Die Hauptstadt Italiens steht für viele ganz oben auf der Bucket List. Ob bei Amerikaner:innen auf dem klassischen Europa-Roadtrip oder bei Europäer:innen für den verlängerten Wochenendtrip, Rom gilt als die Ewige Stadt und absoluter Touristenmagnet.
2023 war in diesem Zusammenhang ein Rekordjahr, insgesamt rund 35 Millionen Besucher:innen kamen für mindestens eine Übernachtung nach Rom. Viele von ihnen haben aber offenbar ganz bestimmte Ansprüche, die dem Tourismus vor Ort zunehmend Sorgen bereiten.
Im gesamten Stadtgebiet entsteht demnach eine Reihe neuer Luxushotels, bis 2026 sollen laut dem "Guardian" Investitionspläne für gleich 13 weitere entsprechende Gebäude vorliegen. Insgesamt residieren nach London mittlerweile die besten solcher hochwertigen Hotelketten in Europa in Rom.
Was zunächst lukrativ für die Tourismusbranche vor Ort klingt, schürt bei vielen Expert:innen allerdings große Ängste in Bezug auf die Stadtentwicklung. Vor allem die Einheimischen selbst, aber auch kleinere Handwerksbetriebe und Läden im Stadtkern werden demnach zunehmend aus dem historischen Zentrum vertrieben.
"Ohne Bewohner stirbt die Stadt", resümiert Vanna Mannucci von der Vereinigung "Italia Nostra", die sich für den Schutz des nationalen Kulturerbes einsetzt, im "Guardian". Ihre Organisation kritisiert unter anderem, dass historische Gebäude für die Bedürfnisse der Luxusgäste umgebaut und deren Stil mitunter völlig zerstört wird.
Das neueste Hotel der Kette "Six Senses" beispielsweise war zuletzt in einen antiken Palast aus dem 16. Jahrhundert eingezogen und hatte diesen für die Bedürfnisse seiner Gäste angepasst.
Ein weiteres Problem trifft sowohl die Gäste als auch die Betreiber:innen jener Unterkünfte, die sich eher im niedrigen bis mittleren Preissegment finden. Sie werden demnach immer mehr gegenüber großen Investoren verdrängt, im Zentrum können nur noch wenige Hotels unter dem 4-Sterne-Standard bestehen.
Einwohner:innen kritisieren außerdem, dass die städtische Infrastruktur bereits massiv unter dem Massentourismus leide. Seit Jahren klagt die Stadt über ein Müllproblem. Durch die Luxusgäste dürften sich auch Verkehrs- und Wasserprobleme verstärken.
Ein Barbetreiber äußert sich im "Guardian" zudem besorgt, dass Roms "Wiedergeburt", wie viele Befürworter:innen den Luxusboom gerne betiteln, der Stadt auf lange Sicht gesehen schade und die von vielen geliebte Atmosphäre für immer zerstöre. "Diese Entwicklung ist unvermeidlich, heute regiert eben das Geld", erklärt er resigniert.
Für viele Backpacking-Tourist:innen könnte das letztlich bedeuten, dass sie den Punkt Rom erstmal von ihrer Bucket List streichen müssen.