Wo kann man 2025 überhaupt noch günstig Glühwein trinken gehen?
Schokofrüchte, heiße Waffeln und Glühwein: All das gehört für viele in der bevorstehenden Weihnachtszeit einfach dazu. Der Besuch auf dem Weihnachtsmarkt ist nicht nur Tradition, sondern trägt auch maßgeblich zum harmonischen Miteinander bei. Glühweinstände gehören dabei zu den zentralen Fixpunkten.
Doch der Blick auf die Preistafeln führt zu Unbehagen. Schon in den vergangenen Jahren war spürbar, dass der Glühweinpreis vielerorts anzieht. Besucher:innen berichten, dass (gefühlt) alles mit jedem Jahr noch teurer wird, und Veranstalter:innen verweisen auf steigende Kosten im Hintergrund.
Zwischen Gemütlichkeit und Preisschild existiert ein immer größerer Spalt, und viele fragen sich: Wie teuer wird der Glühwein 2025? Und vor allem, wo kann man sich ihn überhaupt noch leisten, ohne dass der Adventsbummel das Ersparte auffrisst?
Glühwein wird bundesweit teurer
Antworten darauf liefert der aktuelle Glühwein-Index von "Coupons.de", dessen Daten aus 59 Städten ein genaues Bild zeichnen. Die Zahlen zeigen, wie unterschiedlich der Preis des Adventsklassikers inzwischen ausfällt und warum es 2025 sinnvoller denn je ist, genauer hinzusehen.
Nach Angaben der Erhebung liegt der durchschnittliche Preis für eine Tasse roten Glühwein 2025 bei 4,54 Euro (jeweils ohne Pfand). Das bedeutet eine Verteuerung um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr (4,24 Euro) und um 15 Prozent gegenüber 2023 (3,94 Euro). Für viele kleine Budgets sind das spürbare Steigerungen, die sich über einen ganzen Abend hinweg deutlich bemerkbar machen.
Gleichzeitig ist die Preisspanne enorm. Zwischen dem günstigsten und dem teuersten Glühwein liegen vier Euro. Am unteren Ende stehen Märkte wie Dortmund, wo Besucher:innen 3,50 Euro pro Tasse zahlen.
Die Analyse zeigt, dass vor allem Großstädte die Preise vorantreiben. Besonders deutlich wird das in:
- Berlin: bis zu 7 Euro
- München: durchschnittlich 6 Euro
- Hamburg, Köln, Düsseldorf, Stuttgart, Leipzig und Essen: circa 5 Euro
Glühweinpreise 2025: Wieso wird es immer teurer?
Deutschlandweit existieren aktuell rund 3250 Weihnachtsmärkte, wobei Besucher:innen im Schnitt 24,50 Euro pro Person und Tag auf dem Weihnachtsmarkt ausgeben.
Der Gesamtumsatz der Märkte liegt bei 4,17 Milliarden Euro. Wo geht also das ganze Geld hin und wieso wird alles immer teurer? Füllen sich die Standbesitzer:innen die eigenen Taschen voll?
Frank Hakelberg ist Hauptgeschäftsführer des Deutschen Schaustellerbundes e.V. und weiß als Branchenexperte, dass die Preissteigerungen bei Glühwein und Co. keineswegs willkürlich sind, sondern aus einem Bündel struktureller Kostentreiber resultieren.
Einer der größten Faktoren sind die Energiepreise: Auf Weihnachtsmärkten sei Strom noch einmal teurer als im stationären Geschäft, wie der Bäckerei nebenan, je nach Anschlussleistung und Standort.
Dazu kommen stark gestiegene Rohstoff- und Lebensmittelpreise, etwa bei Früchten, Gewürzen oder Backwaren. "Wir sprechen hier von einer Erhöhung von mehr als 45 Prozent in den letzten fünf Jahren", so Hakelberg.
