Die Gründe für die Reis-Krise in Japan sind vielfältig. Unter anderem ist es die Hitze, die im Herbst zu schlechten Ernten geführt hat. Und die Tourist:innen, die nach der Corona-Pandemie so zahlreich gekommen sind und den Verbrauch in die Höhe getrieben haben.
Der Preis für Reis steigt in Japan enorm. Für die Bevölkerung stellt das eine echte Herausforderung im Alltag dar, denn Reis ist hier weit mehr als ein Grundnahrungsmittel: Er ist tief in der Kultur des Landes verankert und wird nicht nur für nahezu alle Gerichte, sondern auch bei Ahnenzeremonien als Opfergaben verwendet.
Der Anbau von Reis prägt das Bild des Landes, doch was die Landwirt:innen auf ihren Feldern ernten, kommt offenbar nicht mehr ausreichend bei den Endverbraucher:innen an. Das Landwirtschaftsministerium führt die Entwicklung darauf zurück, dass Händler den Reis als Spekulationsmaßnahme horten.
Die Regierung greift nun auf Notreserven und auf Importe aus anderen Ländern zurück.
In der zweiten Aprilwoche kosteten in Japan elf Pfund Reis laut dem dortigen Landwirtschaftsministerium durchschnittlich etwa 30 Dollar plus Steuern. "Es ist teuer", berichtet die 45-jährige Kaori Wataya, die den Reis für zwei Mahlzeiten am Tag braucht, gegenüber der "Washington Post".
Nicht nur die Bürger:innen, auch die Geschäfte spüren die Belastung durch die steigenden Reis-Preise. "Die Großhandelspreise auf dem Markt steigen von Tag zu Tag mehr", sagt Kazuo Kurihara, der einen kleinen Laden im Westen Tokios besitzt, gegenüber der Zeitung.
Früher habe er den Reis von Landwirt:innen gekauft. Doch bei denen, mit denen er einen Vertrag hatte, sei er ausverkauft, weshalb Kurihara auf den Großhandel ausweichen muss.
Wie Japans Landwirtschaftsminister Taku Eto im Februar auf einer Pressekonferenz sagte, gebe es in Japan genug Reis, um damit die Nachfrage zu decken. Das Verteilungssystem sei jedoch festgefahren, sodass dieser nur zu hohen Preisen angeboten werden könne.
Laut dem Professor für Agrarökonomie der Universität Tokio, Nobuhiro Suzuki, liegen Angebot und Nachfrage jedoch sehr nah beieinander, sodass sich schon kleine Schwankungen im Preis auswirken können. Er sieht das Problem auch in der Politik, die die Produktion durch die Landwirt:innen zu stark gekürzt habe.
Laut der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo erwägt die Regierung wohl, die Importe aus den USA zu erhöhen. Im März hat sie sich außerdem dazu entschieden, den Notvorrat anzuzapfen – eine Entscheidung mit Seltenheitswert, denn normalerweise kommt diese Maßnahme nur bei Naturkatastrophen zum Einsatz.
Bisher spüren die Verbraucher:innen jedoch nichts von dieser Maßnahme: Der Preis für Reis bleibt hoch.
Und so muss sich die Bevölkerung – und wohl auch Tourist:innen – erst einmal an den neuen Umgang mit dem wertvollen Gut gewöhnen: In vielen Geschäften wird der Reis pro Kund:in rationiert. In Restaurants ist Reis ebenfalls teurer und umsonst nachgereicht wird auch in der Regel nicht mehr.