Tausende Filialen werden künftig wohl etwas anders aussehen.Bild: dpa-tmn / Benjamin Nolte
Supermarkt
Die Digitalisierung hat längst alle Bereiche des Lebens verändert. Auch der Einkauf im Geschäft wird seit Jahren digitaler. So setzen immer mehr Supermärkte und Discounter etwa auf Selbstbedienungskassen, bei denen die Kundschaft den Kauf ohne Mitarbeitende abschließen kann.
Nun rollt eine weitere Revolution im Einzelhandel heran: In einem beispiellosen Tempo vollziehen Supermärkte und Discounter in Deutschland, quer durch die Bank, die Digitalisierungs-Offensive.
Die SB-Kassen machen viele Supermärkte und Discounter digitaler.Bild: IMAGO/Eibner
Supermarkt: Umfangreiche Änderung in vielen Filialen
Die großflächige Änderung läuft in einem früher noch unvorstellbaren Tempo. Zwar gibt es vereinzelt digitale Preisschilder schon seit Längerem. Nun aber wollen gleich mehrere große Einzelhändler in Deutschland künftig auf digitale Preisschilder setzen. Damit werden sie zum neuen Standard in Deutschland.
Lidl, Netto und Aldi Süd haben bereits innerhalb kürzester Zeit die elektronischen Regal-Etiketten in Tausende von Filialen gebracht, wie die "Lebensmittelzeitung" berichtet. Zuvor hatte hier demnach Rewe die Vorreiter-Rolle inne. Dort sind nach Konzernangaben bereits 2700 der 3800 Rewe-Märkte mit ESL (Electronic Shelf Label) ausgestattet. Edeka bewegt sich vermutlich ebenfalls in vierstelligem Bereich.
Aktuell sind noch viele Preisschilder in Supermärkten und Discountern nicht digital.Bild: imago images / APress
Jetzt folgt die Offensive der Discounter. Während Aldi Süd noch vor Silvester mit dem Rollout fertig sein will, sind bei Lidl bereits in allen Abteilungen "Obst und Gemüse" sowie in den Aktionsbereichen die kleinen Displays zu finden, andere Bereiche folgen. Netto hingegen plant, die Digital-Offensive innerhalb des ersten Halbjahres 2024 zu beenden.
Aldi Nord und der Rewe-Discounter Penny befinden sich allerdings noch in der Testphase.
Klar ist: Deutschland holt mit der Änderung endlich auf. Der Lebensmitteleinzelhandel in vergleichbaren Ländern Europas hatte jahrelang einen deutlichen Vorsprung in Sachen Digital-Preisschilder. Die Discounter Aldi Süd und Lidl ziehen den Wandel nicht nur in Deutschland, sondern europaweit durch, um mit der Konkurrenz mithalten zu können.
Supermarkt: E-Preisschilder können noch viel mehr als Preise anzeigen
Die ESL-Displays sollen weit mehr können als die bloße Preisanzeige, wie die "LZ" weiter schreibt. So sollen damit auch Aktionen farblich hervorgehoben und weitere Informationen darauf angezeigt werden. Auch Werbeaussagen können darauf Platz finden. Der EHI-Technologie-Experte Ulrich Spaan sieht einen weiteren Grund für die rasante Umsetzung: das fehlende qualifizierte Personal. Ein weiterer Vorteil ist zudem die bessere Steuerung von Arbeitsabläufen und anderen Prozessen in den Filialen.
Bei Rewe gibt es die digitalen Preisschilder schon seit Jahren. Dieses Foto stammt etwa aus dem Jahr 2017.Bild: imago images / Funke Foto Services
Ein Beispiel hierfür ist Rossmann: Bei dem Drogerie-Riesen können etwa Mitarbeitende mithilfe von Blink-Anzeigen auf den Displays zu den Regalen gelotst werden. Auch ein Lidl-Sprecher betont gegenüber der "LZ", dass ESL den "Änderungs- sowie Druckaufwand für Preisänderungen reduziert". Die Folge: effizientere Arbeitsabläufe. Rewe spricht von der "Vereinfachung von Marktprozessen und die Gewährleistung der korrekten Preiskommunikation am Regal".
Angst vor perfidem Preis-Spiel in Supermärkten und Discountern
Die Preiskommunikation ist ein großes Stichwort. Besonders im Einzelhandel ist dies ein Thema. Mit den digitalen Preisschildern haben Supermärkte und Discounter die Möglichkeit, schnell mit dem Preis des direkten Wettbewerbers gleichzuziehen. Das bestätigt auch Björn Weber, Herausgeber des Informations-Dienstes Retail-Optimiser.de.
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Da stellt sich auch die Frage, ob Supermärkte und Discounter die schnell veränderbaren Preise für miese Tricks ausnutzen könnten. Beide Experten glauben aber, dass vorerst keiner der Einzelhändler tagsüber Preise erhöhen würde, um gestresste Kund:innen auszunutzen. Denn: Sie hätten Angst vor Verbraucherschützern und möglichen Shitstorms. Allerdings gibt es einen "sehr sinnvollen" Einsatz der Preisschilder, wie Spaan betont. Etwa, um Preise für Verderb-gefährdetes Obst und Gemüse zu reduzieren. Davon profitiere nicht nur die Kundschaft, sondern auch die Händler und die Umwelt.
Es gibt eine Situation an der Supermarktkasse, die wirkt wie ein Klischee und bewahrheitet sich im eigenen Alltag doch mindestens einmal in der Woche: Eine ältere Person steht vor einem in der Schlange und fischt plötzlich in aller Seelenruhe das gesammelte Kleingeld der vergangenen fünf Jahre aus ihrem Geldbeutel.