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Deutsche Post reagiert auf wütende Debatte um KI-Briefmarke

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Die Deutsche Post macht sich mit einer neuen Briefmarke keine Freunde.Bild: imago stock&people / Christian Schroedter
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Deutsche Post frustriert Kunden mit KI-Briefmarke – und äußert sich jetzt

Die Deutsche Post hat ihr neues Wintermotiv mithilfe von KI erstellt – und damit eine Diskussion ausgelöst. Eine Künstlerin ruft sogar zum Boykott auf.
10.11.2025, 17:5110.11.2025, 17:51

Künstliche Intelligenz wird uns die Jobs wegnehmen – das gehört zu den größten Ängsten, die sich in den vergangenen Monaten und Jahren im Leben vieler Arbeitnehmer:innen etabliert haben. Je mehr die Programme können, umso unsicherer fühlen sich viele in bestimmten Professionen.

Eine davon ist der Bereich der Grafiken und Gestaltungen. Mit KI lassen sich inzwischen Bilder erstellen und auf verschiedene Weisen bearbeiten, der künstlerische Prozess wird so auf wenige Klicks reduziert. Das kann Geld sparen und Jobs kosten.

Deswegen sind Designer:innen besonders kritisch, wenn sie KI-Grafiken entdecken, die auch von Menschen hätten erstellt werden können. In einem Instagram-Post prangert eine Künstlerin nun das neue Winterdesign der Briefmarken der Deutschen Post an. Denn in den Angaben zur Briefmarke "Stimmungsvolle Winterlandschaft im Abendlicht" findet sich der Zusatz: "Illustration erstellt unter Verwendung von DALL-E".

Deutsche Post stellt Briefmarken-Design mit KI her

Darüber zeigt sich die Künstlerin enttäuscht. In ihrem Post ruft sie sogar dazu auf, die Briefmarken nicht zu kaufen.

Unter dem Beitrag erhält die Künstlerin viel Zuspruch, eine Person schreibt beispielsweise an die Deutsche Post gerichtet: "Wirklich unschön sowas. Es gibt so viele Künstler, die regelmäßig ihre Illustrationen und Waren mit euch verschicken, und das ist dann der Dank."

Auf Anfrage zum Designprozess der Briefmarken sagt ein Sprecher der Deutschen Post gegenüber watson: "Das Motiv wurde durch KI generiert, jedoch durch einen Grafiker nachbearbeitet und retuschiert, um Fehler zu entfernen, die Lichtstimmung zu verändern und weitere Anpassungen durchzuführen."

Über Briefmarken-Motiv wurde bei der Post intern abgestimmt

Natürlich könne man verstehen, dass dieses Motiv nicht jedem gefalle, heißt es in der Stellungnahme weiter. Es sei jedoch das Motiv gewesen, das allen Mitarbeiter:innen am besten gefallen habe, denn das Gewinnermotiv sei zuerst in einem internen Wettbewerb ermittelt worden:

"Alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten aus einer Auswahl von zehn winterlichen / weihnachtlichen Motiven ihren Favoriten auswählen. Von diesen zehn vorgeschlagenen Motiven wurden zwei mit KI-Unterstützung bzw. -Material gestaltet."

Dazu habe das besagte Motiv "Winterlandschaft" gehört, für das sich am Ende die Mehrheit der Beschäftigten entschieden habe.

Auf die Nachfrage darauf, ob die Deutsche Post plant, Briefmarken in Zukunft nur noch mithilfe von KI zu gestalten, antwortet der Sprecher gegenüber watson: "Die handwerkliche Gestaltung unserer Postwertzeichen liegt uns sehr am Herzen. KI wird hauptsächlich als unterstützendes und mitunter inspirierendes Werkzeug eingesetzt."

Auch sei die handwerkliche KI-Unterstützung in aktuellen Grafikprogrammen gar nicht mehr wegzudenken.

Der Fall zeigt, wie emotional die Debatte um Künstliche Intelligenz inzwischen geführt wird – gerade dort, wo Kreativität im Mittelpunkt steht. Für viele Künstler:innen ist KI ein Symbol für den drohenden Verlust von Wertschätzung und Einzigartigkeit, für Unternehmen dagegen oft ein Werkzeug, das Prozesse beschleunigt und Kosten spart.

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