Diese Horrorvorstellung hatte wohl schon jeder Flugreisende mal: Nach dem nervenaufreibenden Check-in am Flughafen, sitzt man endlich entspannt im Flieger – der Urlaub kann kommen. Doch wieder am Boden angekommen, folgt die böse Überraschung: Das Flugzeug ist ganz woanders gelandet.
Diese Gruselgeschichte gehört in Zeiten, wo Boardingkarten zigfach kontrolliert werden, zum Glück ins Reich der Filmfantasie. Wie beim berühmten Weihnachtsfilm "Kevin allein in New York", als der kleine Kevin im Big Apple landet, während seine Familie nach Florida fliegt.
Doch eine ähnlich Odyssee musste jetzt ein Ehepaar aus Großbritannien erleiden.
Es sollte ein ausgelassener Urlaub mit Freund:innen zur Feier des Ehrentages werden. Doch für Andrew G. und seine Ehefrau Victoria, die seinen 47. Geburtstag an der spanischen Costa Brava verbringen wollten, endete eine Flugreise mit Ryanair im Desaster, wie der "Independent" berichtet. Denn die Briten landeten nicht wie vorgesehen im sonnigen Katalonien, sondern im 2500 Kilometer entfernten Litauen.
Die Odyssee begann am Flughafen in Bristol. Das Ehepaar ist auf Assistenz angewiesen, da Andrew ein Bein amputiert wurde und Victoria Autistin ist. Die beiden hatten daher, wie immer, eine spezielle Unterstützung gebucht. Diese brachte die Urlauber:innen zu ihrem vermeintlichen Gate.
Ihre Boardkarten seien mehrmals gecheckt worden, erzählt Victoria dem "Independent", sogar im Flieger: "Ich fragte die Stewardess, ob wir zusammen sitzen könnten, da ich Flugangst habe. Sie hat unsere Bordkarte noch einmal kontrolliert und uns in die zweite Reihe gesetzt."
Da sie den Rest der Reisegruppe nicht gesehen hatte, fragte sie, ob diese auch an Board sei. "Uns wurde mitgeteilt, dass sie auf jeden Fall im Flieger seien, und sie sagten: "Entspannt euch einfach", berichtet Victoria. Doch die zehnköpfige Gruppe war nicht im gleichen Flugzeug, wie sich ein paar Stunden später herausstellen sollte.
Das Ehepaar war in freudiger Erwartung auf den Urlaub eingenickt, bevor es nach der Landung zum bösen Erwachen kam: "Als ich aufwachte, sah es aus dem Fenster nicht nach Spanien aus", erinnert sich Andrew, gegenüber der "BBC". "Ich schaltete mein Handy ein und da stand "Willkommen in Litauen." Die beiden waren nicht, wie der Rest der Gruppe, in Barcelona, sondern im baltischen Kaunas gelandet.
Um zu ihrem eigentlichen Zielort zu gelangen, musste das Ehepaar sich einer langen Reise unterziehen, inklusive Uberfahrt in das benachbarte Riga, in Litauen. Nach einer Hotelübernachtung ging es am nächsten Tag per Direktflug nach Barcelona. Ihr Gepäck kam erst zwei Tage später an.
Andrew möchte so etwas nicht noch einmal erleben: "Es war surreal und eine Erfahrung, die ich nie wieder machen möchte. Unsere Familie war krank vor Sorge und wir waren erschöpft, als wir schließlich ankamen."
Ryanair entschuldigte sich für den Vorgang, machte aber gleichzeitig das Personal vom Flughafen Bristol verantwortlich. Der Assistenz-Dienstleister habe das Ehepaar zum falschen Gate gebracht.
Ein Sprecher des Flughafens versprach Aufklärung. Man werde mit den entsprechenden Dienstleistern eine Untersuchung einleiten und an Verbesserungen für die Zukunft arbeiten.
Eine Erstattung hat das Paar für ihre etwa 1600 Euro teure Reise bisher laut dem Bericht aber nicht erhalten.