Seit der Pandemie erleben Online-Supermärkte einen heftigen Boom. Mit Amazon Fresh gestartet, etablierten sich in Deutschland immer mehr Anbieter, die die Lieferung des Einkaufs bis an die Haustür versprechen. In Großstädten teilweise innerhalb weniger Minuten. Ein Händler aus Norwegen eröffnet nun erstmals einen Sitz in Deutschland und verspricht, ganz anders zu sein als bisherige Anbieter.
Der Online-Riese Oda aus Norwegen hat sich im kleinen Städtchen Mittenwalde im brandenburgischen Landkreis Dahme-Spree niedergelassen. Das unscheinbare Städtchen hat es nicht nur Oda angetan. Auch Google will dort eines von zwei Rechenzentren in Deutschland niederlassen.
Nicht zuletzt liegt das an der Nähe zur Autobahn und der Hauptstadt Berlin. Der norwegische Online-Supermarkt hat sich dort den Ortsteil Ragow unmittelbar an der Autobahn A13 als Standort ausgesucht. Von dort aus wollen die Skandinavier ihre "Mission" weiterverfolgen, wie sie es selbst nennen. So wollen sie nun auch den Berliner:innen den Routinebesuch im Supermarkt abgewöhnen.
Oda reiht sich damit in eine Masse von Lebensmittel-Lieferdiensten in Berlin ein – man denke etwa an Anbieter wie Gorillas, Flink oder die supermarkteigenen Lieferservices.
Eine Mammut-Aufgabe: Hier ist die Konkurrenz so groß wie nirgendwo sonst. Aber: Es gibt auch viel zu holen. Nach wie vor kaufen 64 Prozent der Berliner:innen Lebensmittel ausschließlich im Geschäft, nur 1,7 Prozent online. Blickt man auf andere europäische Großstädte ergibt sich ein anderes Bild. Als Referenzgröße zieht Malte Nousch, der die Deutschland-Expansion in die Hand nimmt, etwa London heran: Dort werden bereits 15 Prozent der Einkäufe online generiert, wie die "Berliner Zeitung" schreibt.
Nousch zumindest glaubt an einen Erfolg des Online-Händlers. Schließlich werden elf Milliarden Euro jährlich in Berlin für Lebensmittel, Getränke und Drogerieartikel ausgegeben. Verknüpft man diese Zahl mit der Prognose, so sind in der Hauptstadt in den nächsten Jahren knapp zwei Milliarden Euro neu zu verteilen. Oda will viele der potenziellen Kund:innen für sich gewinnen: "Wir kommen nicht, um mit fünf Prozent Marktanteil zufrieden zu sein", sagt der Deutschland-Chef gegenüber der "Berliner Zeitung".
Ein Vorteil gegenüber der Konkurrenz ist laut Oda das ausgereifte Verteil-System. Seit der Gründung im Jahr 2013 hat das Unternehmen sein Lebensmittel-Liefersystem stetig verfeinert. Das Ziel des von zehn Freunden gegründete Konzerns: "das effektivste Retail-System der Welt" aufzubauen. Zumindest einige namhafte Großinvestoren glauben an das Konzept. Bislang haben die Gründer bereits 350 Millionen Euro gesammelt – etwa vom japanischen Softbank-Konzerns oder der schwedischen Beteiligungsgesellschaft Kinnevik. Letzterer gehörte bist 2021 etwa ein Drittel des Online-Riesen Zalando.
Auch in Norwegen hat Oda bisher überzeugt. Das skandinavische Start-up ist inzwischen führender Online-Supermarkt in Norwegen. Zu Beginn dieses Jahres begann das Unternehmen die internationale Expansion. Zunächst in Finnland. Nun geht es in Berlin weiter.
Aktuell wird auch in der Ragower Halle modernste Lager- und Verteiltechnik installiert. Die Algorithmen der verwendeten Logistik-Plattform gelten zumindest in Norwegen als branchenführend. So sei ein großer Teil des Prozesses automatisiert: von der Verteilung der Produkte über optimal errechnete Routen zur Auslieferung der Bestellung. So sollen unschlagbare Packungsgeschwindigkeiten erreicht werden.
Interessierte können voraussichtlich ab Januar bei Oda bestellen. Dann sollen die ersten Oda-Boxen geliefert werden. Zunächst geht der Händler mit einer Testphase in den Bezirken Treptow-Köpenick, Neukölln und Tempelhof-Schöneberg sowie Teilen von Friedrichshain-Kreuzberg und Lichtenberg an den Start. Spätestens drei Monate später soll jedoch das gesamte Stadtgebiet beliefert werden. Oda verspricht hierfür "Preisen auf Supermarkt-Niveau“ plus noch nicht festgelegte Liefergebühren. Außerdem wirbt der Händler mit frischen Produkten und einer großen Auswahl an Bio-Produkten.