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Krank im Urlaub: Was gilt für Urlaubstage im Job – und wie man vorbeugen kann

Kaum im Urlaub angekommen, werden manche Menschen gleich krank.
Kaum im Urlaub angekommen, werden manche Menschen gleich krank. Bild: iStockphoto / Photodjo
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Jeder fünfte wird im Urlaub krank – was dagegen hilft

08.08.2023, 07:58
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Monatelang arbeiten wir darauf hin und freuen uns auf diese besonderen Tage im Jahr: An den Urlaub werden besonders hohe Erwartungen gestellt. Er soll am besten die schönste Zeit des Jahres werden, voller Sonne, Cocktails, Spaß und Erholung. Oft haben wir viel Geld und Zeit in die Planung gesteckt. Doch gerade dann, wenn die Erholung beginnt, werden viele Menschen auf einmal krank.

Krank im Urlaub: Was passiert mit meinen Urlaubstagen?

Die einzige gute Nachricht: Dein Urlaub verfällt nicht, wenn du krank wirst. Wenn du im Urlaub krank wird, bekommst du diese Tage gegen Nachweis eines ärztliches Attests wieder. Die Begründung: Der Urlaub dient deiner Gesundheit und dem Erhalt deiner Arbeitsfähigkeit. Liegst du krank im Bett, geht das aber schlecht.

Das Attest muss aber bereits am ersten Tag der Arbeitsunfähigkeit ausgestellt werden, auch wenn dein Arbeitgeber sonst andere Regeln hat. Wenn nicht du, sondern dein Kind krank wird oder du den Urlaub hast, um Überstunden abzubauen, gilt diese Regelung ebenfalls nicht.

Viele Menschen sind es gewohnt, immer im Urlaub krank zu werden.
Viele Menschen sind es gewohnt, immer im Urlaub krank zu werden.Bild: iStockphoto / Mukhina1

Wirst du schon vor dem Urlaub krank, werden dir gegen ein Attest vom Arzt die gesamten Urlaubstage gutgeschrieben. Das Problem ist natürlich weiterhin, was mit gebuchten Flügen und Hotels passiert. Eine Reiserücktrittsversicherung gilt oft nur für sehr schwere Krankheitsfälle.

Mit Fieber, Migräne oder Erkältung macht der Urlaub jedoch nicht so richtig Spaß. Und auch die Mitreisenden sind irgendwann genervt, wenn der oder die Reisepartner:in jedes Mal krank wird, sobald man im Urlaub ist. Doch warum ist das so? "Es kommt häufiger vor, dass Menschen im Urlaub oder am Wochenende krank werden. Betroffen sind vor allem beruflich stark belastete Menschen", sagt Dr. Dieter Bonitz, Diplom-Psychologe im AOK-Bundesverband.

Der Urlaub wird zum Krankenlager

Leisure Sickness wird dieses Phänomen genannt, zu deutsch "Freizeitkrankheit". Die Symptome im Urlaub können extrem unterschiedlich sein, das Krankheitsspektrum reicht von grippalen Infekten mit Halsschmerzen und Fieber über starke Müdigkeit bis hin zu Kopfschmerzen und Übelkeit. Es kann, gerade im Urlaub, sogar zu schweren Erkrankungen wie beispielsweise einem Herzinfarkt kommen.

Krank im Urlaub? Diese Erfahrung mussten bereits 22 Prozent der deutschen Beschäftigten machen, wie 2017 eine Untersuchung der Internationalen Hochschule Bad Honnef Bonn (IUBH) ergab.

"Viele merken erst in den Erholungsphasen, wie sehr sie sich körperlich und geistig angestrengt haben", sagt Psychologe Bonitz. "Sie sind oft ehrgeizig und pflichtbewusst, bekommen die Arbeit nicht aus dem Kopf und sind ständig erreichbar."

Die Betroffenen der Studie sind dabei bei weitem alle Top-Manager mit einer 60-Stunden-Woche. Es gibt außerdem weitere Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit einer Freizeitkrankheit begünstigen. So geben die betroffenen Befragten der Online-Umfrage an, schlecht zu schlafen und sind nach einer Aussage eher bereit, unbezahlte Überstunden zu machen.

Doch warum werden wir nicht während des stressigen Arbeitsalltags krank, sondern erst im Urlaub?

Auch das Nachlassen von Stress kann krank machen

Der Auslöser für den Krankheitsschub im Urlaub ist also Stress – auch wenn wir diesen in unserer Freizeit ja gar nicht mehr haben (sollten). Doch ein stressiger Arbeitsalltag wirkt länger nach, als wir denken (sogenannter Poststress). Gerade vor dem Urlaub wollen oder müssen viele Arbeitnehmer:innen Überstunden machen, um unerledigte Aufgaben fertigzustellen. Doch Stress ist bekanntlich nicht nur schlecht für die Psyche, sondern auch für den Körper.

