Rewe tut es, Edeka tut es, mehrere Discounter tun es ebenso. Nun zieht auch Aldi Süd nach. Die Rede ist nicht etwa von auffälligen Werbekampagnen oder krassen Sonderangeboten – wenngleich Lebensmitteleinzelhändler sich hierfür natürlich ständig etwas Neues einfallen lassen. Stattdessen hat Aldi Süd hat mit Beginn des Jahres ein beliebtes Produkt abgeschafft. Dabei griffen Kund:innen in den Filialen gerne nach dem kostenlosen Artikel.
Die Welt wird digitaler. Kein Wunder, dass die Digitalisierung in zahlreichen Unternehmen seit Jahren Fahrt aufnimmt. Damit rückt der Print-Bereich zunehmend in den Hintergrund. Auch die Kundschaft fordert immer mehr digitale Features und Angebote. Nun folgt Aldi Süd mit dem Start des neuen Jahres weiter diesem Trend und reduziert seine Print-Aktivitäten. "Neues Jahr, neues Glück", heißt es vonseiten Aldi Süds.
Konkret geht es um das gedruckte Kundenmagazin "Aldi inspiriert", das der Discounter im Jahr 2015 mit einer Auflage von 1,83 Millionen eingeführt hatte. Sieben Jahre später soll es nun verschwinden. Zumindest in gedruckter Form. "Da unsere Beiträge ab sofort rund um die Uhr für euch online verfügbar sind, haben wir uns entschieden, unser Magazin nicht mehr in gedruckter Form auszulegen", heißt es im Vorwort der Ausgabe Januar/Februar 2023.
Damit treibt der Konzern den Wandel der Endkundenkommunikation weiter voran. Als erster großer Schritt weg von Print galt die teilweise Digitalisierung der gedruckten Handzettel. Sowohl Aldi Süd als auch die Konzernschwester im Norden verschicken diese seit 2022 auch via Whatsapp.
Mit der Digitalisierung des Kundenmagazins verändert sich aber nicht nur die Form, sondern auch der Inhalt. So soll die Web-Version "noch mehr Inhalt und Service" bieten. Außerdem solle die Digital-Ausgabe "viele neue kleine Gadgets" beinhalten. Was konkret Aldi Süd damit meint, verrät der Konzern nicht. Das digitale Angebot solle aber mit "inspirierenden Inhalten" weiter ausgebaut werden, wie der Discounter gegenüber der "Lebensmittelzeitung" (LZ) verriet.
Dabei liefert die digitale Form des Magazins viele Vorteile – sowohl für den Konzern als auch für die Kundschaft. Das Magazin wird demnach bunter. Etwa mit mehr Bildern, Videos und interaktiven Inhalten. "So können Inhalte für die 'Aldi inspiriert' direkt digital und multimedial konzipiert und aufbereitet werden", heißt es vonseiten der Unternehmenssprecherin des Konzerns.
Entscheidend für die Umstellung von Print auf Online dürfte aber nicht nur die Erweiterung der Möglichkeiten sein. Es ist aus finanzieller Sicht eine logische Reaktion auf die Inflation und die Teuerung der Rohstoff- sowie Energiepreise. Diese seien die entscheidendsten Faktoren für die Digitalisierung, wie die "LZ" schreibt. Schließlich wurde Papier und Pappe allein 2022 bereits um 52,3 Prozent teurer, als noch im Jahr zuvor. Dies hatte das Statistische Bundesamt Mitte des Jahres 2022 mitgeteilt. Danach verstärkte sich der Trend aufgrund steigender Energiepreise weiter.
Laut "LZ" kommen noch weitere Faktoren hinzu: Etwa die CO2-Bilanz bei der Produktion der Produkte im Print-Format oder die personelle Zusatzbelastung innerhalb der Filialen. Faktoren, die zwar logisch sind, von Aldi Süd selbst aber nicht offiziell bestätigt werden.
Aldi Süd ist bei weitem nicht der einzige Konzern aus der Branche, der sich dem Digitalisierungstrend anschließt. Den größten Aufruhr erzeugte sicherlich Rewe. Der Supermarkt-Riese hatte ebenfalls angekündigt, ab Juli 2023 die Verteilung gedruckter Handzettel einzustellen.
Das ist für Aldi Süd aber offenbar noch kein Thema. Laut Angaben des Konzerns liegt das vor allem an den Kund:innen, die gerne weiterhin von Handzetteln in Papierform Gebrauch machen. Zwar werde auch dieser vermehrt in digitaler Form angeboten.
Die Gründe, den Print-Handzettel beizubehalten, überwiegen derzeit aber noch, wie die "LZ" mit Berufung auf einen Konzern-Sprecher schreibt. "Gerade in der aktuellen Zeit erwarten viele Kunden gezielt die Prospekt-Zustellung, um sich zu informieren, wo sie die günstigsten Lebensmittel in bester Qualität kaufen können", wird er zitiert.