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Hai-Alarm im Mittelmeer: So wahrscheinlich ist ein Angriff wirklich

Wer einen Hai sieht, wird es wohl sein Leben lang nicht vergessen.
Wer einen Hai sieht, wird es wohl sein Leben lang nicht vergessen.bild: pexels / roman odintsov
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Hai-Alarm im Urlaub: So wahrscheinlich ist ein Angriff

16.06.2023, 17:01
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Haie üben seit jeher eine große Faszination auf Menschen aus – bei den einen in Form von Begeisterung, bei den anderen als Urangst. Die Vorstellung, plötzlich von einem riesigen Tier mit scharfen Zähnen aus der Tiefe angegriffen zu werden, ist auch wirklich furchterregend. Denn im Wasser sind wir praktisch wehrlos, können nicht weglaufen oder uns verteidigen.

Haiattacken kommen immer wieder vor. Gerade im touristisch sehr beliebten Ägypten, an der Ostküste der USA, in Südafrika und Australien. Erst kürzlich sorgte eine tödliche Attacke auf einen 23-Jährigen nahe dem ägyptischen Badeort Hurghada international für Schlagzeilen.

Spanien: Blauhai löst Panik bei Badegästen aus

Auch im Mittelmeer kommt es immer wieder zu Hai-Sichtungen. Jüngst erschreckte ein Blauhai Badegäste an einem Strand in der spanischen Provinz Alicante. Denn das fast zwei Meter lange Tier kam Schwimmer:innen extrem nahe, versperrte einigen von ihnen sogar den Weg zum rettenden Ufer. Ein Video zeigt, wie sich der Hai drei Badegästen nähert, die versuchen, schnell Abstand zu gewinnen. Verletzt wurde niemand, eine Frau bekam allerdings eine Panikattacke und musste gerettet werden. Zwar können Blauhaie gefährlich werden, einen Menschen attackieren sie aber nur sehr selten.

Ob es zur Attacke kommt oder nicht: Jedes Mal werden die gruseligen Vorfälle in den Medien aufgegriffen – kein Wunder, dass wir Angst vor Haien haben. Durch das Aufblasen von Einzelfällen entsteht eine selektive Wahrnehmung und wir Menschen bekommen das Gefühl, dass Haie eine reale Gefahr für uns darstellen.

Fun-Fact zum Hai
Eine Besonderheit von Haien ist, dass sie ständig in Bewegung bleiben müssen. Durch ihre Kiemen muss ständig Wasser fließen, damit sie nicht ersticken oder auf den Meeresboden absinken. Denn sie haben keine Schwimmblase, die mit Luft gefüllt ist.

Wie wahrscheinlich ist eine Haiattacke?

Haiattacken sind extrem selten. Die Wahrscheinlichkeit, von einem Hai gefressen zu werden, ist geringer, als von einer Kokosnuss oder einem umfallenden Snack-Automaten getötet zu werden.

Erstens sind Haie eigentlich scheue, intelligente und vorsichtige Tiere, zweitens gehören Menschen nicht in ihr Beuteschema. Die häufigsten Hai-Attacken erleben Surfer, die auf ihrem Brett paddeln und dabei wie Robben aussehen.

Meist beißen die Haie nur ein "Stück" vom Menschen ab und merken dann ihren Irrtum. Denn wir schmecken ihnen eigentlich gar nicht. Oft wäre eine Haiattacke per se nicht tödlich, einige haben es auch schon erlebt und überlebt. Die Probleme bei einer Haiattacke, selbst wenn es nur ein "Probebiss" ist, sind der Schock und der hohe Blutverlust. Diese führen oft zum Tod des Opfers, selbst wenn die Verletzung an sich nicht lebensgefährlich ist.

Manche Menschen tauchen oder schnorcheln extra an Hai-Spots, um die Tiere ganz nah zu sehen.
Manche Menschen tauchen oder schnorcheln extra an Hai-Spots, um die Tiere ganz nah zu sehen. bild: pexels/ daniel torobekov

Der kürzliche Tod eines jungen Russen in Hurghada kam laut Experten wahrscheinlich dadurch zustande, dass Tierabfälle illegal ins Wasser geworfen wurden. Eine Ursache, die eigentlich leicht zu vermeiden gewesen wäre. Der Tigerhai wurde wohl durch den Blutgeruch der Tierabfälle zur Küste gelockt und verwirrt, sodass er einen Menschen angriff und – was äußerst selten ist – sogar fraß. Der Hai wurde anschließend getötet und untersucht.

Ist die Zahl der Haiangriffe gestiegen?

Nein. Zahlen der Statistik-Plattform Statista zeigen sogar, dass die Zahlen zurückgehen. Im Jahr 2022 gab es 57 Haiangriffe, in den Jahren bis 2010 waren es immer mehr, 2015 sogar fast doppelt so viele. Die meisten Haiunfälle fanden außerdem in den USA und Australien statt.