Im Sommer eine Erkältung zu haben, ist oft besonders unangenehm.
Im Sommer eine Erkältung zu haben, ist oft besonders unangenehm.Bild: iStockphoto / Photodjo

Die psycho-biologische Erklärung dafür, im Urlaub ständig krank zu werden, ist folgende: Menschen mit Stress haben einen erhöhten Adrenalinspiegel, einen schnelleren Herzschlag, sowie mehr Stresshormone wie Kortisol. Dadurch läuft das Immunsystem auf Hochtouren.

Wenn der Stress im Urlaub nachlässt, sinkt der Adrenalinspiegel und schwächt dadurch das Immunsystem, da er weniger Abwehrzellen produziert. Die Energiespeicher des Körpers sind leer. Und damit sind wir ein leichtes Ziel für Krankheitserreger wie Viren und Bakterien.

Mehr Pausen zur Prävention

Besser, als im Hochleistungsmodus ohne Pause bis zum Urlaub durchzuackern, ist es laut Experten, sich auch im Alltag regelmäßige Ruhepausen zu gönnen. So kann man auch der Freizeitkrankheit vorbeugen, die den lang ersehnten Urlaub verdirbt.

Wie man Pausen so gestaltet, dass man sich optimal erholt, ist höchst individuell. Dazu können Hobbys zählen, Sport, aber auch Treffen mit Freunden. Oft ist es ratsam, sich mit etwas zu beschäftigen, das im Gegensatz zum eigenen Arbeitsfeld steht. Wer also den ganzen Tag vor dem Computer sitzt, sollte abends vielleicht eher Sport wählen oder ein handwerkliches Hobby. Ein Handwerker dagegen will in seiner Freizeit wahrscheinlich eher nicht noch ein DIY-Projekt basteln.

Sport ist jedenfalls immer eine gute Option, um Stress abzubauen. Schon dreimal pro Woche 30 Minuten flott spazieren zu gehen, kann laut AOK helfen. Auch Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation, Tai-Chi oder Qigong sind gute Methoden, um zur Ruhe zu kommen. Die Zeit nach der Arbeit nur vor dem Fernseher oder am Smartphone zu verbringen, verschaffe dagegen keine echte Erholung.

Im Urlaub selbst kommt es ebenfalls auf das richtige Verhalten an, um sich optimal zu erholen. So sollte man laut Experten versuchen, wirklich zu entspannen – gerade die ersten Tage. Heißt konkret: Langeweile statt Freizeitstress. Ausschlafen statt Sightseeing.

Krank im Ausland – wie schütze ich mich?
Wer im Urlaub oft krank wird, sollte eine gute Auslandsreisekrankenversicherung haben. Damit kannst du auch außerhalb Deutschlands gratis zum Arzt gehen oder bekommst in schweren Fällen einen Rücktransport bezahlt.

Denn wer seine freie Zeit sofort mit zu vielen Aktivitäten, dazu gehören auch sportliche Herausforderungen, vollpackt, kommt nicht runter und kann sich nicht gut erholen. Laut AOK werde das Stresshormon Cortisol somit nicht oder nur langsam abgebaut, sodass sich ein Erholungseffekt nicht einstellen kann.

Optimale Erholung: Auf die Art des Urlaubs kommt es an

Viele Menschen fühlen sich nach ihrem Urlaub nicht erholt. Das kann an vielen Faktoren liegen – umstritten ist unter Experten, ob es auf die Länge des Urlaubs ankommt, wie erholt man ist.

Einfach mal nichts tun, kann am erholsamsten sein.
Einfach mal nichts tun, kann am erholsamsten sein. Bild: iStockphoto / Mukhina1

Eine finnische Studie von 2012 kommt zum Schluss, dass acht bis zehn Tage die optimale Feriendauer seien, um wirkliche Tiefenentspannung zu erreichen. Nach dieser Zeit steige die Erholung nicht unbedingt weiter an. Die Begründung: Der Mensch müsse sich erst auf den neuen Ort und Lebensrhythmus einstellen, bis die Entspannung einsetzt.

Sind Kurzurlaube dann also für die Katz? Nicht ganz. Auch hier kann sich ein positiver Effekt auf das Stressempfinden zeigen, wie mehrere Studien zeigen.

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Carmen Binnewies ist Professorin für Arbeitspsychologie an der Universität Münster und erforscht, wie Stress ab- und Erholung aufgebaut wird. Sie sagt in einem Interview mit der "SZ".

"Auch ein Kurzurlaub bringt Erholung. Wir sehen in der Forschung keinen Zusammenhang zwischen der Dauer des Urlaubs und dem Erholungseffekt."

Auch darauf, wie lange die Erholung anhält, habe laut ihren Aussage die Urlaubsdauer keine direkte Auswirkung. Entscheidend sei dagegen die Art des Urlaubs. Wie bereits beschrieben, soll man es ruhig angehen lassen. Das Smartphone sollte aus bleiben und auch Arbeitsmail sollte ein Tabu sein. Im Urlaub zu arbeiten, ist übrigens gesetzlich verboten.

Kurzum: Um mehr vom Urlaub zu haben, sollte man also auch während des Jahres versuchen, sich gut möglich vor Stress zu schützen.

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