Diese Mehrkosten könnten aber nur teilweise an die Besucher:innen weitergegeben werden. Weihnachtsmärkte seien bewusst niedrigschwellige Veranstaltungen für alle Bevölkerungsgruppen, denn zu starke Preiserhöhungen würden die soziale Funktion der Märkte untergraben. "Einige Kosten bleiben deshalb bei den Betreibern hängen", wie der Experte betont.
Ein weiterer großer Posten seien die Standgebühren, die extrem stark variieren. Auf touristischen Hotspots, etwa im Ruhrgebiet, an der Grenze zu den Niederlanden und Frankreich oder an der Ostseeküste, können Standplätze mehrere tausend Euro kosten. Diese Gebühren fließen zwangsläufig in den Produktpreis ein und erklären, warum Glühwein dort schnell mal fünf Euro kostet.
Besonders belastend sei zudem die Personalsituation. Arbeiten auf dem Weihnachtsmarkt bedeute lange Schichten in der Kälte, oft unter hohem Publikumstrubel. Deshalb liege der Lohnbedarf oft deutlich über dem Mindestlohn, um überhaupt Personal zu finden. "Sonst macht das niemand mehr", so Hakelberg.
Auch die deutlich erhöhten Sicherheitsstandards nach den Attentaten der vergangenen Jahre treiben die Preise in die Höhe.
Auf die Besucherzahlen haben die Sicherheitsmaßnahmen aber keinen negativen Einfluss: 2024 verzeichneten die Weihnachtsmärkte rund 170 Millionen Besuche, ein Anstieg von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Experte erklärt:
Weihnachtsmärkte als wirtschaftlicher Anker in Innenstädten
Hakelberg betont im Gespräch zudem die wachsende gesellschaftliche Bedeutung der Weihnachtsmärkte. Während viele Innenstädte unter Leerständen und der Konkurrenz des Onlinehandels leiden, schaffen attraktive Weihnachtsmärkte auch wieder attraktive Innenstädte.
"Wir sehen überall die gleichen Filialketten, überall die gleichen Marken, ein großer Teil der Individualität ist also verloren gegangen", sagt Hakelberg. Die Pandemie habe die strukturellen Probleme vieler Innenstädte noch verschärft.
Weihnachtsmärkte beleben Innenstädte, schaffen Aufenthaltsqualität und ziehen Menschen zurück in Bereiche, die ansonsten oft verwaisen würden.
Außerdem boomt das touristische Geschäft rund um die Weihnachtsmärkte, so der Experte. Reisegruppen werden gezielt mit Bussen in die Innenstädte gebracht, die Märkte beleben Gastronomie und Handel, und davon profitieren ganze Regionen wirtschaftlich.
Der Weihnachtsmarkt wird also auch längst nicht mehr als Konkurrenz für den Einzelhandel empfunden, sondern ist ein wichtiger wirtschaftlicher Aspekt in der Jahresbilanz.
Weihnachtsmärkte: Wo ist der Glühwein nun aber wirklich günstig?
Laut der Studie von "Coupons.de" befinden sich die günstigsten Glühwein-Hotspots in Bochum und Zwönitz. Hier gibt es das beliebte Weihnachtsgetränk schon ab drei Euro.
Frank Hakelberg sieht das aber nicht als Ausschlusskriterium für andere Weihnachtsmärkte: "An vielen Orten, auch in kleineren Städten, finden Weihnachtsmärkte statt. Man muss nur aufmerksam hinschauen, um die besten Angebote zu entdecken. Auch mit schmalem Budget ist es möglich, eine schöne Zeit auf dem Weihnachtsmarkt zu haben."
Den EINEN günstigen Weihnachtsmarkt gibt es laut dem Experten nicht. "Das wäre so, als würden Sie mich fragen, welche Fußgängerzone am günstigsten ist", so Hakelberg.
Wer aufmerksam sucht, findet also nach wie vor erschwingliche Angebote, und gerade in Zeiten steigender Kosten zeigt sich, wie wertvoll diese Feste für Städte, Handel und Gastronomie sind. Glühwein, Lichterglanz und der Duft von Zimt und Gebäck gehören also weiterhin unverzichtbar zur Adventszeit – auch, wenn es etwas teurer wird.
