Corona-Mutationen bestimmen mittlerweile die Pandemie, auch in Deutschland. Hat das Auswirkungen auf die Impfwirksamkeit? (Symbolbild)Bild: iStockphoto / yalax
watson antwortet
18.05.2021, 19:2520.05.2021, 12:53
Entwickelt wurden die bisher verfügbaren Impfstoffe gegen die frühe
Form des von China um die Welt gezogenen Coronavirus. Doch nun
bestimmen mehr und mehr Varianten des Erregers die Pandemie, auch in
Deutschland.
Intensiv wird erforscht, wie geschützt Geimpfte auch
gegen die Mutationen sind. Grundsätzlich gilt
für alle Präparate und die bisher in Deutschland bekannten Mutanten:
Sich zu impfen bringt mehr Sicherheit vor einer schweren Erkrankung
als dies nicht zu tun.
Aber wie gut ist der Schutz genau bei den
Varianten, die hierzulande kursieren? Ein Überblick.
Bild: watson
Welche Mutanten gibt es bereits in Deutschland?
Mit einem Anteil von mehr als 90 Prozent an den
untersuchten Proben dominiert derzeit die vor einiger Zeit zunächst
in Großbritannien nachgewiesene Mutante B.1.1.7 das
Infektionsgeschehen in Deutschland. Der zunächst in Südafrika
nachgewiesene Erreger B.1.351 liegt nach Angaben des Robert
Koch-Instituts (RKI) konstant bei bis zu 1 Prozent, die Variante P.1 – bekannt aus Brasilien – bei bis zu 0,5 Prozent.
Die neu als besorgniserregend eingestufte, zunächst in Indien
entdeckte und inzwischen schon in Dutzenden Ländern kursierende
Mutante B.1.617 hatte zuletzt einen Anteil von weniger als 2 Prozent.
Die absolute Zahl liege weiter "nur im zweistelligen Bereich" – zuletzt bei etwa 30 Fällen pro Woche, heißt es im RKI-Bericht vom
vergangenen Mittwoch (12.5.). Der Anteil sei aber jüngst stetig
gestiegen.
Entwickelt wurden die bisher vier in Deutschland zugelassenen
Impfstoffe gegen den ursprünglichen Erreger-Typ, den sogenannten
Wildtyp. Dem RKI zufolge sinkt die Wahrscheinlichkeit, schwer an
Covid-19 zu erkranken, bei vollständig Geimpften im Vergleich zu
Ungeimpften bei allen vier Impfstoffen um mindestens 80 Prozent.
Doch
wie sieht es mit der Wirksamkeit bei den Varianten aus?
Schützt die Impfung gegen die britische Variante B.1.1.7?
Das Robert-Koch-Institut (RKI) geht davon aus, dass die
Wirksamkeit des Biontech-Impfstoffes bei dieser Mutante im Vergleich
zum Wildtyp nicht sonderlich abgeschwächt ist. Darauf weisen unter
anderem Ergebnisse von Analysen in Israel und Großbritannien hin. Das
Präparat von Astrazeneca könne eventuell etwas weniger effektiv
wirken, so das RKI. Die bisherigen Studien dazu seien allerdings nur
"eingeschränkt aussagefähig", da vergleichsweise wenige Fälle
betrachtet worden seien.
Schützt die Impfung gegen die südafrikanische Variante B.1.351?
"Es ist richtig, dass es vor allem Bedenken bezüglich der Wirksamkeit der Impfstoffe gegen die südafrikanische Variante B.1.351 gibt", sagte Epidemiologe Markus Scholz schon kürzlich zu watson.
Laut RKI liegen zwar derzeit nur wenige Daten zu dieser in
Deutschland selten vorkommenden Mutante vor, doch lassen diese auf
eine "zumindest reduzierte Effektivität" der Impfungen schließen.
Nach einer Analyse in Katar kann der Biontech-Impfstoff bei B.1.351
schwere und tödliche Krankheitsverläufe aber sehr gut verhindern.
Das
Astrazeneca-Präparat kann nach einer Studie in Südafrika, wo das
Corona-Geschehen von B.1.351 dominiert wurde, eine symptomatische
Erkrankung weniger wirksam verhindern als beim Ursprungsvirus. Auch
beim Mittel von Johnson & Johnson gibt es in den vorläufigen Daten
nach Angaben der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) Hinweise,
dass die Wirksamkeit vermindert sein könnte.
Schützt die Impfung gegen die brasilianische Variante P.1?
Diese vor allem in Brasilien verbreitete Sars-CoV-2-Variante
ähnelt B.1.351. Dem RKI zufolge deuten experimentelle Daten auch hier
auf eine reduzierte Wirksamkeit der Impfungen hin. Doch eindeutige
Studiendaten gibt es noch nicht.
Eine britische Untersuchung von
Mitte März kommt zu dem Ergebnis, dass die Astrazeneca- und
Biontech-Präparate gegen P.1 wohl in etwa genauso wirken wie gegen
die britische Variante – und damit besser als gegen die
südafrikanische. Eine US-Studie von Mitte Februar wiederum ergab,
dass die Vakzine von Biontech und Moderna bei P.1 und B.1.351 eine
"signifikant verminderte" Wirksamkeit haben könnten.
Schützt die Impfung gegen die indische Variante B.1.617?
Nach RKI-Angaben deuten erste Laborexperimente darauf hin,
dass die Wirksamkeit von Impfstoffen bei dieser Mutante nicht
substanziell beeinträchtigt ist. Von US-Forschern vorgestellte
vorläufige Daten bestätigten dies gerade erst. Gesicherte Aussagen
lassen sich aber auch hier noch nicht treffen.
Eine noch nicht von
Experten begutachtete Studie aus Indien über den auf dem Subkontinent
verwendeten Impfstoff Covaxin zeigt, dass dessen Wirksamkeit bei
B.1.617 wohl zwar im Vergleich zum Wildtyp etwas vermindert sein
könne, aber noch in etwa so gut sei wie bei B.1.1.7.
"Ein Grund zur
Sorge, dass die Impfungen durch diese Virusvariante ihre Wirksamkeit
verlieren, besteht aktuell nicht", sagt Ende April der Leiter der
Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung an der
Berliner Charité, Leif-Erik Sander, dem Science Media Center.
Besteht Grund zur Sorge?
Doch ist eine möglicherweise verminderte Wirksamkeit mancher oder
aller Impfstoffe bei Virusvarianten überhaupt ein Grund zur Sorge?
Nicht wirklich, sagen Experten. Zum einen sehen sie vor allem den
Schutz vor sehr schweren bis tödlichen Verläufen bei den derzeit im
Fokus liegenden Varianten als weitgehend gegeben. Zudem ließen sich
gegen bedrohliche Mutanten rasch angepasste Impfstoffe für eine
Auffrischungsimpfung entwickeln.
Epidemiologe Markus Scholz von der Universität Leipzig sagte kürzlich gegenüber watson: "Ich gehe davon aus, dass Anpassungen der Impfstoffe weniger Zeit erfordern als deren Neuentwicklung. Es ist durchaus vorstellbar, dass es sogar zu regelmäßigen Anpassungen und Impfungen gegen die aktuell endemischen Covid-19 Varianten kommen wird – ähnlich zur Situation bei Influenza."
(hau/mit Material von dpa)
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