Nicht nur Hitze, Trockenheit und Extremwetter häufen sich durch den Klimawandel – sondern auch die Gefahren für die Gesundheit der Menschen in Deutschland. Das Robert Koch-Institut sprach in diesem Zusammenhang kürzlich sogar von der "größten Herausforderung für die Menschheit".
Der Klimawandel fordert nicht nur mehr Hitzetote oder bringt erhöhte Allergiebelastungen mit sich, auch die Gefahr neuer Infektionskrankheiten steigt. Unter anderem durch die Übertragung von hierzulande bisher nicht heimischen Tier- oder Insektenarten, die sich durch die Erderwärmung in immer nördlicheren Gebieten ansiedeln.
Beispielsweise die Asiatische Tigermücke, die Erreger von Dengue- oder Gelbfieber und das Zika-Virus an Menschen weitergeben kann. Oder auch die Zecke, die Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen kann. "Wir können nicht mehr wirklich ein Bundesland herausnehmen, in denen es keine FSME-Fälle gibt, daher sprechen wir mittlerweile von einem Endemiegebiet Deutschland", sagte Ute Mackenstedt, Leiterin des Fachgebiets für Parasitologie an der Universität Hohenheim im Ärzteblatt.
Gerade jetzt im Früh- und Hochsommer, bei warmen Temperaturen aber auch bis in den Herbst hinein ist die Hochzeit für Zeckenstiche, denn die Tiere werden erst bei anhaltenden Temperaturen über sieben Grad aktiv. Einem Stich vorbeugen kann man in der Natur durch lange Kleidung und Socken, doch den einzig sicheren Schutz vor einer Infektion mit FSME bietet nur eine Impfung.
Watson erklärt, was man über das FSME-Virus wissen muss und ob du dir überlegen solltest, dich dagegen impfen zu lassen.
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis ist eine durch das FSME-Virus ausgelöste Infektion, die zu einer Entzündung der Hirnhaut, des Gehirns und/oder des Rückenmarks führen und im schlimmsten Fall sogar tödlich enden kann. Gegen den Erreger FSME gibt es kein Mittel, das heißt, Ärzt:innen können nur die Symptome wie Fieber oder Schmerzen mit Medikamenten lindern, jedoch nicht die Krankheit selbst bekämpfen.
FSME beginnt laut Robert-Koch-Institut (RKI) nach einem Zeckenstich meist mit unspezifischen, grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und allgemeines Krankheitsgefühl. Das Tückische: Die Inkubationszeit beträgt durchschnittlich sieben bis 14 Tage, in Einzelfällen sogar bis zu 28 Tage. Zu diesem Zeitpunkt ist der Zeckenstich oft bereits vergessen und die Beschwerden werden als Erkältung fehlgedeutet.
Bei einem Teil der Erkrankten kommt es nach etwa einer Woche ohne Symptome zu einer Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns (Meningoenzephalitis), möglich ist auch eine Rückenmarksentzündung.
Die Krankheit äußert sich durch erneutes Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Ausfälle des Nervensystems. Schwere Verläufe, die bei Erwachsenen häufiger auftreten, bei Kindern nur in circa vier bis sechs Prozent, können laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung mit Lähmungen an Armen und Beinen, Schluck- und Sprechstörungen, Atemlähmungen, starker Schläfrigkeit und langandauernden Kopfschmerzen einhergehen.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung für Kinder ab einem Jahr und für Erwachsene, die in FSME-Risikogebieten (www.rki.de/fsme-karte) leben und sich in der Natur oder im Freien aufhalten. Auch für Personen, die durch FSME beruflich gefährdet sind, wie zum Beispiel in der Forstwirtschaft oder Landwirtschaft Arbeitende, gilt die Empfehlung. Auch sollten Reisende in FSME-Risikogebieten außerhalb Deutschlands eine Impfung erwägen.
FSME-Risikogebiete in Europa sind laut RKI hauptsächlich in Österreich, Polen, Tschechien und der Slowakei. In Nordeuropa besteht ein Risiko für eine FSME-Infektion vor allem in baltischen Ländern, in Süd- und Mittelschweden, an der Südküste Norwegens und Finnlands und in Teilen Dänemarks. Auch in Ungarn, Kroatien, Slowenien und Albanien übertragen Zecken das Virus.
Laut RKI sind drei Impfungen notwendig, um den vollen Impfschutz zu erreichen.
Nach der ersten Impfung findet entsprechend dem Standard-Impfschema die zweite Impfung zwei bis zwölf Wochen später statt. Der Booster, also die dritte Impfung ist, ist fünf bis 12 Monate nach der zweiten Impfung fällig. Der Impfschutz hält mindestens für drei Jahre. Nach vollständiger Immunisierung kann bei 99 Prozent der Geimpften mit einem vollständigen Schutz vor FSME gerechnet werden. Bereits nach zwei Impfungen besteht bei 98 Prozent ein Schutz, der allerdings nur etwa ein Jahr anhält.
Derzeit werden von den Herstellern verschiedene Impfschemata angeboten, unter anderem auch sogenannte Schnellschemata, die beispielsweise bei einer anstehenden Reise in ein Risikogebiet kurzfristig angewendet werden können.
Auch eine sofort nach dem Zeckenstich gegebene Impfung kann eine FSME-Infektion mit größter Wahrscheinlichkeit nicht verhindern. Zum einen, weil ein sicherer Schutz erst nach zwei Impfungen erreicht wird und zum anderen, da die schützenden Antikörper erst sieben bis 14 Tage nach der Impfung gebildet werden.
Bei einer bereits bestehenden Teilimpfung wird der Immunschutz möglicherweise schneller erreicht, bewiesen ist das allerdings nicht.
Da es sich bei den FSME-Impfstoffen um inaktive FSME-Viren handelt, spricht, sofern keine anderen Gründe bestehen, nichts gegen eine Impfung vor oder während einer Schwangerschaft. Das Gleiche gilt für eine Impfung in der Stillzeit.
Schwerwiegende oder lebensbedrohliche Nebenwirkungen gibt es nicht. Innerhalb der ersten ein bis vier Tage, vor allem nach der ersten Teilimpfung, können Symptome wie erhöhte Temperatur, Kopfschmerzen, Mattigkeit, Unwohlsein oder Magen-Darm-Beschwerden auftreten. Auch vorübergehende Muskel- oder Gelenkschmerzen, vor allem im Nackenbereich wurden häufig gemeldet. Kinder unter drei Jahren sind nach einer Impfung häufiger von Fieber betroffen als ältere Kinder.