Videospielhallen in Deutschland sind tot, damit auch ein wertvolles Stück Popkulturgeschichte. In Großstädten gibt es zwar noch Rudimente, doch die riechen schon vom Weiten nach Monster-Energy-Rülps. Videospielkultur ist Mangelware, findet sich höchstens noch in privaten Wohnzimmern oder auf Messegeländen.
Gemeinschaftliches Spielen ist damit auch eher ein Ereignis auf Distanz, Zocker:innen führen hauptsächlich Fernbeziehungen. Es braucht einen festen Treffpunkt, einer, der nicht nur Anspielstationen bietet, sondern auch übers Medium aufklärt, seine Geschichte aufdröselt. Gut, dass es das Computerspielemuseum in Berlin gibt.
Nicht ganz so versteckt in der Karl-Marx-Allee kannst du alles über die Kultur erfahren, was es zu wissen gibt. Ein Pixel-Crashkurs.
Zocken und lernen in einer Umgebung, die optisch zwar der Kantine eines Sci-Fi-Trashfilms ähnelt, dafür aber hinsichtlich Exponate viel Liebe zum Medium bietet. Wer vorbei am Empfang über den depri-grauen Linoleumboden quietscht, bekommt eine Nostalgiespritze direkt ins Herz.
Die gesamte Videospielgeschichte findet sich in hübschen Würfelvitrinen, von brachialen Videospielautomaten bis zu den aktuellen Heimkonsolen. Playstation, Mega Drive, Gameboy, Commodore, Xbox, Atari 7800+, eine Mikrochip-Fressmeile für Videospielnerds.
Es ist ein Zeitstrahl, der anhand der Ausstellungsstücke, wie sich Games vom kaum definierbaren Pixel-Brei zu fast-fotorealistischen Digitalwelten mauserte. Videos mit Interviews von Entwickler:innen aus dem Indie- und AAA-Sektor dazu welche mit Szenen aus wegbereitenden Games (zum Beispiel "Die Siedler") bilden den Beiwagen der Konsolenwand, um die Videospielgeschichte gebündelt ins Hirn zu treiben.
Nebenher gibt es noch einen interaktiven Teil. Die beiden großen Arcade-Hallen sind im 1980er-Jahre-Stil eingerichtet und bieten funktionsfähige Automaten, auf denen Besucher:innen "Donkey Kong", "Crazy Taxi" und "Pac Man" ausprobieren können.
Es gibt sogar einen kleinen moraltheoretischen Gehversuch: die "Pain Station". Zwei Spieler:innen treten gegeneinander an und wer verliert, bekommt Elektroschocks und Peitschenhiebe verpasst.
Eigentlich soll sich die Frage stellen, was wir für Siege in Kauf nehmen, tatsächlich befriedigt die Station aber nur sadistische Triebe – oder bringt sie hervor. Zumindest Philosophiestudent:innen kann der eventuelle Erkenntnisgewinn über die blauen Flecken hinwegtrösten.
Im Anschluss an die Prügelorgie können Besucher:innen noch die Sonderausstellungen besuchen. Bei der aktuellen dreht sich alles um den regen Austausch zwischen Film und Spiel, sprich Videospielverfilmungen und Blockbuster, die es von der Leinwand auf den Heimcomputer schafften.
Eine Ehelichung, die schon viele hässliche Kinder hervorbrachte. Kenner:innen werden sich noch an die furchtbare "Resident Evil"-Filmreihe erinnern. Andersrum gibt es hingegen das Spiel zu "E.T. – Der Außerirdische", welches bis heute als digitales Brechmittel Kultstatus genießt.
Neben den mehrstündigen Leinwand-Katastrophen und Videospiel-Totalausfällen gibt es aber auch gelungenere Umsetzungen, etwa das kürzlich erschienene und vielgefeierte Spiel "Indiana Jones und der große Kreis", welches auch aufgezeigt hat, dass es keinen CGI-gebotoxten Harrison Ford für ein gutes Indy-Abenteuer braucht.
Erwachsene zahlen elf Euro und ermäßigt sechs. Zudem gibt es Familientickets. Die kleine Variante (drei Personen, maximal ein Erwachsener) gibt es für 18 Euro und die große (sechs Personen, zwei Erwachsene) für 29. Freien Eintritt bekommen Kinder bis fünf Jahre, Begleitpersonen von Schwerbehinderten und Lehrer:innen in Begleitung einer Schulklasse.