Wer einen Edeka-Markt in Deutschland betritt, findet dort im Zeitschriftenregal möglicherweise ein Magazin, das für Kontroversen sorgt. Auf dem Cover des als rechtsradikal eingestuften Mediums "Compact" ist Rammstein-Sänger Till Lindemann unter einem Fadenkreuz zu sehen. Der umstrittene Musiker steht aktuell wegen zahlreicher Vorwürfe gegen seine Person in der Kritik.
Nun hat ein Edeka-Markt in der sächsischen Stadt Bautzen reagiert: "Compact" wird ab sofort nicht mehr in den dortigen Regalen zu finden sein. Diese Maßnahme wurde als Reaktion auf eine eingegangene Beschwerde über den Inhalt des Magazins ergriffen, wie eine Sprecherin des Lebensmittelkonzerns gegenüber watson bestätigt.
Das Magazin geriet in der Vergangenheit immer wieder in die Kritik. Bereits im Jahr 2021 hatte das Bundesamt für Verfassungsschutz das "Compact"-Magazin als Medium mit erwiesen rechtsextremistischer Bestrebung eingestuft. Die Inhalte werden häufig als "polarisierend" und "hetzerisch" beschrieben.
Auch das aktuelle Titelbild des Magazins sorgt für Aufruhr. Dort wird die Titelstory "Feindbild Deutsche" präsentiert. Der Inhalt wurde vielfach kritisiert, da er mutmaßlich betroffene Frauen in Bezug auf die Vorwürfe gegen Till Lindemann verspotte.
Edeka erreichten daraufhin Beschwerden wegen des Verkaufs des Magazins. Mittlerweile wird es in besagtem Edeka-Markt in Bautzen nicht mehr zum Verkauf angeboten. Weitere Märkte sollen folgen. Ganz verschwinden wird es aber vorerst nicht aus allen Filialen, wie eine Sprecherin des Konzerns gegenüber watson mitteilt: "Leider können wir aus rechtlichen Gründen bislang nicht verhindern, dass weiterhin einzelne Märkte mit diesem Magazin beliefert werden."
Da stellt sich die Frage: Wieso? Wie die Sprecherin erklärt, werden Lebensmittelmärkte direkt von ihrem jeweiligen regionalen Presse-Grossisten mit Zeitungen und Zeitschriften beliefert. Welche Publikationen genau dazu gehören, darauf hat Edeka nach eigenen Angaben grundsätzlich keinen Einfluss. Denn: "Die Presse-Grossisten bieten die Zeitschriften-Sortimente nur als von ihnen zusammengestelltes Komplettpaket an."
Allerdings habe man sich im aktuellen Fall dazu entschieden einzugreifen. "Aufgrund einer Anfrage haben wir den Kaufmann kontaktiert, welcher das Magazin umgehend aus dem Verkauf genommen hat", erklärt die Sprecherin. Vollständig verhindern könne man den Verkauf über Edeka zwar nicht, allerdings werde man "weiterhin, gemeinsam mit unseren Kaufleuten, alle zulässigen Möglichkeiten ausschöpfen, das Angebot so weit wie möglich einzuschränken".
Bereits im Juli war eine Debatte über das Magazin in Bezug auf Rammstein entbrannt. Ein Reporter habe am Rande eines Konzerts, das berichtete unter anderem die "Berliner Morgenpost", fragwürdige Interviews mit Frauen durchgeführt.
Edeka distanziert sich in einem Statement an watson von den Inhalten des umstrittenen Magazins: "Zunächst möchten wir betonen, dass der Edeka-Verbund sich klar von rechtsradikalem Gedankengut distanziert und jede Form von Diskriminierung ablehnt."