Dass die unter Tourist:innen beliebte Lagunenstadt Venedig schon bald im Meer versinken könnte, ist nichts Neues. Seit Jahren warnen Meeresforscher:innen bereits vor einem Anstieg des Meeresspiegels um mehr als einen Meter in den nächsten Jahrzehnten, sollte die Klimakrise nicht entscheidend ausgebremst werden: Ein Anstieg um 120 Zentimeter sei den Forschenden zufolge bis zum Jahr 2100 möglich, im Extremfall sogar rund 170 Zentimeter.
Doch nicht nur Venedig ist von dem steigenden Meeresspiegel als Folge der Erderhitzung bedroht. Auch andere Küstenregionen Europas sind gefährdet. Besonders schlimm treffen könnte es Italiens Küsten im Nordosten, wie ein Team der Technischen Universität Delft erstmals im Detail nachweisen konnte.
Basierend auf dem Extremszenario des Weltklimaberichts könnte der Meeresspiegel bis ins Jahr 2100 weltweit um ganze 1,5 Meter ansteigen. Das hat auch Folgen auf die Wirtschaftsleistung, denn die Überschwemmungen können für gravierende Schäden und damit einhergehenden Kosten sorgen.
"Die Region Veneto im Nordosten des Landes wird 20 Prozent seiner Wirtschaftsleistung einbüßen", erklärte Theodoros Chatzivasileiadis von der TU Delft. "In der benachbarten Emilia-Romagna sind es zehn Prozent."
In Süditalien, wo es viele steilere Küsten gibt, wird der Meeresspiegelanstieg zu keinen größeren Problemen führen. Dennoch müsste Italien der Studie zufolge mit einem Verlust der Wirtschaftsleistung von zwei bis fünf Prozent rechnen.
In Europa wäre Italien damit am meisten von den mit dem Klimawandel einhergehenden Folgen sowie einer dadurch sinkenden Wirtschaftsleistung betroffen. Aber auch Lettland, Dänemark, Irland und Portugal werden mit dem steigenden Meeresspiegel sowie einem Verlust der Wirtschaftsleistung zu kämpfen haben.
Die Studie könne laut der Professorin Tatiana Filatova von der TU Delft Aufschluss darüber geben, wie stark sich einzelne Regionen auf den Meeresanstieg vorbereiten sollten – oder wo es sogar sinnvoll sei, sich teilweise oder gänzlich von der Küste zurückzuziehen. Das berichtete das Nachrichtenportal "Südtirol News".
Gebiete und Regionen, die weiter entfernt von den Küsten liegen, könnten wirtschaftlich von einem Anstieg leicht profitieren. Das hängt damit zusammen, dass sich ein Teil der wirtschaftlichen Aktivitäten von den Küsten ins Binnenland verlagern wird. So könnte beispielsweise das Bruttoinlandsprodukt von Österreich um ein bis zwei Prozent höher ausfallen.
Die Studien-Ergebnisse geben Anlass zur Sorge. Dennoch sollte man im Kopf behalten, dass der Ausgangspunkt der Studie ein Extremszenario des Weltklimaberichts ist. Sollten die Länder stark in puncto Klimaschutzmaßnahmen nachziehen, könnten die Folgen weit weniger schlimm ausfallen.
Und dennoch: Eine weitere Studie niederländischer Forschender zur globalen Erhitzung und den Auswirkungen auf bestimmte Meeresströmungen im Atlantik lässt derzeit nichts Gutes erhoffen. Demnach steht das System vor einem "verheerenden Kipppunkt".
Die Folgen: ein drastischer Temperatursturz in Europa sowie ein deutlicher Anstieg des Meeresspiegels. Und das in einem solchen Tempo, dass eine Anpassung an die Veränderungen wohl unmöglich wäre. Entsprechend drängend ist ein weltweiter Ausstieg aus den fossilen Energien sowie weitere effektive Klimaschutzmaßnahmen.