Krank im Urlaub – das ist für viele die absolute Horrorvorstellung. Durch den mitunter heftigen Temperaturumschwung, das scharfe Essen oder auch waghalsige Sportaktivitäten vor Ort drohen bei Auslandsreisen gleich mehrere Gesundheitsrisiken.
Um einer solchen Situation nicht völlig hilflos ausgesetzt zu sein, gehört eine gut bestückte Reiseapotheke immer mit ins Gepäck. In Kroatien droht nun aber für Tourist:innen und Einheimische eine Gefahr, die mit Medikamenten nicht einzudämmen ist.
Split zählt als zweitgrößte Stadt Kroatiens auch bei Reisenden aus ganz Europa zu den beliebtesten Zielen des Landes. Nicht nur der historische Stadtkern, der mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, auch die Natur in der direkten Umgebung zieht jährlich Millionen Tourist:innen an.
Seit Jahren hat ein Stadtteil von Split aber offenbar ein Problem, das nicht nur die Umwelt belastet, sondern auch für viele Urlauber:innen abschreckend sein könnte. Wie eine lokale Bürgerinitiative aktuell zum vermehrten Male anmerkt, ist der gesamte Strand Kosica im Bezirk Vranjic mit einer erheblichen Menge Asbest kontaminiert.
Grund hierfür ist eine riesige Zementfabrik im Bezirk Solina, die bis zum Jahr 2006 unweit des Strandes in Betrieb war. Bereits Jahre zuvor wurde die dortige Produktion als sicher krebserregend eingestuft, berichtet das kroatische Portal "Morski".
Offizielle Stellen der Stadt Split geben an, dass im Zuge einer staatlichen Aufarbeitung des Falls Mitte der 2000er Jahre auch eine großflächige Sanierung der umliegenden Gebiete stattgefunden hätte. Dabei sei auch der Strand von Vranjic gereinigt worden, es befänden sich hier daher keine Asbestreste mehr. Die Meeresqualität vor Ort ist laut dem Bürgermeister unbedenklich.
Entsprechend zahlreich strömen im Sommer auch Tourist:innen unwissend an den Strand in der Nähe von Split. Expert:innen zeigen sich vor allem besorgt bezüglich der Kinder, die hier im Sand spielen und entsprechend besonders dem Asbest ausgesetzt sind.
Messungen des kroatischen Umweltschutzfonds zufolge wurden zuletzt 2019 besorgniserregende Asbest-Werte am Kosica-Strand gemessen, sowohl im Meer als auch im Land. Eine Bürgerinitiative fordert in diesen Zusammenhang die sofortige Absperrung des gesamten Strandabschnitts.
Das Umweltbundesamt bewertet Asbest als eindeutig krebserregend. Atmen Personen die feinen Fasern ein, können diese sich in der Lunge festsetzen und langfristige Atemwegserkrankungen hervorrufen. In Deutschland ist Asbestose als Berufskrankheit anerkannt.
Aktuell läuft in der Region die Ausschreibung für die nächste Phase der Sanierung in Vranjic. Umweltschützer:innen fürchten, dass bis zur Fertigstellung noch 15 Jahre vergehen könnten.
Ende der 1990er Jahre musste sich die kroatische Regierung dazu bereit erklären, die Mitarbeitenden der Zementfabrik wegen zahlreicher Asbestose-Fälle zu entschädigen. Viele der Arbeiter:innen waren zu diesem Zeitpunkt bereits an den Atemwegserkrankungen gestorben.
Eigentlich ist Vranjic für seine Idylle bekannt, bei Kenner:innen hat einer seiner Ortsteile sogar schon den Spitznamen "Klein Venedig" bekommen. Dieser Begriff dürfte sich angesichts der Asbest-Berichte aber immer weniger verbreiten.