Rund 100 Flüge gehen pro Tag von Deutschland auf das sogenannte 17. Bundesland, die Balearen-Insel Mallorca. Nicht nur Tausende Partytourist:innen, auch Wanderbegeisterte und Badeurlauber:innen schwärmen von dem kleinen Stück Spanien im Mittelmeer.
Praktisch ist für deutsche Tourist:innen auch, dass ein Leben auf Mallorca im Schnitt nicht nur sonniger, sondern auch günstiger ist, als in der Heimat. Das könnte sich durch einen Reisetrend bald ändern, der sich gerade anbahnt.
Mit mindestens 23.000 offiziell auf Mallorca lebenden Deutschen und einer Vielzahl an Tourist:innen ist die Bundesrepublik die am stärksten vertretene Nation auf der Urlaubsinsel. Seit vergangenem Jahr gibt es jedoch auch Direktflüge von den USA aus nach Mallorca.
Zwar geht dieser Flug nur in der Saison und auch dann nur dreimal wöchentlich. Problematisch sehen Tourismusexpert:innen jedoch die Ansprüche der amerikanischen Urlauber:innen.
"Die Amerikaner haben im Schnitt deutlich weniger Urlaub und geben deutlich mehr pro Nacht aus. Hier kommen definitiv Urlauber, die im Luxussegment angesiedelt sind", erklärt Tourismus-Experte Moritz Lindner in einem Interview mit dem "Focus". Im Schnitt hätten Amerikaner:innen in der Vergangenheit 1800 Euro pro Urlaub auf Mallorca gelassen.
Für deutsche Tourist:innen bedeutet das auf lange Sicht ebenfalls Preissteigerungen, vor allem im mittleren Preissegment. Hotels mit vier oder fünf Sternen dürften ihre Preise entsprechend anheben, aber auch Mietwagen könnten in der Hauptsaison bald teurer werden.
Positiv wird sich der Trend hingegen für Hoteliers und Restaurantbetreiber:innen auf der Insel auswirken, meint Lindner. Da der gleiche Preis in den USA selbst oft einen niedrigeren Standard beinhaltet, müssen sie sich kaum anpassen und können ihre Preise eben weiter anheben.
Zudem wollen viele sich nach und nach eher vom Billigtourismus abnabeln. Eine Überforderung dürfte die relativ geringe Zahl an Reisenden aus den USA entsprechend nicht darstellen.
Ähnliche Phänomene durch US-Tourist:innen sind in der Marktforschung auch schon in griechischen und italienischen Urlaubsorten aufgefallen. Durch die steigenden Preise im Luxussegment erhöhten sich anschließend auch die Preise im mittleren Segment.
Die beliebten Tourismus-Hotspots rund um den Ballermann dürften laut Lindner jedoch von dem Preisanstieg größtenteils verschont bleiben. Auch die Flugpreise von Europa aus sollen demnach der allgemeinen Entwicklung folgen und nicht vom US-Tourismus beeinflusst werden.
Insgesamt bleiben US-Amerikaner auf Mallorca eher eine Minderheit, die nur in der Hauptsaison anzutreffen ist. Während es 2021 knapp eine Million deutsche Urlauber:innen auf die Insel zog, kamen gerade einmal 170.000 Tourist:innen aus den USA.