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Kaffee-Krise bahnt sich an: Kunden drohen hohe Preise und leere Regale

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Supermarket Shelf with different Products Tchibo Coffee Products
Volle Kaffee-Regale könnte es bald vielerorts nicht mehr geben, befürchten Branchen-Vertreter:innen. Bild: imago stock&people / Jochen Tack
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Kaffee-Krise droht: Branche warnt Kunden vor hohen Preisen

11.03.2024, 16:56
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Ohne den Kaffee am Morgen startet der Tag für viele denkbar schlecht. Dabei geht es nicht nur um den belebenden Effekt des Koffeins: Auch der Duft der Bohnen stimuliert unser Gehirn, wie Forschende unlängst herausgefunden haben.

Allein der Geruch von Kaffee ist der Studie zufolge in der Lage, uns zu motivieren, kognitive Prozesse zu verbessern und sogar unsere Laune zu heben. Kaffee ist für viele Menschen ein Lebensgefühl und Selfcare pur.

Kaffee stimuliert unsere Sinne auf vielen verschiedenen Ebenen.
Kaffee stimuliert unsere Sinne auf vielen verschiedenen Ebenen. bild: IMAGO mages/ Zoonar

Damit der Kaffeekonsum so fair und nachhaltig wie möglich ist, sollten Kund:innen auf entsprechende Siegel von zum Beispiel Fairtrade oder Rainforest Alliance achten. Auch die Politik greift zunehmend in die Lieferketten ein und versucht diese durch Verordnungen grüner und sozialer zu machen.

Eine ab dem kommenden Jahr greifende Verordnung der EU bereitet der Branche allerdings Kopfzerbrechen. Alarmiert hat sich der Deutsche Kaffeeverband deshalb nun an die Öffentlichkeit gewandt. Demnach könnte Kaffee ab 2025 Mangelware werden – und die Preise im Supermarkt deutlich steigen.

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Verband warnt vor Kaffee-Mangel

Denn die Kaffeebranche in Deutschland sieht die Kaffeeversorgung ab dem kommenden Jahr infolge einer neuen EU-Verordnung nicht mehr sicher gewährleistet. "Uns droht eine Unterversorgung auf dem deutschen und europäischen Markt. Die Preise für den dann noch verfügbaren Kaffee werden signifikant steigen", teilte der Deutsche Kaffeeverband mit.

Die Regelung für entwaldungsfreie Lieferketten verlangt von Unternehmen künftig eine Sorgfaltserklärung, dass für ihr Produkt nach dem 31. Dezember 2020 kein Wald gerodet oder geschädigt wurde. Das gilt dabei nicht nur für Rohstoffe wie Kakao- oder Kaffeebohnen, auch bestimmte Folgeprodukte wie Schokolade, Leder oder Möbel sind erfasst. Wer sich nicht an die Vorschriften hält, muss mit hohen Strafen von mindestens vier Prozent des Jahresumsatzes in der EU rechnen.

EU-Kommission rechnet mit geringen Folgen für Kaffee-Preise

Dem widerspricht die EU-Kommission. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur hieß es bei der Behörde, es seien keine Tatsachen bekannt, dass die Verordnung Lebensmittelpreise anheizen würde. Man rechne mit sehr begrenzten Auswirkungen auf die Preise der von der Verordnung abgedeckten Rohstoffe.

Holger Preibisch, der Geschäftsführer des Kaffeeverbands, fordert, die Anwendung der EU-Regelung zu verschieben. Andernfalls seien weltweit Millionen Kaffeebäuer:innen in ihrer Existenz bedroht.

Der Kaffeeverband, der etwa 360 Unternehmen und Organisationen vertritt, befürwortet den Inhalt der Regelung nach eigenen Angaben zwar. Es sei jedoch nicht möglich, die erforderlichen Daten bis Ende 2024 vollständig bereitzustellen. "Derzeit erfüllen nur etwa 20 Prozent der Farmer die Anforderungen", sagte Verbandsgeschäftsführer Preibisch.

Er beklagt auch den bürokratischen Aufwand. Sowohl Händler, die Kaffee importieren, als auch abnehmende Röstereien müssten bei jeder Lieferung aufs neue eine Risikobewertung der Daten vornehmen und diese an die EU schicken. Wegen der politischen Strukturen in einigen Anbauländern sei es schwierig, die Informationen zu beschaffen, dazu fehle es noch immer an einer geeigneten Schnittstelle.

Die Kaffeeröster Lavazza, Melitta und Darboven ("Idee-Kaffee", "Mövenpick") teilten mit, sich an das EU-Gesetz halten zu wollen, es brauche aber mehr Zeit. "Die Folgen werden eine klare Verknappung des Angebots von Rohkaffee sein und die Preise dadurch steigen", sagte eine Sprecherin von Darboven.

Deutschland zweitgrößter Kaffeeimporteur der Welt

Deutschland ist nach Angaben des Kaffeeverbands mit 1,1 Millionen Tonnen im Jahr nach den USA der zweitgrößte Kaffeeimporteur der Welt. Der Rohkaffee kommt aus 15 bis 20 Ländern, der Hauptanteil entfällt auf Brasilien (30 Prozent) und Vietnam (20 Prozent).

Auch anderen Branchen bereitet das EU-Gesetz Kopfschmerzen, zum Beispiel der Süßwarenindustrie. Der Kakao-Markt ist zurzeit ohnehin angespannt, der Preis stieg wegen Ernterückgängen in Anbauländern zuletzt auf einen Rekordstand. Auch der Branchenverband BDSI fordert mehr Zeit für die Umsetzung.

(mit Material von dpa)

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