Supermarkt: Edeka-Händler der Gen Z setzen auf Tiktok – mit einem Haken
Supermärkte sind längst mehr als nur Orte, an denen man seinen Wocheneinkauf erledigt. Sie spiegeln gesellschaftliche Trends wider, setzen auf Nachhaltigkeit, bieten ausgefallene Produkte und probieren neue Konzepte aus – etwa Nachhaltigkeits-Siegel oder Self-Checkout-Kassen.
Doch nicht nur vor Ort, sondern auch online verändert sich das Einkaufserlebnis rasant. Social Media spielt dabei eine immer größere Rolle: Plattformen wie Instagram oder Tiktok beeinflussen, was in den Regalen und im Einkaufswagen landet.
Zudem experimentieren die ersten Märkte in Deutschland auch mit dem Tiktok Shop – jedoch bislang nur sehr wenige. Eine Ausnahme bildet ein Edeka-Markt, der unter anderem von zwei Gen-Z-lern und ihrem Vater geführt wird.
Können sich junge Verbraucher:innen bald über einen umfassenden Supermarkt-Einkauf über Tiktok freuen? Den beiden Brüdern zufolge eher nicht. Wie sie den Tiktok Shop in den Supermarkt-Alltag integrieren, haben sie nun erklärt.
Edeka nutzt Gen-Z-Trend Tiktok Shop für Verkauf
Obwohl Jonas und Jakob Wagner erst 25 und 20 Jahre alt sind, leiten sie bereits zusammen mit ihrem Vater Jörg den Markt Edeka Wagner in Coburg. Sie sind in dieser Rolle aber nicht nur im Supermarkt aktiv, sondern auch online experimentierfreudig: Seit März nutzen die beiden Tiktok Shop, um Produkte aus ihrem Markt deutschlandweit zu verkaufen.
Rund 3700 Artikel haben sie der "Lebensmittel Zeitung" zufolge bereits an etwa 2000 Kund:innen verschickt und dabei einen Umsatz von 47.000 Euro erzielt. Bis Ende des Jahres wollen sie demnach die 100.000-Euro-Marke knacken.
Zwar mache das Online-Geschäft mit 0,5 Prozent nur einen kleinen Teil des Gesamtumsatzes von 21 Millionen Euro aus, doch die Brüder freuen sich über den zusätzlichen Gewinn. Denn das Geschäft sei "schon jetzt profitabel", wie Jonas Wagner dem Fachportal gegenüber erklärt. Sein Bruder Jakob ergänzt: "Es ist die Kirsche auf der Sahnetorte."
Die Wagners gehören zu den ersten Händlern in Deutschland, die Lebensmittel über Tiktok verkaufen. Neben ihnen sind laut der "Lebensmittel Zeitung" auch Edeka-Kollege Pascal Seifert vom Bodensee sowie die Kette Kaufland auf der Plattform aktiv.
Auf Tiktok Shop können Verkäufer Videos ihrer Produkte hochladen, welche den User:innen auf der Plattform wiederum vorgespielt werden. Diese können dann direkt vom Video zum Warenkorb weitergeleitet werden.
Ist das also ein Vorbild für das digitale Supermarkt-Erlebnis der Zukunft? Das bleibt zu bezweifeln.
Supermarkt auf Tiktok Shop: ein schwieriges Konzept
Im Sortiment der Coburger finden sich nämlich circa 100 Artikel – und etwa bei dieser Zahl soll es wohl auch bleiben, denn der Aufwand ist hoch. Die Videos für Tiktok Shop produzieren die Brüder mit weiteren Mitarbeiter:innen des Edeka-Marktes selbst.
"Ein Video ist in 20 Minuten gedreht", erklärt Jakob Wagner der "Lebensmittel Zeitung". Pro Woche würden so zwei bis drei Clips entstehen, die authentisch, aber auch "nicht zu professionell" wirken sollen. Dazu kämen die Beschreibungen der Artikel sowie Fotos.
Daher würden weiterhin nur ausgewählte Produkte angeboten werden, darunter etwa Proteinpulver verschiedener Marken und Trendprodukte wie Engelshaar-Schokolade.
Die Kund:innen, die über TikTok bestellen, kommen fast nie aus der Region des Coburger Marktes. Doch das sehen die Brüder positiv: "Wir verschicken an Kunden, die wir sonst nicht erreichen würden", sagt Jakob Wagner.
Auch im persönlichen Umfeld sorge ihr Engagement für Aufmerksamkeit. "In der Berufsschule haben mich Klassenkameraden angesprochen, wie cool es ist, dass wir auf TikTok sind", erzählt Jonas Wagner.