
Castle Combe ist wegen seiner historischen Häuser ein beliebtes Fotomotiv.Bild: imago images / Copyright: xPowerofflowersx
Urlaub & Freizeit
In manchen englischen Dörfern leben nur ein paar hundert Menschen, aber sie ziehen aufgrund ihrer malerischen Kulisse jede Woche tausende Tourist:innen an. In Castle Combe kommt es deswegen zu Konflikten.
02.06.2025, 15:4502.06.2025, 15:45
Die Cotswolds sind für viele Urlauber:innen wohl der Inbegriff ländlicher Idylle. Die Region im Südwesten Englands besticht im Sommer mit saftig grünen Hügeln, historischen Dörfern aus Kalkstein und blühenden Gärten. Wer keine Lust auf einen trubeligen Städtetrip hat, scheint dort genau richtig zu sein.
Doch in Zeiten von Tiktok und Instagram bleiben solche malerischen Orte nicht lange unbeachtet. Es braucht nur ein paar virale Videos und schon folgt ein Ansturm internationaler Besucher:innen, die sich durch enge Dorfgassen drängeln und nach dem besten Motiv für ihre "Vacation Recap" auf Social Media suchen.
Für die Einheimischen hat das häufig negative Konsequenzen. Die Infrastruktur vor Ort ist meist nicht für eine große Anzahl an Besucher:innen ausgelegt.
Die Parkplätze sind zum Beispiel in vielen Dörfern begrenzt, deshalb stellen viele Touris ihre Autos auf Gehwegen oder am Straßenrand ab und verstopfen so die Verkehrswege. Dadurch sind sie sowohl für die größeren Reisebusse als auch Rettungskräfte nur noch schwer passierbar.
Touristen bringen Drohnen mit in englisches Dorf
Im kleinen Ort Bibury haben sich darüber bereits die Anwohner:innen beschwert. Der Bezirksrat hat deshalb kürzlich Maßnahmen beschlossen, um das Verkehrschaos in den Griff zu bekommen. Demnach sollen etwa die Reisebusse Besucher:innen nicht mehr im Dorfzentrum aussteigen lassen. Stattdessen ist geplant, Bushaltestellen an anderer Stelle einzurichten.
Doch die Touristenmassen sorgen nicht nur für Verkehrsprobleme. Das zeigt sich nun auch im Örtchen Castle Combe, das als eines der schönsten Dörfer Englands gilt. Castle Combe ist aufgrund seiner gut erhaltenen Steinhäuser aus dem Mittelalter bekannt, die auch schon als Kulisse in Filmen wie "Der Sternenwanderer" oder "Gefährten" diente.
Kameras sind manche Dorfbewohner:innen also vielleicht schon gewohnt. Dass viele Tourist:innen aber offenbar ihre Drohnen mitbringen und damit über die privaten Grundstücke fliegen, schmeckt vielen Einheimischen so gar nicht.
"Es ist fast so, als hätten einige der Besucher ihren moralischen Kompass verloren, sie haben ihre Grenzen verloren. Wenn man in den Garten geht, die Wäsche aufhängt und 20 Meter über dem Kopf eine Drohne schwebt, dann ärgert einen das wirklich sehr", zitiert die britische Zeitung "Independent" eine pensionierte Polizistin.
"Ein anderer Nachbar hatte in seinem Garten gearbeitet und sprang in die Badewanne. Da war eine Drohne an seinem Badezimmerfenster und beobachtete ihn beim Baden. Das kann man sich doch vorstellen, oder?", zeigt sich die Frau entrüstet.
Nach ihrem Eindruck habe die Zahl der Besucher:innen, die mit Drohnen Aufnahmen für ihre Social-Media-Accounts machen, seit der Corona-Pandemie deutlich zugenommen.
Castle Combe: Anwohner sehen ihre Privatsphäre verletzt
Und das führt offenbar zu dem ein oder anderen Konflikt. Wie der "Independent" berichtet, wurde angeblich kürzlich die Polizei gerufen, als ein Besucher seine Drohne nicht landen wollte, nachdem ihn Einheimische darum gebeten hatten, ihre Privatsphäre zu respektieren.
Es heißt, er soll mit der Drohne eine Straße in Höhe der Fenster im ersten Stock auf- und abgeflogen sein und auch Kinder gefilmt haben, die in einem Garten gespielt haben. Solche Aktionen wollen sich die Anwohner:innen nicht mehr gefallen lassen und fordern ein Drohnen-Verbot.
Und der Wiltshire Council, eine Art Bezirksrat, hat dem Bericht zufolge bereits reagiert und einige Schilder mit der Aufschrift "Keine Drohnenzone" an Häuserfenstern, der örtlichen Kirche und dem öffentlichen Parkplatz angebracht. Ob das tatsächlich ausreicht, um das Problem in den Griff zu bekommen, wird sich noch zeigen.
Aus Sicht der Anwohner:innen wäre es aber nicht nur aus Gründen der Privatsphäre wünschenswert. In der Vergangenheit seien Drohnen schon auf dem Kirchdach oder in Bäumen zu Fall gekommen, erklärt ein Gemeindevertreter dem "Independent". Seine Warnung ist eindeutig: "Die Leute verlieren die Kontrolle über Drohnen und dabei kann man ein Auge verlieren."
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