßen haben und nach Beanstandung nicht bereit sind, ihre Kampagne zu ändern, werden sie öffentlich gerügt.

Erstmals dieses Jahr muss der deutsche Werberat vier Unternehmen und ihre Werbungen an den Pranger stellen: Dazu gehören unter anderem ein Hersteller für Nahrungsergänzungsmittel und ein Handwerksunternehmen. Das teilte der Verband in einer Pressemitteilung mit.

Deutscher Werberat kritisiert sexistische Werbemotive

Der erste öffentliche Rüge betrifft die Zec+ Nutrition GmbH & Co. KG. Die Firma aus dem rheinland-pfälzischen Saarburg bewirbt ihre Nahrungsergänzungsmittel und dazugehörige Produkte auf Instagram mit Abbildungen von Frauen in aufreizenden und sexuell suggestiven Posen. Mit den Motiven, die in keinerlei Zusammenhang mit den zu verkaufenden Produkten stehen, und der damit einhergehenden Herabwürdigung von Frauen verstößt der Hersteller für Nahrungsergänzungsmittel gegen Ziffer 4, 5 und 7 der Verhaltensregeln des Deutschen Werberats.

Auf Nacktheit setzt der Hubert Haas Malerfachbetrieb GmbH aus Bernau am Chiemsee. Das Gremium bewertet dieses Unternehmen wegen ihres Werbemotivs als sexistisch: Zu sehen ist laut Angaben des Vereins "eine augenscheinlich nackte, nur mit Farbe bemalte Frau, die ihre Brüste mit den Händen bedeckt und in lasziver Pose an einer Säule oder einem Rahmen lehnt." Auch hier steht die freizügige Darstellung in keinerlei Zusammenhang mit der angebotenen Dienstleistung des Handwerksunternehmens und die Frau wird durch ihre Bemalung mit einem Objekt gleichgesetzt.

Autopflegefirma wirbt mit knapp bekleideten Models

In der Vergangenheit sind immer wieder Dienstleistungsunternehmen der Autoindustrie ins Visier des Deutschen Werberates gerückt. So auch wieder dieses Jahr: Die Fahrzeugwerbung der Firma Autopflege Braun bewirbt seine Dienstleistungen mit der Abbildung zweier in knappen Bikinis bekleideten Models, die offenbar ein Auto säubern. "Während eine der Frauen am Steuer sitzend mit der Innenreinigung befasst ist, putzt die andere mit einem Schwamm auf dem Autodach liegend über die Vorderscheibe hinweg die Motorhaube", schrieb der Werberat in seiner Pressemitteilung. Mit dem Werbemotiv der Firma aus dem brandenburgischen Werder an der Havel werden die Frauen zu Objekten degradiert und herabgewürdigt – ein klarer Verstoß gegen Ziffer vier und fünf der Verhaltensregeln.

Auch die Anzeigenwerbung der Karl-Heinz Rehm GmbH wird vom Werberat als sexistisch eingestuft. Das Unternehmen für Heizung und Sanitär wirbt mit dem Motiv einer nackten Frau, die sich beim Duschen mit einem Schwamm säubert. Über dem Bild steht der dazugehörige Slogan: "Nix für Warmduscher!". Die dargestellte Frau wird auf ihre sexuellen Reize reduziert und objektifiziert.

1.444 Beschwerdefälle im vergangenen Jahr

Jedes Jahr überprüft der Deutsche Werberat tausende an Beschwerden über sexistische Werbemotive – im vergangenen Jahr waren es 1.444, 2019 wurde ein Höchstwert von 3.636 erreicht. Das ergab ein vom Gremium veröffentlichter Bilanzrückblick. Und die Arbeit des Werberates zahlt sich aus: 2021 änderten rund 90 Prozent der Unternehmen ihre Werbemotive, nachdem sie mit den Sexismus-Vorwürfen des Gremiums konfrontiert worden waren.

(fw)

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