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Der inzwischen verstorbene Hai-Experte Erich Ritter erklärte gegenüber dem Nachrichtenportal t-online: "Es gibt knapp 500 Hai-Arten, viele davon sind vom Aussterben bedroht. Tiere aus 30 Arten haben jemals einen Menschen gebissen. An 99 Prozent aller Unfälle sind nur 12 Arten beteiligt." Pro Jahr gebe es etwa 80 bis 100 Unfälle, davon endeten nur fünf bis zehn tödlich. Als "gefährlich" gelten etwa der Weißspitzen-Hochseehai, ebenso der Weiße Hai, der Bullenhai und der Tigerhai.

Sollten Haie aussterben, bedroht dies das gesamte maritime Ökosystem: Denn Haie sorgen durch das Fressen schwacher und kranker Tiere für ein wichtiges ökologisches Gleichgewicht im Meer. Wir brauchen die Haie nicht nur zum Erhalt des gesamten Lebens in den Weltmeeren, auch die Korallenbestände und der Fischereisektor hängen von ihm ab.

Haie sind äußerst wichtig für das Ökosystem des Meeres.
Haie sind äußerst wichtig für das Ökosystem des Meeres.bild: pexels / kelly

Wie sollte ich mich verhalten, wenn ich einen Hai sehe?

Wenn man beim Schnorcheln oder Schwimmen einen Hai sieht, sollte man versuchen, ruhig zu bleiben. Sehr wahrscheinlich will er nicht angreifen, sondern ist nur neugierig. Wer hektisch wird, hat allerdings vermutlich schlechtere Karten: Paddeln oder panisches Wegschwimmen erinnert den Hai zu sehr an das Verhalten eines Beutetiers.

Haiforscher Erich Ritter riet gegenüber t-online: "Bringen Sie Ihren Körper in die Vertikale und paddeln Sie nur mit den Füßen. Damit reduzieren Sie ihre Geräusche drastisch." Wenn man nicht flach schwimmt, senkt man außerdem das Risiko, mit einer Robbe verwechselt zu werden.

Statt also panisch wegzuschwimmen, solltest du den Körper zum Hai drehen und ihn mit den Augen verfolgen – auch wenn er dich umkreist. Sollte das Tier auf dich zukommen, versuche, mit den Händen die empfindliche Schnauze oder die Kiemen zu berühren. Dabei ist es wichtig, nicht den Oberkörper nach vorne zu beugen, denn das könnte der Hai als Angriff einstufen.

Kommt der Hai erneut auf dich zu, kannst du versuchen, seitlich auf die Kiemen oder die Schnauze zu schlagen. Das ist eine deutliche Warnung für den Hai, da er bei einer Verletzung dort nicht mehr atmen könnte und sterben würde. Normalerweise reicht das aus, damit der Hai das Weite sucht.

Welche Hai-Schutzmaßnahmen gibt es?

Clevere Bojen

In einigen Haigebieten wie Florida kommen seit einigen Jahren intelligente Bojen als Hai-Warnsystem zum Einsatz. Dieser Unterwasser-Scanner aus Australien funktioniert über ein Sonarsystem wie eine Gesichtserkennung für Meereslebewesen. Die Erfolgsquote lag bei ersten Tests bei 90 Prozent.

Für die "Clever Buoy", also die schlaue Boje, wird am Meeresboden ein Echolot verankert, das mit der Boje an der Wasseroberfläche verbunden ist. Damit lassen sich nicht nur nahende Haie erkennen, sondern auch eine Aussage über die Wassertemperatur, die Wellenhöhe, die Wetterbedingungen und die Dichte des maritimen Lebens treffen.

App für Hai-Sichtungen

Ja, es gibt für alles eine App, sogar für Haie. In Amerika gibt es seit letztem Jahr die Warn-App "Sharktivity". Denn gerade an der Ostküste der USA hat die Zahl der Haiangriffe in den letzten Jahren zugenommen. Die App der Atlantic White Shark Conservancy teilt dort Informationen über Hai-Sichtungen und Warnungen.

Haischutz-Netze

Sehr verbreitet als Schutzmaßnahme gegen Haie sind auch Netze vor der Küste. Ein Nachteil ist allerdings, dass sich Haie und andere Meerestiere wie Delfine, Rochen oder Schildkröten sich darin verfangen und sterben können. Um das zu verhindern, haben die Wissenschaftler der südafrikanischen Organisation "Sharks Board" einen Hightech-Elektro-Zaun entwickelt. Dieser besteht aus vertikalen Kabeln bis zum Meeresboden, die niederfrequente Signale abgeben. Da die Nasen der Haie sehr empfindlich sind, merken sie die Elektrizität sofort und weichen zurück. Menschen spüren nur ein leichtes Kribbeln, wenn sie den Zaun berühren.

Hawaii: Touristen verärgern Anwohner wegen Foto-Spot – trotz Verbot

Auf der hawaiianischen Insel Oahu gibt es einen Ort, der zugleich magisch und umstritten ist. Tief in den grünen Bergen verborgen, schlängelt sich eine alte, verlassene Treppe empor. Sie wurde einst von der US-Marine genutzt und zieht heute Abenteuer:innen und Influencer:innen gleichermaßen an. Und das, obwohl die "Haiku-Stufen", besser bekannt als "Stairway to Heaven", bereits seit 1987 geschlossen sind.

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