Mittlerweile ist es an der Kasse schon fast keine Überraschung mehr, wenn Kassierer:innen die doppelte Summe dessen nennen, was man vorher zu Hause eingeplant hatte. Angesichts der weiter hohen Inflationsrate und der teils enormen Verbraucherpreise können allein die Zutaten für ein einfaches One-Pot-Gericht gerne mal mehr als fünf Euro betragen.
Den damit einhergehenden Frust unter Verbraucher:innen versuchen deutsche Discounter aktuell mit gezielten Aktionen zu dämpfen. Eine neue Marktanalyse deckt jetzt allerdings die wahren Zahlen hinter der aggressiven Preispolitik in deutschen Supermärkten auf.
Vor allem mit Preisanpassungen bei den vergleichsweise günstigen Eigenmarken versuchen Unternehmen wie Lidl und Aldi aktuell, Kund:innen zu sich zu locken und zu binden. Diese Produkte machen im Schnitt immerhin ein Drittel des Umsatzes der Händler aus. Mitunter verzichten Händler für die Kundenbindung aktuell auch auf ihre Gewinnmarge.
Insgesamt sind laut Erhebungen der Preisvergleichs-App Smhaggle allerdings nur etwa vier Prozent aller Produkte im deutschen Handel günstiger geworden, mehr als fünfzig Prozent der Preise stiegen im vergangenen Jahr sogar weiter an. Zusätzlich beweist die Statistik, dass der Einkauf nicht nur gefühlt noch immer teurer ist als noch vor einiger Zeit.
Viele Produkte sinken zwar seit einigen Wochen im Preis. Scheibenkäse etwa kostet aktuell durchschnittlich 70 Cent weniger als noch vor einem Jahr. Im Vergleich zum Herbst 2021, vor Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine, liegt der Durchschnittspreis allerdings noch immer 80 Cent höher.
Zusätzlich wirken die aktuellen Preisaktionen bei den Discountern deutlich auffälliger als bei größeren Supermärkten wie Rewe oder Edeka. Da diese eine größere Bandbreite an Produkten vertreiben, fällt der Anteil der gesenkten Preise bei Lidl und Aldi beispielsweise mehr ins Auge.
Eine solche Strategie ist generell nicht ungewöhnlich. So wurde zuletzt vielfach über die wieder sinkenden Butterpreise berichtet. Andere Molkereiprodukte wie Joghurt oder Käse kamen in derlei Berichten nicht vor. Grund sind sogenannte Eckpreisartikel.
"Lebensmittelfirmen wissen, von welchen Produkten Verbraucherinnen und Verbraucher die Preise im Detail kennen – und reduzieren genau diese", erklärt Kai Hudetz vom Handelsforschungsinstituts IFH Köln im "Handelsblatt". Wegen der großen Vielfalt etwa im Käsesortiment würde eine Reduzierung hier weniger ins Auge fallen.
Eine tatsächliche Entwicklung zeigt sich aber offenbar beim Preis für Speiseöl. Setzte der Handel den Preis für Rapsöl wegen gestiegener Rohstoffpreise im Herbst 2022 noch 67 Prozent höher an als zuvor, ist dieser nun wieder um 60 Prozent gesunken.
Expert:innen gehen davon aus, dass in den kommenden Wochen mehrere Produkte wegen Entspannung am Rohstoffmarkt noch weiter im Preis sinken werden. Das Niveau von vor dem Ukraine-Krieg dürfte aber zunächst nicht mehr erreicht werden. Die aktuelle globale Lage mache Prognosen demnach zudem nicht besonders aussagekräftig.
Aktuell fällt die Inflationsrate in Deutschland zwar mit 3,8 Prozent relativ gering aus. Diese Zahl bewerten Expert:innen allerdings ebenfalls kritisch, da sie sich auf die Entwicklung zum Vorjahr bezieht, in dem die Preise bereits hoch ausfielen.