Bevor man in den Urlaub fährt, gehört es für viele zum guten Ton, sich zumindest den Grundwortschatz der jeweiligen Landessprache anzueignen. Verlegen kann man sich auf diese Weise bei jedem bestellten Bier auffällig stotternd bedanken, nur um dann doch eine Antwort auf Englisch zu bekommen.
Wer solche Fremdscham-Momente umgehen möchte, entscheidet sich entweder gleich für Englisch, bleibt ganz zu Hause oder wählt eines jener deutschen Nachbarländer, in denen der Großteil der Bevölkerung ebenfalls Deutsch spricht. Genau aus diesem Grund droht ausgerechnet in Bella Italia nun aber ein jahrzehntelanger Streit wieder aufzuflammen.
Denn durch die Mehrsprachigkeit der Region Südtirol sind in den meisten Wandergebieten auch die entsprechenden Beschilderungen sowohl auf Deutsch als auch auf Italienisch gehalten. Das betrifft in diesem Fall vor allem die Ortsnamen, die in den beiden Sprachen unterschiedliche Schreibweisen oder gar ganz andere Bezeichnungen haben.
Hintergrund ist, dass Südtirol bis zum Ersten Weltkrieg zu Österreich gehörte, folglich die Menschen hier Deutsch sprachen. Mit der Machtübernahme der italienischen Faschisten wurden auch die Bezeichnungen für geografische Orte italienisiert, bis heute ist diese Variante amtlich.
Trotzdem sind bis heute auch die deutschen Namen gebräuchlich. Einige Wanderer:innen halten diese offenbar auch für die korrektere und streichen deshalb die italienischen Bezeichnungen auf Wegweisern einfach durch oder übermalen diese.
"Jetzt gibt es keinen Respekt mehr, nicht einmal für die Berge", bedauerte der Club Alpino Italiano auf Facebook. Doch das Ganze ist laut Expert:innen auch ein Problem der Sicherheit für Wanderer:innen, die eben nicht beide Sprachen kennen.
Der Präsident der Südtiroler Berg- und Höhlenrettung etwa fürchtet Konsequenzen für seinen eigenen Job. "Wenn wir zu einem Notfall in den Bergen gerufen werden, ist es entscheidend, den genauen Ort zu kennen und klare Bezeichnungen zu verwenden, um Missverständnisse zu vermeiden", erklärt er in Bezug auf die Tourist:innen gegenüber der italienischen Zeitung "Alto Aldige".
In solchen Situationen mache jede Verzögerung demnach einen Unterschied, kleine Unsicherheiten könnten letztlich lebensgefährlich werden. Einige halten jedoch dagegen, dass die meisten Bezeichnungen ohnehin nicht allzu stark voneinander abweichen würden.
Wie erbittert der Kampf auf den Schildern geführt wird, zeigt sich auch darin, dass mittlerweile auch einige deutsche Ortsnamen durchgestrichen sind. Um wieder lesbare Schilder aufzustellen, werden Gelder fällig, die eigentlich anderweitig für den Tourismus eingeplant waren.