Zum 1. April wird der Konsum und Anbau von Cannabis in Deutschland straffrei. Die Bundesregierung hat damit eines ihrer zentralen Wahlversprechen eingelöst. Erwachsene dürfen künftig bis zu drei eigene Hanfpflanzen selbst anbauen und außerdem Cannabis-Social-Clubs beitreten, über die sie Gras beziehen können.
Die Clubs dürfen an jedes ihrer maximal 500 Mitglieder im Monat 50 Gramm Cannabis herausgeben. Ab dem 1. Juli gehen sie an den Start und beginnen mit dem Anbau der Pflanzen. Weil zunächst keine offiziellen Verkaufsstellen geplant sind, bleibt gesetzestreuen Konsument:innen erstmal also nur der Eigenanbau.
Doch wie gelingt die eigene kleine Cannabis-Farm auf dem Balkon oder im Garten? Watson hat im Folgenden wichtige Tipps zusammengetragen.
Bei einigen Interessierten dürfte der Respekt vor dem Unterfangen selbst Cannabis anzubauen, groß sein. Doch keine Sorge: Jede:r mit einem durchschnittlich grünen Daumen sollte es schaffen, seine Pflanzen durchzubringen.
Neben dem Indoor-Anbau mit Growbox und LED-Lampen, der das ganze Jahr über möglich ist, ist jetzt im Frühling – pünktlich zur Cannabis-Freigabe am 1. April – der beste Zeitpunkt, um die Samen auszusäen. Das Gute: Wer Cannabis im Freien anpflanzt, vermeidet auch die hohen Stromkosten, die bei der Indoor-Zucht anfallen.
Aktuell müssten die Cannabis-Samen noch aus dem Ausland bezogen werden. Man sollte dabei zu feminisierten, also weiblichen Samen greifen. Denn während männliche Pflanzen meist nur sehr wenig von dem high machenden THC liefern, ist der Gehalt bei weiblichen Hanfpflanzen wesentlich höher. Deren Blüten bilden zudem überwiegend größere Buds und sind besonders harzreich.
Für Anfänger:innen empfehlen sich sogenannte Autoflowering Seeds. Diese bringen vergleichsweise pflegeleichte Pflanzen hervor und haben verkürzte Wachstums- und Blütezeiten.
Ratsam ist es Expert:innen zufolge auch, für den Anfang mehr als drei Samen zu säen, nur um auf Nummer sicher zu gehen. Stecklinge, die man dann nach dem neuen Gesetz womöglich zu viel hat, können zum Beispiel an Freund:innen verschenkt werden.
Um die Samen zum Keimen zu bringen, sollte man sie in ein gut befeuchtetes Küchenpapier oder zwischen zwei Wattepads wickeln und in einem Frischhaltebeutel aufbewahren. Nach 48 Stunden, spätestens aber nach einer Woche, fangen sie dann an zu keimen. Eine regelmäßige Kontrolle ist empfehlenswert, auch um Tücher oder Pads zum Beispiel mit einer Sprühflasche neu zu befeuchten.
Ebenfalls ratsam: Die keimenden Samen vorsichtig aus dem Küchenpapier holen und in Torfplatten mit pH-neutralem Wasser aufquellen lassen. Dann die Keimlinge in Töpfe verpflanzen und an einen sonnigen Ort stellen. Die Pflanzen möglichst vor Regen und Wind schützen.
Wer sich gut um seine Pflanzen kümmern will, sollte sie regelmäßig düngen. Während des Wachstums braucht Cannabis vor allem drei Nährstoffe: Stickstoff, Phosphor und Kalium. Wenn die ersten Blätter in der bekannten 5-Finger-Form entstehen, startet die eigentliche Wachstumsphase.
Wenn die Pflanzen etwa 10 bis 15 Zentimeter groß sind, sollte erstmals gedüngt werden. Wie viel und in welchem Rhythmus lässt sich den Angaben des Herstellers des gewählten Düngemittels entnehmen.
Neben dem Düngen sind ausreichend Licht und der richtige pH-Wert des Wassers die entscheidenden Faktoren beim Outdoor-Growing.
Beim Gießen gilt: Weniger Wasser ist mehr. Der Topf sollte Löcher haben, damit überschüssiges Wassers abfließen kann und die Wurzeln nicht durch Überwässerung ertrinken. Bei Keimlingen ist es ratsam, lieber noch zur Sprühflasche zu greifen. Entwickelte Pflanzen brauchen hingegen mehr Wasser. Allerdings sollten sie erst dann gegossen werden, wenn die Erde trocken wird.
Wer auf Autoflowering Seeds setzt, kann bereits nach drei Monaten ernten. Ansonsten ist die Erntezeit etwa im September oder Oktober. Bevor die Früchte der Arbeit genossen werden können, müssen die Blüten noch getrocknet werden. Das dauert rund zehn Tage und bedarf der Lagerung in einem dunklen, trockenen Raum.
Wichtig: Bei drei Pflanzen würde man die erlaubte Besitzmenge Cannabis schnell überschreiten. Die Angaben von 50 Gramm pro Person beziehen sich aber auf getrocknetes Cannabis: Die Pflanzen verlieren nämlich fast 80 Prozent ihres Gewichts, wenn sie getrocknet werden. Wer also zum Beispiel 200 Gramm erntet, hat im getrockneten Zustand circa 40 Gramm Gras übrig und ist auf der sicheren Seite.