Warnemünde, Usedom oder Rügen – an beliebten Urlaubsorten mangelt es der deutschen Ostseeküste wirklich nicht. Eine Region, die sich seit einigen Jahren immer größerer Beliebtheit erfreut, ist Fischland-Darß-Zingst. Die nach eigenen Angaben "schönste Halbinsel Deutschlands" liegt zwischen Rostock und Stralsund und beeindruckt viele Urlauber:innen mit feinen Sandstränden, urwüchsigen Küstenwäldern und charmanten Fischerdörfern.
Im vergangenen Jahr statteten der Region über eine halbe Million Menschen einen Besuch ab; die überwiegende Mehrheit der Gäste stammte aus Deutschland. Insgesamt zählte die Halbinsel 2024 über drei Millionen Übernachtungen.
Seit der Corona-Pandemie scheint es vermehrt auch Surfer:innen auf Fischland-Darß-Zingst zu ziehen. Besonders Wind- und Kitesurfer:innen finden hier ideale Bedingungen: Weite Flachwasserbereiche, konstante Windverhältnisse und einige Spots, die noch nicht heillos überlaufen sind. Für Anfänger:innen bieten lokale Surfschulen extra Kurse an, aber auch Profis kommen auf ihre Kosten.
"Ich bin ja fix hier", erklärt ein Surfer aus Lübeck gegenüber einer Reporterin der "Berliner Zeitung". Da lohne es sich auch nur für ein paar Stunden herzukommen, wenn der Wellengang so gut ist. "Klar, man spürt jeden Muskel nach dem Surfen, aber die Glückshormone und das Erfolgsgefühl sind einfach einmalig", schwärmt der Mann.
Laut "Berliner Zeitung" nimmt die Zahl der Wassersportler:innen auf der Ostsee-Halbinsel immer weiter zu. Und das gefällt nicht allen Strandbesucher:innen. "Mitunter glaubt man fast, so ein Seil könnte einen glatt köpfen, wenn die Surfer wieder alle aus dem Wasser kommen. Regelrecht Slalom laufen muss man zwischen den Seilen", äußert sich ein Urlauber aus Sachsen zur aktuellen Situation.
Gegenüber der Zeitung gibt er an, schon seit Jahren Urlaub auf der Insel zu machen. Die Surfer seien an windigen Tagen schon "recht dominant" am Strand. "Aber zum Glück machen die Surfer nur bei so hohem Wellengang den Strand unsicher. Wenn das Meer ruhig ist, haben auch wir wieder unsere Ruhe", zeigt sich der Sachse versöhnlich.
Die Reporterin selbst kennt die Halbinsel ebenfalls schon seit Jahren und sieht die Entwicklung kritisch. Spontan etwas in einem Restaurant essen zu gehen, sei nicht mehr möglich. "Nun muss man sich vorher für ein Zeitfenster anmelden und hat knapp eine Stunde Zeit, bis dann die nächsten hungrigen Gäste schon auf der Matte stehen", berichtet sie. "Das hat schon etwas sehr Ungemütliches."
Doch nicht alle haben etwas dagegen, dass der Tourismus auf der Halbinsel zunimmt. In Ribnitz-Damgarten, das an die Halbinsel grenzt, gibt es beispielsweise Pläne für den Bau riesiger Ferienanlagen. Investoren hoffen, von dem Tourismus-Boom zu profitieren. Dagegen hat sich aber bereits Widerstand in Form einer Bürgerinitiative gebildet, berichtet die "Berliner Zeitung".
Auch für den Borner Holm, ein knapp 15 Hektar großes Landschaftsschutzgebiet, gab es bereits Pläne, die Fläche für den Bau von Ferienhäusern freizugeben. Im Jahr 2022 wurde zwar ein Bebauungsplan vom Oberverwaltungsgericht Greifswald für nichtig erklärt, doch die Gemeinde treibt ihre Pläne weiter voran, heißt es bei der "Berliner Zeitung".
Verhältnisse wie auf Mallorca sind auf der Ostsee-Insel wohl nicht zu erwarten. Aber auch auf Fischland-Darß-Zingst muss wohl eine Balance zwischen dem Wirtschaftsfaktor Tourismus, der schützenswerten Natur und den Bedürfnissen der Einheimischen gefunden werden.