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Urlaub in Japan: Deutscher Tiktoker steht hart in der Kritik

Zur Rushhour werden die Züge in Japans großen Städten ordentlich voll.
Zur Rushhour werden die Züge in Japans großen Städten ordentlich voll.Bild: Youtube/Streichbruder
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Deutscher Tiktoker Streichbruder nervt in japanischen Zügen und wird gecancelt

Mit Boombox, Backflip und ordentlich Lautstärke tourt der Tiktoker "Streichbruder" durch Japan – und bringt damit nicht nur Pendler:innen zur Weißglut, sondern auch seine Community. Während einige seine Clips feiern, warnen andere.
29.04.2025, 17:3729.04.2025, 17:37
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Laut, rücksichtslos und immer auf der Suche nach Klicks: Der deutsche Tiktoker "Streichbruder" macht gerade Karriere als schlechtes Vorbild – ausgerechnet in Japan, einem Land, das für Zurückhaltung und Höflichkeit bekannt ist.

Die Kommentare unter seinen Tiktok-Videos sind sich erstaunlich einig: "Bruder, nicht in Japan" schreiben manche noch halb amüsiert – andere werden da schon dramatischer. "Danke. Wegen dir wird die Reise nach Japan nur noch ein Traum bleiben", klagt ein Nutzer.

Der Grund für den Frust: Der 17-jährige Simon Both aus Rosenheim – alias "Streichbruder" – tourt mit seiner Boombox und akrobatischen Backflips durch die Welt und macht dabei vor öffentlichen Orten keinen Halt. Besonders beliebt: Enge Räume, aus denen man nicht einfach entkommen kann, etwa U-Bahnen.

Die Krönung jedes Clips: ein Rückwärtssalto aus dem Stand. Für die einen harmloser Tiktok-Content, für andere: respektloser Krach auf kulturellem Glatteis.

Public Transport in Japan: Japaner mögen's lieber ruhig

Gerade in Japan kommt der Lärm gar nicht gut an. Wer sich mal mit japanischen Verhaltensregeln beschäftigt hat, weiß: Hier herrscht in der Öffentlichkeit Zurückhaltung. Essen, Nase putzen, laut reden – alles eher ungern gesehen, besonders in Zügen oder Bussen. Smartphones stellt man stumm, Gespräche laufen flüsternd.

Also eigentlich Rücksicht statt Remmidemmi. Dass sich ein deutscher Influencer mit Musikbox mitten reinsetzt und die Tiktok-Kamera laufen lässt, ist deshalb für viele Japaner:innen nicht einfach nur nervig, sondern ein echter Affront.

"Meiwakukei-Influencer": Wenn der Content zur Belästigung wird

In Japans Social-Media-Kanälen hat das Ganze längst eine eigene Kategorie bekommen. Ein Tiktoker namens "einfachjapanisch" erklärt laut dem Bayrischen Rundfunk, dass es mittlerweile einen Begriff für solche Menschen gibt: "Meiwakukei-Influencer", was übersetzt so viel wie "Influencer der Belästigungsart" heißt.

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Ein anderer Creator, "MisterKruger1", warnt: Das Verhalten könnte "die Beziehung zwischen Touristen und Japanern dauerhaft verschlechtern". Mittlerweile ist "Streichbruder" in Japan kein unbeschriebenes Blatt mehr – mehrere lokale Medien haben über seine Clips berichtet.

Inzwischen wendet sich auch die Community von "Streichbruder" gegen ihn. Aktuell läuft ein Aufruf, dem Tiktoker zu entfolgen.

Und sogar die deutsche Botschaft in Tokio schaltet sich indirekt ein. Auf X rief sie kürzlich dazu auf, sich als "verantwortungsbewusster Reisender" zu verhalten und Land sowie Leute zu respektieren – ohne dabei Namen zu nennen, aber die Botschaft war deutlich.

Der nervige Influencer in Japan – nichts Neues

Dass Influencer:innen mit der japanischen Kultur crashen, ist kein neues Phänomen. Logan Paul ist da das prominenteste Beispiel: 2018 machte er mit respektlosen Japan-Videos Schlagzeilen – und filmte dann auch noch eine Leiche im sogenannten "Selbstmord-Wald". 2023 sorgte der US-Streamer Johnny Somali für Ärger, als er in Osaka in eine Hotelbaustelle einbrach und prompt festgenommen wurde.

Die Sorge mancher Tiktok-Kommentare, dass Tourist:innen wegen Leuten wie "Streichbruder" bald nicht mehr ins Land dürfen, ist vermutlich übertrieben. Aber: Japans Geduld mit dem Massentourismus ist tatsächlich dünner geworden. 2024 verzeichnete das Land knapp 37 Millionen Besucher:innen – und will jetzt gegensteuern.

Schon ab Mitte 2025 sollen Eintrittspreise für beliebte Sehenswürdigkeiten steigen, um die Massen besser zu lenken. Was bleibt: Wer sich daneben benimmt, riskiert nicht nur Shitstorms – sondern auch, dass die Gastfreundschaft ein paar Kratzer bekommt.

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