Einsteigen, abheben – aber bitte mit Pyjama, Privatlounge und Zweimeterbett. Die First Class hebt in neue Luxusdimensionen ab. Wer dachte, Businessclass sei schon dekadent, sollte sich besser anschnallen.
Bei Air France beginnt der Flug nicht am Gate, sondern vor der Haustür – samt Chauffeurservice, Spa-Behandlung und einer Suite mit fünf (!) Fenstern. An Bord gibt es eine Gourmetküche, Designer-Pyjamas, Hotelbetten. Das nennt sich "La Première" und kostet im Herbst für den Hin- und Rückflug Paris–Los Angeles rund 19.000 Franken, also über 20.000 Euro.
Airlines weltweit definieren gerade, was "First Class" eigentlich bedeutet und setzen dabei vor allem auf Exklusivität. Die Strategie: Weniger Plätze, dafür deutlich mehr Luxus, deutlich höhere Preise.
Im Vergleich: Swiss verlangt für den gleichen Zeitraum auf der Strecke Zürich–Los Angeles "nur" rund 9000 Franken, derzeit noch mit der "alten" First Class. Das soll sich aber bald ändern. Denn die Airline möchte sich vom Premium-Wackelkandidaten zur echten Luxusmarke mausern.
Mit neuen Airbus-A350-Maschinen will Swiss in der zweiten Jahreshälfte zeigen, dass sie das Prädikat "Premium-Airline" wirklich verdient. Prunkstück ist die neue First Class – laut Airline ein 2,4 Quadratmeter großes Hotelzimmer über den Wolken. Für Paare gibt es auf Wunsch sogar ein Doppelbett.
Die neue Kabine, "Swiss Senses", basiert zwar auf dem Lufthansa-Konzept "Allegris", wird aber für die Boeing 777 der Swiss wohl nochmal überarbeitet – mit noch mehr Exklusivität. Und das auf Strecken Richtung US-Westküste, wo das Publikum bekanntlich besonders zahlungsfreudig ist.
Die Zielgruppe sind Menschen mit Kontostand im siebenstelligen Bereich. Swiss formuliert das auf Nachfrage der "NZZ" erstaunlich offen: "Wir beobachten zunehmend, dass sich unsere Gäste – besonders im Premiumsegment – mehr Exklusivität und Individualität wünschen." Man wolle dem Privatjet-Erlebnis so nah wie möglich kommen, allerdings im Linienflugzeug.
Wie viel die Suite kosten wird, ist noch unklar. Aber billig wird es nicht. Air France-KLM-Chef Benjamin Smith sagte kürzlich dem "Wall Street Journal": "Wir sehen eine Explosion bei Leuten, die erste Klasse fliegen, dies aber nicht unbedingt aus geschäftlichen Gründen tun, sondern weil sie etwas erleben möchten." Einige Passagiere, so Smith weiter, buchen sogar vier Plätze für sich allein – einfach nur für die Privatsphäre. "Das finden sie besser als in einem Privatjet. Das ist ziemlich neu."
Ob auch Swiss demnächst Einzelpersonen mehrere Firstclass-Suiten verkaufen will? Das ist offiziell noch offen, aber ausgeschlossen ist es nicht: "Details zur konkreten Kommerzialisierung der Sitze sind derzeit in der finalen Erarbeitung, wobei es in jedem Fall mehr Varianten geben wird als heute."
Trotz der neuen Superluxus-Kabinen boomt der Markt für echte Privatjets weiter – wenn auch langsamer als während der Pandemie. Je nach Flugzeugtyp kostet eine Stunde zwischen 2500 und 10.000 Euro. Viele Anbieter vermarkten das mittlerweile auch für Besserverdienende ohne Millionen-Vermögen – als "Erlebnis für Anspruchsvolle".
Die Schweiz ist ganz vorne mit dabei, wenn es um Privatjets geht: Im Winter fliegen brasilianische Skitourist:innen direkt nach Samedan, nicht nach Zürich. Und Genf ist inzwischen der drittgrößte Privatjet-Flughafen Europas – hinter Paris Le Bourget und Nizza.