"Bielefeld? Haha, das gibt's doch gar nicht!" So oft habe ich diesen Satz schon gehört. Alle, die aus Bielefeld kommen oder dort längere Zeit verbracht haben, dürften die leidige Konfrontation mit der angeblichen Nichtexistenz der Stadt kennen.
Es ist der "Witz" um die sogenannte "Bielefeld-Verschwörung". Ich schwöre: Witzig finden das nur Leute, die noch nie einen Fuß in die OWL-Metropole gesetzt haben.
Aber den Leuten aus Ostwestfalen-Lippe sagt man halt auch nach, keinen Humor zu haben. Naja, wie soll man es ihnen in diesem Fall aber auch verübeln. Bielefeld ist wohl die am meisten gedisste Stadt Deutschlands. Die mitleidigen Blicke, das süffisante Grinsen: Das tut den Bielefelder:innen weh.
Dabei wird die Stadt völlig zu Unrecht von oben herab behandelt. Es braucht vielleicht nur etwas Überzeugungsarbeit. Daher gibt es hier meine (mehr oder minder) geheimen Tipps für einen perfekten Bielefeld-Tag.
Aber zuerst muss mal der Mythos um die angebliche Nichtexistenz der Stadt geklärt werden – wie sollte man Bielefeld sonst besuchen können?
In die Welt hinaus trägt ihn der damalige Informatikstudent Achim Held, der Verschwörungserzählungen ins Lächerliche ziehen wollte. Auf einer Studi-Party 1993 fällt der berühmte Satz: "Bielefeld? Das gibt’s doch gar nicht!" Als ein paar Wochen später auf der A2 alle Ausfahrten nach Bielefeld gesperrt sind, entspinnt Held die Legende.
Er stellt sie 1994 ins Internet und schon bald ist es ein Selbstläufer. Die "Bielefeld-Verschwörung" findet Einzug in Filme und in die Köpfe der Menschen – besonders von denjenigen mit "einfallsreichem" Gag-Repertoire.
Aber die haben nicht mit dem kreativen Marketing-Team Bielefelds gerechnet. Zum 25-jährigen Verschwörungs-Jubiläum fordert die Stadt alle Menschen auf, ihnen einen ultimativen Beweis für die Nichtexistenz der Stadt zu schicken – und kann eigenen Angaben zufolge die mehr als 2000 Einreichungen alle entkräften.
Bielefeld gibt's also doch, so nämlich!
Bevor es also mit dem Programm richtig losgeht, einmal auf direktem Weg in die Altstadt zum Grabstein, der das offizielle Ende der "Bielefeld-Verschwörung" manifestiert. Ich erwarte Ehrfurcht!
Puh, das war viel Input. Da braucht es jetzt natürlich erst einmal eine Stärkung. Zum Glück ist Bielefeld eine echte Frühstücks-Stadt und so hat man eine große Auswahl an Spots. Man kann natürlich direkt in der Altstadt bleiben, empfehlen würde ich aber den Emil-Gross-Platz. Hier reiht sich ein Café an das nächste – allesamt verwandeln sich abends in Bars (merken!).
Der Platz befindet sich am nördlichen Rand der Innenstadt, ganz in der Nähe vom Hauptbahnhof. Hier ist immer etwas los, besonders im Sommer, wenn sich das bunte Treiben auf die Straßenecke zwischen den Kneipen verlagert.
In Bielefeld nennt man den Platz passenderweise auch das "Bermuda-Dreieck". Aber keine Sorge: Hier verschwindet man nicht. Nach ein paar Stunden spuckt es einen in der Regel wieder aus.
Mit einem guten Frühstück im Bauch kann man dann auch den etwas steilen Anstieg auf die Sparrenburg wagen. Ein Geheimtipp ist das jetzt nicht unbedingt, doch ein Besuch des mittelalterlichen Wahrzeichens gehört zu einem Bielefeld-Tag einfach dazu.
Der Weg geht ganz schön in die Beine. In letzter Zeit wenig Sport gemacht? Keine Sorge, an der Burg gibt es einen Kiosk mit einer Auswahl an Getränken. Oben angekommen lässt einen der Panorama-Blick über Bielefeld außerdem wieder ausatmen.
Ein besonderer Vorzug von Bielefeld ist die direkte Lage am Teutoburger Wald. Zu Fuß braucht man von der Altstadt aus nur etwa zehn Minuten. Wer also gerne und viel Erholung in der Natur sucht, ist im grünen Bielefeld genau richtig!
An der Sparrenburg startet eine Promenade, die sich wunderbar entlang laufen lässt. Man kann aber auch in Richtung des östlichen Teutoburger Walds aufbrechen. Wer den ultimativen Ruhepol sucht, sollte einen Abstecher in den Botanischen Garten machen. Hier gibt es Farntreppen, Teiche mit Seerosen, verschlungene Wege – und Holzliegen zum Entspannen. Der Eintritt ist frei.
Danach geht es zurück in die Stadt. Hier kann man in den vielen Bars den Abend ausklingen lassen, ihr erinnert euch an das "Bermuda-Dreieck". Mein persönlicher Tipp ist es aber, noch ein Stück weiter in die Große-Kurfürsten-Straße zu gehen. Dort verbergen sich, ganz unscheinbar an einer viel befahrenen Straße, das "Cutie" und das "Nummer zu Platz".
Im "Cutie" legen regelmäßig DJs auf und der kleine Raum verwandelt sich in einen kleinen Club, in dem es sich mehr wie auf einer Hausparty anfühlt. Es gibt aber auch entspannte Bar-Abende und den Bingo-Abend, der unter Bielefelder Studierenden schon Kult-Status erreicht hat. Direkt nebenan befindet sich das "Nummer zu Platz", in dem man ein breites Programm aus Musik, Konzerten, Lesungen, Pingpong, Flohmärkten und vielem mehr findet.
Im Sommer gibt es auch noch eine Alternative an der frischen Luft: Im bei Studierenden beliebten Bielefelder Westen versammeln sich an warmen Abenden viele junge Menschen auf dem Siegfriedplatz. Mit Getränken und Snacks eingedeckt genießt man den Abend auf einer Decke mit Freund:innen. Wenn dann noch die ersten ihre Gitarre auspacken, legt sich eine ganz besondere Stimmung über den "Siggi".
Wer jetzt noch nicht überzeugt ist, bitte einmal zurück zum Anfang des Artikels scrollen.