Urlaub auf Mallorca geht für viele Leute immer. Die spanische Insel hält für alle Tourist:innen etwas bereit: Partymeilen, traumhafte Strände, Berge zum Wandern. Für Menschen aus ganz Europa ist Mallorca deswegen längst ein Ferienparadies. Allerdings gefällt das den Mallorquiner:innen schon seit Jahren nicht mehr.
Zu laut, zu dreckig, zu exzessiv sind für die Einheimischen viele Urlauber:innen und vor allem die sogenannten Sauftourist:innen. In einem Stadtviertel der Hauptstadt Palma haben die Bewohner:innen aber seit Jahren noch ein ganz anderes Problem – und das scheint viel ernster zu sein als betrunkene Urlauber:innen.
In Palmas Stadtviertel Son Espanyolet heißt es auf der Straße nämlich immer öfter "Hej" statt "Bon dia". Der Grund: Zahlreiche Häuser im Viertel gehören ausländischen Investor:innen, die die Häuser an Urlauber:innen vermieten.
Im Jahr 2018 machte beispielsweise der Norweger Erik Oren Schlagzeilen. Seine Firma Alzina Living kaufte acht Gebäude in Son Espanyolet, die Oren als Ferienhäuser vermieten wollte. Eine Bürgerinitiative will sich gegen die Gentrifizierung ihrer Heimat wehren und hat jetzt eine Kampagne gestartet. "Toc toc toc veïna" (zu Deutsch: Klopf, klopf, klopf Nachbarin) heißt diese. Wie die "Mallorca Zeitung" berichtet, soll die Kampagne auch den Zusammenhalt der Mallorquiner:innen stärken.
Aktionen wie der Kauf der Häuser von dem Norweger Oren sitzen noch immer tief bei den Einheimischen. "Die Kampagne erzählt von der Vergangenheit, sie gibt wieder, was das Viertel einst war und was die Ankunft von Erik Oren vor einigen Jahren daraus machte, als er uns in ein skandinavisches Viertel verwandeln wollte", sagt Elena Rodríguez, Mitglied der Bürgerinitiative, der "Mallorca Zeitung".
"Das Monster breitet sich aus wie ein Ölteppich", heißt es im Mai in einem Post des Twitter-Accounts der Kampagne. Bis heute werden nämlich Einheimischen Kaufangebote für ihre Häuser gemacht und die sind ganz schön dreist. "Neulich hat eine Schwedin meiner Mutter einen Brief unter der Tür durchgeschoben. Ich rief sie an, und tatsächlich, sie wollte ihr Haus kaufen", sagt Rodríguez.
Weil viele Urlauber:innen aus Skandinavien kommen, wurden die acht Poster der aktuellen Kampagne im Ikea-Style gemacht. Die Idee basiert auf einem Abschlussprojekt der Grafikdesign-Studentin Ariadna Palmer, die selbst in Son Espanyolet lebt. Im Projekt beschäftigte sie sich mit dem sozialen und städtebaulichen Wandel des Viertels, schreibt die "Mallorca Zeitung".
Auf den Ikea-Plakaten stehen jetzt Sätze in Katalanisch wie "Das Zusammenleben der Nachbarschaft in Son Espanyolet ist zu 100 Prozent vom Aussterben bedroht", "Vier von fünf Neu-Immobilienbesitzern in Son Espanyolet sagen 'Hej' und nicht 'Bon dia'" oder "In Son Espanyolet werden leerstehende Häuser für mehr als eine Million Euro verkauft". Zur Kampagne gibt es auch ein selbstgedrehtes Video.
Ein Ziel habe die Kampagne jetzt schon erreicht, sagt Antònia Vidal, Vizepräsidentin der Nachbarschaftsvereinigung. "Damit ein Viertel ein Viertel ist, muss es Bewohner geben, die dauerhaft dort leben, nicht nur drei oder vier Monate im Jahr. Früher kannten wir uns alle. Das hat sich geändert, aber dank der Initiative reden wir wieder miteinander."